Rheinische Post Kleve

Kritik an Darstellun­g der RAF im „Tatort“

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STUTTGART (dpa) Der Stuttgarte­r „Tatort“ist auf großes Interesse gestoßen. Den Fall „Der rote Schatten“sahen 9,27 Millionen Menschen (Marktantei­l 27,2 Prozent). Die Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) müssen den Mord an einer Frau klären – die Spuren führen die Kommissare in die Zeit des Deutschen Herbstes und des Terrors der Roten Armee Fraktion (RAF) zurück.

Der Journalist und RAF-Experte Stefan Aust kritisiert­e die Darstellun­g der Todesnacht von Stammheim jedoch als RAF-Propaganda. Im „Tatort“von Regisseur Dominik Graf war die Frage offen geblieben, ob sich die Terroriste­n Baader, Ensslin und Raspe 1977 im Gefängnis das Leben nahmen – oder doch ermordet wurden. „Es gibt keine ernstzuneh­menden Zweifel daran, dass es Selbstmord war“, sagte Aust der „Bild“-Zeitung. Im „Tatort“wurde der Tod der Gefangenen in zwei Versionen inszeniert, auch als Mord durch eine geheime Truppe. „Das wird bei den Zuschauern hängen bleiben“, kritisiert­e Aust, Autor des Buches „Der Baader-Meinhof-Komplex“. „Ich halte das für sehr problemati­sch. Das ist RAF-Propaganda.“

Der Südwestrun­dfunk (SWR) wies das zurück. „Dieser Tatort ist nicht pro RAF“, betonte Manfred Hattendorf, kommissari­scher Filmchef. Der Film beziehe Position, ohne sich für eine Deutungsva­riante zu entscheide­n. Regisseur Graf hatte in Interviews dem Staat mangelnde Aufarbeitu­ng der RAF vorgeworfe­n.

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