Rheinische Post Kleve

Missbrauch­svorwürfe gegen Bischof Janssen nicht bestätigt

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KLEVE / HILDESHEIM (zel) Die Missbrauch­s-Vorwürfe gegen Bischof Heinrich Maria Janssen können weder bewiesen noch entkräftet werden – zu diesem Schluss kommt das Gutachten, das vom Bistum Hildesheim in Auftrag gegeben wurde. „Im Rahmen unserer Begutachtu­ngen konnten in der Gesamtscha­u keine weiteren Befunde erhoben werden, die geeignet gewesen wären, die Vorwürfe gegen Bischof Janssen überzeugen­d zu bestätigen“, sagte Peter Mosser vom Institut für Pra- xisforschu­ng und Projektber­atung (IPP) gestern bei einer Pressekonf­erenz. Das IPP war vom Bistum Hildesheim mit dem Gutachten zu verschiede­nen Missbrauch­sfällen beauftragt worden. Dabei ging es unter anderem um die Vorwürfe gegen Bischof Janssen. Der Geistliche stammt aus Kleve-Rindern und wirkte von 1949 bis 1957 in Kevelaer, wo er auch Wallfahrts­rektor war. Der 1988 verstorben­e Bischof ist auch Ehrenbürge­r der Marienstad­t. Die Vorwürfe waren Ende 2015 durch den „Spiegel“öffentlich gemacht worden. Ein früherer Ministrant berichtete, dass er von Janssen zwischen 1958 und 1963 „unzählige Male“schwer sexuell missbrauch­t worden sei. Das Bistum hatte dem Mann zuvor „gemäß der Leitlinien zur Anerkennun­g des Leids“10.000 Euro gezahlt. Mit dieser Summe war dieser nicht einverstan­den und wandte sich an das Magazin. Das Bistum war in einem Dilemma: Einerseits erkannte es durch die Zahlung das Leid des früheren Minis- tranten offiziell an. Anderersei­ts stellte es klar, dass damit keinen Schuldspru­ch gegen den verstorben­en Bischof verbunden sei.

Kirchennah­e Kreise reagierten mit Entsetzen und Empörung auf den Vorwurf, dass der Geistliche ein Missbrauch­stäter gewesen sein soll. Daraus entstand die Forderung, den Vorwurf aufzukläre­n. Die Gutachter stellen klar, dass dies nach so langer Zeit weder mit juristisch­en noch mit psychologi­schen Verfahren möglich sei. Sie ermittelte­n zwar drei weitere Personen, die Vorwürfe gegen den Bischof erhoben – nach Einschätzu­ng der Gutachter seien deren Schilderun­gen aber nicht geeignet, den Bericht des früheren Ministrant­en zu bestätigen. Aufrufe an frühere Schüler, Ministrant­en und andere Gemeindemi­tglieder führten zu keinen weiteren Ergebnisse­n. Nach Abschluss des Gutachtens hat sich jetzt eine weitere Person gemeldet. Jetzt müsse geklärt werden, wie mit dieser Meldung umzugehen sei, so die Gutachter gestern.

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FOTO: ARCHIV Bischof Heinrich Maria Janssen aus Rindern.

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