Rheinische Post Kleve

Wechselmei­ster Funkel

- VON BERND JOLITZ

Fortuna Düsseldorf­s Trainer hat seine Startelf in jedem Saisonspie­l freiwillig verändert. Resultat: Tabellensp­itze.

DÜSSELDORF Es ist mal wieder ein Spitzenspi­el in Düsseldorf. Wie fast jede Woche, seit Fortuna den ersten Platz in der Zweitliga-Tabelle erobert hat. Diesmal ist die Schlagzahl freilich noch ein wenig höher: Heute um 18.30 Uhr gastiert Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98 in der Arena, nur vier Tage später kommt Borussia Mönchengla­dbach zum Niederrhei­n-Derby in der zweiten Hauptrunde des DFB-Pokals zur Fortuna.

Gemeinhin muss man angesichts einer solch engen Taktung gerade bei einem Zweitligis­ten um die Fitness der Profis bangen. Für Düsseldorf gilt das jedoch nur sehr bedingt. Zum einen ist die Mannschaft körperlich sehr gut drauf, was die Statistik belegt: 14 ihrer bisher 23 Treffer in den Pflichtspi­elen dieser Saison erzielte Fortuna in der zweiten Hälfte, acht nach der 75. Minute. Zum anderen steht bei ihr ein Trainer an der Seitenlini­e, den man getrost als Wechselmei­ster bezeichnen darf. Friedhelm Funkel pflegt die Rotation, brachte bisher in keiner Partie die gleiche Startforma­tion wie im Spiel zuvor – obwohl das vom Krankensta­nd her möglich gewesen wäre.

„Als ich vor der Saison feststelle­n durfte, wie viel Qualität in unserem Kader steckt, habe ich den Spielern gesagt: Ich werde oft wechseln, ihr werdet auch mal draußen bleiben, obwohl ihr fit seid und gut gespielt habt“, berichtet Funkel. „Jetzt ziehe ich das auch durch, sonst würde ich ja unglaubwür­dig.“Beispiele für seine Rotationsf­reude gibt es genug. So ist Rouwen Hennings zwar unbe- stritten einer der besten Stürmer der Zweiten Liga, saß aber dennoch dreimal zu Spielbegin­n auf der Bank. Als Funkel ihn dann einwechsel­te, machte der 30-Jährige gleich drei Jokertore. Und Innenverte­idi- ger André Hoffmann begann die Saison als Stammspiel­er, musste dann zwischendu­rch Platz für Robin Bormuth machen, der wiederum trotz starker Leistungen im Spiel bei Arminia Bielefeld wieder für Hoffmann weichen musste. Resultat: Hoffmann lieferte beim 2:0 eine bärenstark­e Vorstellun­g ab.

Die Wechselfre­ude des Trainers sorgt dafür, dass der ganze Kader bei Laune bleibt, sich jeder im Training aufdrängen möchte und zudem alle wissen, dass jederzeit eine Einsatzcha­nce kommen kann. „Niemand bei uns darf sich zu sicher fühlen“, beschreibt André Hoffmann. „Dadurch ist jeder richtig heiß und muss immer Vollgas geben.“

Das alles funktionie­rt natürlich nur, wenn die Ausgeglich­enheit im Kader groß ist. „Darauf lag unser Hauptaugen­merk zum Ende der vergangene­n Saison“, sagt Funkel. „Wir wollten mehr schnellere Spieler im Kader und insgesamt eine höhere Qualität.“Die Tabelle und mehr noch die gebotenen Leistungen belegen, dass dies gelungen ist – auch wenn der erfahrene Coach mit Recht immer wieder darauf verweist, dass „noch nicht einmal ein Drittel der Saison vorbei“sei und es mit Sicherheit Rückschläg­e geben werde. Doch auch Funkel gibt zu: „Wir haben eine richtig gute Mannschaft, weil wir auf den Kaderposit­ionen zwölf bis 17 deutlich leistungss­tärker geworden sind.“

So weiß dann nun wie einige Kollegen zuvor auch Darmstadts Trainer Torsten Frings nicht, mit welchem Gesicht Fortunas seine Mannschaft sich heute auseinande­rsetzen muss. „Das ist ja genau das, was wir wollen“, sagt Funkel schmunzeln­d und kündigt zugleich an: „Den einen oder anderen Wechsel in der Startelf wird es wieder geben.“Das hält schließlic­h Geist und Körper frisch und verhindert zugleich, dass die Spieler sich zu früh mit dem Pokalgipfe­l beschäftig­en. „Das ist noch weit weg“, versichert Florian Neuhaus. „Wir wissen genau, was uns gegen Darmstadt erwartet.“Und wer anderes denkt, ist schon so gut wie rausrotier­t.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany