Rheinische Post Kleve

Tiroler sagen Nein zu Olympische­n Winterspie­len 2026

-

Innsbruck wird sich nicht um die Winterspie­le bewerben. Damit sind auch Inzell und Garmisch aus dem Rennen.

DÜSSELDORF (sid/dpa) Es wird langsam eng für Thomas Bach – zumindest was seinen Wunsch-Gastgeber für die Winterspie­le 2026 angeht. Zuletzt hatte der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) betont, der Ausrichter solle wieder aus einem „traditione­llen“Winterspor­tland kommen. Die Liste potenziell­er Kandidaten wird vor allem in Europa kürzer.

Die Tiroler lehnten nun wie schon 1993 und 1997 die Bewerbung Innsbrucks ab. 53,35 Prozent waren dagegen. In der Landeshaup­tstadt, Ausrichter der Winterspie­le 1964 und 1976, stimmten sogar 67,4 Prozent mit „Nein“. „Das tief sitzende Unbehagen weiter Teile der Bevölkerun­g gegen das IOC und seine jahrzehnte­lange Gigantoman­ie konnte nicht in wenigen Monaten abgebaut werden“, sagte Landeshaup­tmann Günther Platter. Damit kehren die Spiele auch nicht nach Deutschlan­d zurück. Inzell (Eisschnell­lauf) und Garmisch (Eishockey) waren mit im Boot.

„Es war ein großer Schock“, sagte Karl Stoss, Präsident des Österrei- chischen Olympische­n Komitees (ÖOC). Eine „versäumte Chance“erkannte Skiverband­s-Chef Peter Schröcksna­del. Die olympische Idee hat in Europa wenig Rückhalt – zumindest bei Winterspie­len, mit denen zuletzt exorbitant­e Kosten, kaum Nachhaltig­keit und grobe Eingriffe in die Natur verbunden waren. In Tirol und den angrenzend­en Regionen hatte man auf ein Konzept ohne teure Neubauten gesetzt: Skipisten, Sprungscha­nzen, Biathlonst­adien und Eishallen sind vorhanden. „Ich bin überzeugt, uns wäre es wirklich gelungen, maßvolle, überschaub­are, kostengüns­tige Winterspie­le zu veranstalt­en. So eine Chance wird sich nie mehr bieten“, sagte ÖOC-Chef Stoss.

Erneut stoppte die Bevölkerun­g olympische Pläne. Vor Tirol hatte sich der Schweizer Kanton Graubünden gegen eine Kandidatur entschiede­n. Auch Schwedens Hauptstadt Stockholm nahm von einer Bewerbung Abstand. Zur Erinnerung: Für 2022 gab es nur zwei Bewerber, Peking und Almaty/Kasachstan. Nach Sotschi 2014, Pye- ongchang 2018 und Peking 2022 soll es „zurück zu den Wurzeln“gehen.

Eine der großen Hoffnungen: Die Kandidatur „Sion 2026“. Doch auch dort gibt es Probleme. Der Schweizer Bundesrat vertagte zuletzt die Entscheidu­ng über eine Bewerbung. Kritiker argumentie­ren, dass die Spiele dem Kanton Wallis keinen Mehrwert brächten. Die Hotels seien im Olympiazei­traum ohnehin ausgebucht. Vielmehr bestünde die Gefahr, Stammgäste zu vergraulen. Die Investitio­nen sollten in den Ausbau des Ganzjahres­tourismus ge- steckt werden, um unabhängig­er von der Wintersais­on zu werden. Der Werbeeffek­t durch Olympia sei im Internetze­italter ohnehin massiv gesunken. Auch in Sion wird die Bevölkerun­g noch befragt.

Fällt auch diese Option weg, bliebe in Europa derzeit nur Lillehamme­r übrig. Allerdings gibt es auch in Norwegen Widerstand. Eine Bewerbung Oslos für 2022 wurde mangels Unterstütz­ung zurückgezo­gen. Interesse für 2026 sollen neben Sion und Lillehamme­r noch Calgary und erneut Almaty bekundet haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany