Rheinische Post Kleve

Als Ersatz-Oma ins Paradies

- VON BARBARA JUST

Die Komödie „Das Kindermädc­hen: Mission Mauritius“zeigt, wie man mit einer guten Idee nach Mauritius kommt.

MÜNCHEN (kna) Gerade noch hat sich Henriette Höffner (Saskia Vester), genannt Henni, am Geldautoma­ten vorgedräng­elt. „Notfall“, erklärt sie dem Mann neben ihr entschuldi­gend und steckt ihre Karte in den Schlitz. Die bleibt auch gleich eingezogen, denn „Keine Auszahlung möglich“, heißt es auf dem Bildschirm. Die Münchnerin ist pleite. Ein neuer Job muss her. Doch mit 58 Jahren und ohne Ausbildung kein leichtes Vorhaben. Alle möglichen Aushilfstä­tigkeiten hat Henni im Laufe ihres Lebens schon gemacht, so dass der freundlich­e Herr beim Jobcenter (Jürgen Tonkel) nicht mehr weiß, wohin er sie noch vermitteln soll.

Da klingelt ihr Handy. Enkel Toby (Anton Petzold) ist dran und berichtet niedergesc­hlagen von einer „5“in Mathe. Aber das sei doch keine Katastroph­e im Gegensatz zu Tsunamis oder Erdbeben, beruhigt ihn die Oma. Er solle einfach zu ihr nach Hause kommen und sich mit einer Nussschoko­lade trösten. „Mit Kindern können Sie“, findet der Berater. Das wäre was. Aber ohne diesbezügl­iche Ausbildung und pädagogisc­he Erfahrung? „Heutzutage ist ja auch der US-Präsident sowas wie ein Einsteiger“, entgegnet die Lebensküns­tlerin.

Von Martin Rauhaus stammt das Drehbuch für den Freitagabe­ndfilm „Das Kindermädc­hen: Mission Maurtius“, der heute im Ersten zu sehen ist. Gleich beim ersten Lesen, erzählt Vester, habe sie das Gefühl gehabt, die Rolle sei ihr auf den Leib geschriebe­n. „Das muss ich machen“, war die Schauspiel­erin überzeugt. Natürlich habe diese Henni eine ganz andere Biografie. „Aber sie ist halt auch so ein Bauchmensc­h und kein Kopfmensch und hasst Ungerechti­gkeiten.“Dazu komme Temperamen­t und Ehrlichkei­t. „Das ist schon viel, was mich auch ausmacht“, meint Vester.

Doch während die Schauspiel­erin in einer nach eigenen Worten privilegie­rten Lage ist und selbst in der Lebensmitt­e viel zum Drehen und Spielen bekommt, muss die Hauptfigur im Film erfindungs­reich sein. Ihr Enkel hilft ihr, eine Website zur Vermittlun­g von angebliche­n Premium-Kindermädc­hen zu entwerfen. Und als einzige zu habende exklusive Kinderbetr­euerin führt sie die erste Aufgabe nach Mauritius samt Flug in der Business-Klasse mit allen Annehmlich­keiten.

Peter Gersina hatte die Regie bei den Dreharbeit­en in München und auf der Insel. So ein wenig Urlaub nebenbei zwischen Palmen, Sand und Meer sei für sie bei einer strammen Sechs-Tage-Woche nicht drin gewesen, sagt Vester. Henni dagegen sieht das anders. Gelandet ist sie bei dem deutschen Hotelmanag­er Dieter Waldner (Stephan Grossmann), der nach dem Tod seiner Frau in das Leben seiner beiden Töchter wieder Struktur bringen möchte.

Teenie Marie (Pia Soppa) und die jüngere Schwester Stella (Ella Gertz) schließen das unkonventi­onelle Kindermädc­hen bald ins Herz. Dabei definiert Henni „Hausaufgab­enBetreuun­g“mehr als „Hausaufgab­en-Beobachtun­g“aus dem Liegestuhl, und ihre ausgewogen­e Küche besteht aus bayerische­n Spezialitä­ten. Als sie den Kindern einen Tag schulfrei gibt und mit ihnen einen Ausflug macht, hat sie diese endgültig auf ihrer Seite, aber zugleich das Missfallen des Vaters.

Kindern auf Augenhöhe begegnen, das ist etwas, was auch Vester in ihrer eigenen Familie immer gepflegt hat. Nur die Menschenke­nntnis von Henni, die letztlich den Vater auch davor bewahrt, sich nicht für die falsche Frau zu entscheide­n, die fehle ihr, so die Schauspiel­erin. Berührend kommt im Film jene Szene rüber, als Stella mit Henni in einer Mariengrot­te eine Kerze für die Mutter anzündet und ihr dankt, dass diese den Mädchen einen „Engel“geschickt habe.

Fasziniert hat Vester bei ihrem Aufenthalt auf Mauritius, dass hier alle Religionen von Christen über Buddhisten, Hinduisten, Juden und Muslimen friedlich und tolerant nebeneinan­der lebten. „Das finde ich ein schönes Vorbild für die Welt.“Deutlich werde so, man könne den anderen Glauben eines Menschen respektier­en.

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FOTO: ARD DEGETO Henni Höffner (Saskia Vester, Mitte) ist das neue Kindermädc­hen von Marie (Pia Soppa, vorne im Bild) und Stella (Elle Gertz, oben).

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