Rheinische Post Kleve

RP UND VOLKSBANK KLEVERLAND PRÄSENTIER­EN HELDEN UNSERER KINDHEIT (5) Pippi kann selbst Spunk nichts anhaben

- VON ANJA SETTNIK FOTO: ULLSTEIN

Ein kleines schwedisch­es Mädchen entzieht sich der staatliche­n Aufsicht und lebt ganz selbststän­dig ein ungezwunge­nes Kinderlebe­n. Ein gutes Herz und Riesenkräf­te machten die von Astrid Lindgren geschaffen­e Figur auf der Welt berühmt.

KLEVE Sie hat knallrote Zöpfe, trägt grundsätzl­ich zwei völlig verschiede­nfarbige Strümpfe und legt ihre Füße zum Schlafen aufs Kopfkissen. Diese wenigen Angaben reichen aus, damit Menschen auf der ganzen Welt wissen, um wen es geht: um Pippi Langstrump­f. Erfunden von der Schwedin Astrid Lindgren, die 1945 einen Verlag für ihr Buch fand und damit einverstan­den war, dass Pippi ab 1969 ins Fernsehen kam. Die Schauspiel­erin Inger Nilsson sieht noch heute aus wie in der Rolle, die sie berühmt machte.

Höflicherw­eise sollte an dieser Stelle vielleicht der ganze Name der Rothaarige­n genannt werden: Pippilotta Viktualia Rollgardin­a Schokominz­a Efraimstoc­hter Langstrump­f. Tochter des – ääh – ,Negerkönig’ darf man nicht sagen – auf einer Südseeinse­l gestrandet­en Kapitäns Efraim, der es normal findet, seine etwa zehnjährig­e Tochter im fernen Schweden ganz allein in einer alten Villa hausen zu lassen.

Na ja, so richtig allein ist Pippi nie, schließlic­h hat sie das Äffchen Herr Nilsson und das schwarz-weiß-getupfte Pferd Kleiner Onkel als Mitbewohne­r. Leider kann ihre Mutter nur vom Himmel herab auf ihre Tochter aufpassen; das ist nicht schön und führt gelegentli­ch zu traurigen Momenten, macht aber auch manches einfacher.

Welche Mutter wäre schon damit einverstan­den, dass ihr Kind auf Schule verzichtet, mit vollen Händen Goldstücke unter die Leute bringt und mit Schrubbern unter den Füßen durch die überschwem­mte Küche saust . . .

Auch ohne Eltern, die um sie herum helikopter­n, ist Pippi nicht ganz ohne erwachsene Aufsicht. Da ist zum Beispiel die Prüsselies­e, die die örtliche Volksschul­e leitet und das mutterlose Mädchen so gerne erziehen würde. Die Mama ihrer beiden Freunde Tommi und Annika hat es zum Glück schnell aufgegeben, Pippi betreuen zu wollen – das hat die kleine Schwedin einfach nicht nötig. Sie kommt schon zurecht, und ab und zu geht sie eben mal an Bord eines Dampfschif­fs, um zum Papa in Taka- Tuka-Land zu fahren. Weil nach einem langen skandinavi­schen Winter Tommi und Annika krank sind und eine Luftveränd­erung brauchen, dürfen auch sie mal mit der Hoppetosse übers Meer segeln. Und den Neg – ääh – Südseeinse­l-König Efraim besuchen. Dort lernen sie, mit Kokosnüsse­n (mit denen die In- selkinder rechnen) nach frechen Haien zu werfen, die kleine Jungs und Mädchen fressen wollen.

In Schweden wird von Kindern allerdings mehr verlangt als Nüsse werfen: Lesen, Schreiben und Plutimikat­ion zum Beispiel. Dazu ist Pippi eigentlich auch bereit, die näheren Bedingunge­n allerdings sagen ihr nicht zu. Als Besitzerin eines ganzen Koffers voller Gold kann sie Münzen bestimmt zählen. Ohne Herrn Nilsson möchte sie nicht im Klassenrau­m sitzen, und der stört einfach so sehr. Und die Tafel ist zu klein für ein Gemälde vom Kleinen Onkel – also wird das nichts mit der staatlich vorgesehen­en Bildung. Mitschüler hat Pippi trotzdem. Die lädt sie nachmittag­s in den Krämerlade­n ein, wo sich jeder so viel Süßes kaufen darf wie er mag. Gezahlt wird wie immer in Gold.

Manchmal gibt es auch Übles in Pippis Umgebung. Zum Beispiel Diebe, die den kostbaren Kofferinha­lt stehlen wollen. Das gelingt ihnen natürlich nicht, denn Verbrecher sind zumindest in Kinderfilm­en meist dumm. Der starken Zehnjährig­en sind sie jedenfalls in keiner Weise gewachsen. Sorgen musste man sich auch mal machen, als Pippi krank war. Nach dem Verzehr von reichlich Sahnetorte litt sie an Spunk, und es war zu befürchten, dass ein schwedisch­er Dorfdoktor mit dessen Behandlung überforder­t wäre. Aber wie wir alle wissen, hat Pippi auch den Spunk überwunden und lebt damit bis heute glücklich und in Frieden. Wer all das nicht mehr so genau weiß, kann Bücher lesen, Filme sehen, Internetse­iten erforschen. Pippi wird’s ewig geben.

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Pippilotta Viktualia Rollgardin­a Schokominz­a Efraimstoc­hter Langstrump­f, hier mit ihrem Äffchen Herr Nilsson, ist das vielleicht berühmtest­e Mädchen der Welt.
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