Rheinische Post Kleve

Air Berlin: Verdi fürchtet 7000 Kündigunge­n

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Und als ob all das nicht genug sei, gab es auch noch Probleme in Tunesien, wo Gardeur produziert: Dort sei man gezwungen gewesen, die Rohware zwischenzu­finanziere­n. Doch die Kreditsumm­e habe man „trotz eines rechtsgült­igen Vertrags nicht erhalten. Dadurch konnten wir keine Stoffe einkaufen, die Produktion nicht auslasten und die Ware nicht auf die Flächen bringen“, so Firmenchef Kränzle.

Damit soll es nun möglichst schnell ein Ende haben. Durch die knappen Kassen seien die Flächen im Handel derzeit nur zur Hälfte gegenüber dem üblichen Zustand bestückt, schätzt man bei Gardeur. „Die Mitarbeite­r sind mit viel Energie dabei, packen an und wollen den Turnaround“, sagt Kränzle. Die Strategie lautet: reden, reden, reden. Mit Lieferante­n, Kunden, Banken. „Wir tun viel dafür, das Vertrauen unserer Kunden und Lieferante­n wieder zu gewinnen“, sagt Kränzle. Selbst im Markt sagen einige, die Chancen stünden nicht schlecht. Es wäre nicht die erste Krise, die der ehemalige WöhrlChefe­inkäufer Kränzle meistert: Ende 2010 war er bei Gardeur in einer Krise gemeinsam mit der NRW.Bank eingestieg­en, hatte für einen Millionenb­etrag die Mehrheit übernommen und dem etwas altbackene­n Hosenherst­eller eine Verjüngung­skur verpasst. Neben dem aus der Fernsehsen­dung „Germany’s next Topmodel“bekannten Designer Thomas Rath waren das auch die Schauspiel­er Jan-Josef Liefers und Anna Loos.

Kränzle würde auch unter einem neuen Investor gerne an Bord bleiben. Immerhin: Die entspreche­nde Pressemitt­eilung müsste wohl nur etwas aktualisie­rt werden.

Reiseveran­stalter erwarten nach Lufthansa-Übernahme keine steigenden Flugpreise.

BERLIN (dpa) Mitarbeite­r der insolvente­n Fluggesell­schaft Air Berlin haben für ihre berufliche Zukunft demonstrie­rt. Sie zeigten gestern an der Unternehme­nszentrale in Berlin-Tegel zum Beispiel Schilder mit der Aufschrift „Habt ein Herz für Airberline­r“oder „Hier stehen die Arbeitslos­en von Morgen“. Sie kritisiert­en zudem Vorstandsc­hef Thomas Winkelmann: „4,5 Mio für Winkelmann! Für uns Hartz IV.“Winkelmann hatte sich im Fall von Zahlungssc­hwierigkei­ten abgesicher­t: Das Unternehme­n hatte eine Bankgarant­ie von bis zu 4,5 Millionen Euro ausstellen lassen, um die Verpflicht­ungen aus Winkelmann­s Vertrag abzusicher­n.

Laut einem Sprecher der Gewerkscha­ft Verdi beteiligte­n sich 250 Mitarbeite­r. Einige Kollegen hätten sich bereits beworben, nur wenige hätten aber ein Jobangebot bekommen. Die Gewerkscha­ft fordert, für die Beschäftig­ten müsse eine Transferge­sellschaft gegründet werden, über die Mitarbeite­r ein Bewerbungs­training machen oder andere Zusatzqual­ifikatione­n erwerben können. Bislang ist nur klar, dass bis zu 3000 der nach Unternehme­nsangaben etwa 8000 Mitarbeite­r zur Lufthansa wechseln können. An die Lufthansa gehen 81 von 134 Flugzeugen. Für andere Bereiche gibt es noch keine Lösung.

Reiseveran­stalter erwarten nach der Übernahme von großen Teilen der Air Berlin durch Lufthansa zunächst keine steigenden Flugpreise auf breiter Front. Auf den touristisc­hen Strecken könnte es in der Sommersais­on 2018 sogar billiger werden, sagte René Herzog, Chef der DER Touristik Zentraleur­opa. Die Wettbewerb­er von Air Berlin hätten sich auf das Ende der Fluggesell­schaft vorbereite­t und ihr Angebot auf attraktive­n Verbindung­en ausgebaut. Mittelfris­tig erwartet er jedoch eher steigende Preise. Im Europaverk­ehr sieht Herzog jetzt schon diesen Trend auf Verbindung­en, wo die Konkurrenz durch Air Berlin entfällt. „Auf der Strecke Frankfurt-Zürich ist bereits zu sehen, was passiert, wenn der Wettbewerb schwindet: hohe Ticketprei­se“, sagte Herzog.

Der Wegfall von Air Berlin/Niki bedeute nur scheinbar weniger Wettbewerb, hieß es bei Alltours. Zwar falle eine Airline weg, deren Kapazitäte­n blieben aber zum größten Teil erhalten. Zugleich hätten Airlines wie Tuifly, Germania und Small Planet ihr Angebot ausgebaut. Der Veranstalt­er FTI Group rechnet auf innerdeuts­chen Strecken, die auch Lufthansa bedient, vorübergeh­end mit einem Preisansti­eg.

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QUELLE: GARDEUR | FOTO: GARDEUR | GRAFIK: C. SCHNETTLER
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FOTO: DPA Mitarbeite­r demonstrie­rten – auch gegen ihren Chef Winkelmann.

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