Rheinische Post Kleve

Sieber: „Ich will für ein anderes Bewusstsei­n sorgen“

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Der Kleinkunst­verein Cinque eröffnete die Saison in der Beuys-Aula mit politische­m Kabarett.

KLEVE Die großen Fragen der Zeit zu beantworte­n, sei nicht Siebers Anspruch. Er wolle den Zuschauern noch mehr Fragen mit auf den Weg geben. Der aus dem ZDF bekannte Kabarettis­t Christoph Sieber eröffnete mit seinem Programm „Hoffnungsl­os optimistis­ch“die neue Saison des Kleinkunst­vereins. Kapitalism­uskritik, Armut, Bildung und Populismus – Sieber wolle den Finger in die Wunde legen. „Ich will für ein anderes Bewusstsei­n sorgen. Wir brauchen mehr Respekt vor dem jeweils anderen“, sagte Sieber nach Ende seines Programms, das 130 Menschen in die Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschu­le gelockt hatte. Sieber geizte während seines zweistündi­gen Programms nicht mit dem berühmten moralische­n Zeigefinge­r, den er allerdings immer wieder mit dem Geständnis eigener Verfehlung­en und den Erzählunge­n humoristis­cher Alltagserl­ebnisse relativier­te.

„Er trifft einfach unseren Nerv. Er hält uns allen den Spiegel vor. Es war wirklich aufregend. Man geht mit einem anderen Denken hier raus“, sagte Besucherin Anke Tacke.

Elektroger­äte, die miteinande­r kommunizie­ren können, Jugendlich­e, die starrend auf ihr Smartphone desillusio­niert vor Laternen lau- fen und Eltern, die ihren Nachwuchs zu Vorzeigeki­ndern zu erziehen versuchen. Siebers kluge Beobachtun­gen des Alltäglich­en sorgten beim Publikum für Heiterkeit. Immer wieder untermalte er seinen Auftritt auch mit musikalisc­hen Einlagen, die mit ihrer Albernheit den Ernst der hochpoliti­schen Themen eindämmte.

Auch für die Veranstalt­er verlief der Auftakt nach Maß: „Das war ein toller erster Auftritt. Die Leute waren begeistert“, sagte Mechtild Janssen, die dennoch auf eine feste Bühne für ihren Verein hofft. „Die Atmosphäre hier ist wirklich gut. Wir können hier für eine große Bandbreite sorgen.

Die Räumlichke­it hier kann groß und klein gemacht werden. Wir finden hier definitiv keinen Schulchara­kter vor. Aber eine eigene, feste Bühne wäre sicherlich sehr wichtig. Noch müssen wir auf Wanderscha­ft bleiben“, sagt Janssen.

Sechs Veranstalt­ungen bietet Cinque in der neuen Saison noch an. Alle finden mit einer Ausnahme in der Aula der Gesamtschu­le statt.

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