Geldanlage: Mutig Chancen nutzen
Von null auf 390 Millionen in zwölf Jahren: Der Mischfonds „Deutsche Aktien Total Return“stößt bei Anlegern auf große Resonanz. Die Initiatoren haben sich am Markt einen guten Ruf erarbeitet.
Wenn das mal keine Erfolgsgeschichte ist: 2005 starteten die beiden Fondsmanager Christian Krahe und Albrecht von Witzleben den Mischfonds „Deutsche Aktien Total Return“(ISIN: LU0216092006). Zwölf Jahre später und über 390 Millionen Euro schwerer – auf diese Summe kletterte das Fondsvolumen mittlerweile – ist der Fonds nicht nur bei Anlegern beliebt. Die RatingAgentur Morningstar hat die Bestnote fünf Sterne vergeben, verschiedene Fachmedien zeichneten den Fonds ebenfalls aus, der unabhängig von Banken und anderen FinanzAkteuren tätig ist. Depotbank für den Fonds ist die Privatbank Hauck & Aufhäuser.
Beim Interview in Düsseldorf, wo Krahe lebt, verrät der Experte einen wichtigen Erfolgsfaktor: „Wir sind selbst in den Fonds investiert.“Das motiviert allein schon zu guter Arbeit, reicht aber natürlich nicht, den Erfolg zu begründen. Um den zu illustrieren, zunächst ein paar Daten: Die Zehnjahres-Performance beträgt 89 Prozent – so viel hat er seit 2007 an Wert gewonnen. Nur 2008 sei er ins Minus gerutscht, sagt Krahe. Die jährliche Performance liege seit Auflegung bei durchschnittlich rund zehn Prozent. Zugleich schwankt der Fonds in der Wertentwicklung weniger als einige vergleichbare seiner Kategorie.
Die so genannte Volatilität lag in den zurückliegenden vier Jahren zwischen sechs und neun Prozent. „Der Fonds hat eine bessere Performance als der Dax bei einer deutlich niedrigeren Schwankungsbreite“, fasst Krahe nicht ohne berechtigten Stolz zusammen. Er benennt damit zugleich einen wichtigen Vergleichsmaßstab: Der Fonds investiert ausschließlich in deutsche Titel. Allerdings nicht nur in den Dax – im Gegenteil: Häufig haben sich kleinere und mittlere Unternehmen besser entwickelt. In ihnen finden die Anlageexperten denn auch die Perlen.
„Hier zahlt sich unsere eigene Arbeit aus“, sagt Krahe, der mit seinem Geschäftspartner die Unternehmen untersucht, mit dem Management spricht, Analysten konsultiert, die Märkte beobachtet. Auf eine starre Anlagephilosophie mag sich Krahe nicht festlegen, nur so viel: „Wir sind fundamental orientiert.“Die tiefe Analyse von einzelnen Unternehmen steht im Vordergrund. Weder bei der Unternehmensgröße noch bei der Haltedauer sind sie festgelegt. Ziel ist dabei schon, langfristig investiert zu sein. Die Liste der Top-10-Papiere sei ziemlich stabil, sagt Krahe. Aktien des Autovermieters Sixt finden sich sogar seit Fondsauflage im Portfolio.
Als Mischfonds enthält der „Deutsche Aktien Total Return“auch Anleihen – derzeit natürlich wegen der besseren Aktienrendite weniger. Aber auch jetzt finden die Experten gute Gelegenheiten, zum Beispiel eine kürzlich emittierte Anleihe des Finanzdienstleis- ters Grenkeleasing. Da das fünf Jahre laufende Papier nachrangig besichert ist, bietet es eine Verzinsung von sieben Prozent.
Mit einer geschickten Verteilung der Anlagegelder auf ausgewählte Aktien und Anleihen haben die Profis in den zurückliegenden Jahren die Schwankungsbreite des Portfolios reduzieren können. „Wir schauen uns jeden Titel genau an“, erklärt Krahe. Das Portfolio umfasst rund 20 bis 25 Aktien und ebenso viele Anleihen.
Mit der Konzentration auf Deutschland sind die Spezialisten sehr zufrieden. „Deutsche Unternehmen sind gut und solide aufgestellt und äußerst wettbewerbsfähig“, bilanziert Krahe. Derzeit sei man in der deutschen Wirtschaft positiv gestimmt, aber nicht euphorisch.
Selbst die derzeit so gescholtene Automobilbranche stehe im Vergleich gut da. Hier schätzen die Experten derzeit vor allem die BMW-Vorzugsaktie. Sie bietet (Stand Mitte September) eine Dividendenrendite von rund fünf Prozent und ein niedriges Kurs-GewinnVerhältnis von sieben. BMW verkauft auch schon Autos mit Elektroantrieb und stellt sich damit der Zukunft.
„Man muss sich eine fundierte Meinung bilden, Mut dazu haben, sie auch umzusetzen – und Geduld“, so fasst Krahe die Anlagephilosophie der beiden Profis zusammen. Mut brauchten sie zum Beispiel, als sie Aktien des Arzneimittelherstellers Stada kauf- ten, gleich nachdem die ersten Informationen über eine geplante Übernahme kursierten. Die Titel machten sogar zehn Prozent des Fondsvolumens aus – die maximal erlaubte Menge. Doch der erste Übernahmeversuch der Finanzinvestoren Bain und Cinven scheiterte. „Wir waren sehr überrascht, denn der Preis war mehr als gut“, erinnert sich Krahe. Der zweite Versuch klappte dann – und davon profitierte auch der Fonds.
Da die beiden Fondsspezialisten sich mittlerweile ein gutes Renommee im Markt erarbeitet haben, kommen sie auch an Kaufgelegenheiten, die nicht jedermann offenstehen, sei es bei der Emission einer neuen Anleihe oder bei spannenden Börsengängen. Riskante Geschäfte meiden sie aber: „Wir agieren eher vorsichtig, als unkalkulierbare Risiken einzugehen“, sagt Krahe. Dazu passt dann auch die Anlegerstruktur. Vermögensverwalter investieren ebenso wie Family Offices – und immer mehr Einzelanleger.
„Deutsche Unternehmen sind gut und solide aufgestellt und äußerst wettbewerbsfähig“