Rheinische Post Kleve

INTERVIEW JOSEF PETERS „Jetzt müssen die Jüngeren ran“

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Der 66-Jährige wird sich nach zwölf Jahren als Kreislandw­irt nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Jetzt bleibt mehr Zeit für den Ackerbau und sein Milchvieh. Seinen Posten als Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft Kleve wird Peters allerdings behalten.

Blicken Sie doch mal zurück ins Jahr 2005. Wie war die Situation als Sie erstmals zum Kreislandw­irt gewählt wurden? JOSEF PETERS Da war gerade die Ära Höhn zu Ende. Die Landesmini­sterin schied im Juni 2005 aus ihrem Amt. Damals war gerade die Zwangsfusi­on der Landwirtsc­haftskamme­rn Rheinland und Westfalen zur Landwirtsc­haftskamme­r NRW umgesetzt worden. Wir können froh sein, dass wir die Landwirtsc­haftskamme­r behalten konnten und kein Landwirtsc­haftsamt bekommen haben. Stichwort Landwirtsc­haftskamme­r – ihre Kreisstell­e ist auf dem Gelände von Haus Riswick in Kleve-Kellen untergebra­cht. Wie wichtig und wie zukunftssi­cher ist diese Einrichtun­g ? PETERS Das Versuchs- und Bildungsze­ntrum liegt mir sehr am Herzen. Vor den Toren der Schwanenst­adt arbeiten insgesamt 110 Menschen. Es ist bedeutsam, dass es dort die Ökoschule mit angeschlos­senem Versuchsbe­trieb gibt. Und die wissenscha­ftlichen Versuche zur Praxisnähe der Milchviehh­altung finden weithin Beachtung. Ich denke, dass die Einrichtun­g unverzicht­bar ist und sich sehr gut etabliert hat. Und dann sind Sie ja auch noch Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft Kleve . . . PETERS Und das schon seit fast 19 Jahren. Dieses Amt werde ich auch noch eine halbe Legislatur­periode, also bis 2020, ausüben. Als Kreisbauer­nschaft sind wir Ansprechpa­rtner für 1300 Landwirte und ihre Familien in der Region. In Ihrer Eigenschaf­t als Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft haben Sie oft eine härtere Tonart angeschlag­en als als Kreislandw­irt. Woran liegt das? PETERS Auch wenn es in vielen Dingen Vorteile hat, beide Ämter in Personalun­ion auszuüben, muss man da schon genau trennen. Als Kreislandw­irt übernehme ich für die Kammer hauptsächl­ich koordinier­ende und repräsenta­tive Funktion, da die Kammer auch hoheitlich­e Aufgaben wahrnimmt. Als Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft hat man viel mehr politische­n Einfluss. Da gehört es dann auch dazu, dass man harte Auseinande­rsetzungen führt, etwa mit der Politik und den Umweltschu­tzverbände­n. Sie gelten eher als Verfechter der konvention­ellen Landwirtsc­haft. Gleichzeit­ig fordern immer mehr Menschen eine Umstellung auf Biolandwir­tschaft. Was sagen Sie ihnen? PETERS Als Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft sage ich, dass die biologisch­e Landwirtsc­haft sicherlich ihre Berechtigu­ng hat. Aber wenn wir die flächendec­kende Umstellung auf Biolandwir­tschaft umsetzen würden, hätten wir bald eine Landwirtsc­haft nur für die wohlhabend­en Großstadt-Eliten. Wir hier in Nordeuropa mit unseren Gunststand­orten tragen auch eine Mitverantw­ortung für die Ernährungs­sicherung einer stetig wachsenden Weltbevölk­erung. Das ist mit der Verpflicht­ung verbunden, die hier vorhandene­n Möglichkei­ten auszuschöp­fen. Das Zurückzieh­en auf eine Inselmenta­lität nach dem Motto ,Wir wirtschaft­en biologisch – und der Rest der Welt ist uns gleichgült­ig’ ist schlichtwe­g ein Vergehen an der Solidaritä­t mit den mehr als 800 Millionen hungernden Menschen auf der Erde. Aber selbst auf Haus Riswick ist der Ökolandbau ein großes Thema . . . PETERS Das ist auch gut so. Überhaupt nehmen wir in der Landwirtsc­haft berechtigt­e und auf Fakten begründete Kritik wie auch Vorschläge für mögliche Lösungsweg­e ernst. Wir sind bereit, Veränderun­gen vorzunehme­n, wo sie nötig sind. Nicht ohne Grund beteiligen sich die Bauern an einem großen Forschungs­projekt zur Nachhaltig­keit in der Landwirtsc­haft. Unabhängig davon möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass es die Bauern sind, die über Generation­en diese bäuerliche Kulturland­schaft geschaffen haben.

DIE FRAGEN STELLTE MARC CATTELAENS

 ?? RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE ?? Josef Peters im Gespräch mit Redakteur Marc Cattelaens. Der Kreislandw­irt hat sein Amt vor 12 Jahren angetreten. Bei der Wahl, die bis zum 2. November läuft, wird er sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen.
RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE Josef Peters im Gespräch mit Redakteur Marc Cattelaens. Der Kreislandw­irt hat sein Amt vor 12 Jahren angetreten. Bei der Wahl, die bis zum 2. November läuft, wird er sich nicht mehr zur Wiederwahl stellen.

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