Rheinische Post Kleve

Geldanlage: Mutig Chancen nutzen

- VON JÜRGEN GROSCHE

Von null auf 390 Millionen in zwölf Jahren: Der Mischfonds „Deutsche Aktien Total Return“stößt bei Anlegern auf große Resonanz. Die Initiatore­n haben sich am Markt einen guten Ruf erarbeitet.

Wenn das mal keine Erfolgsges­chichte ist: 2005 starteten die beiden Fondsmanag­er Christian Krahe und Albrecht von Witzleben den Mischfonds „Deutsche Aktien Total Return“(ISIN: LU02160920­06). Zwölf Jahre später und über 390 Millionen Euro schwerer – auf diese Summe kletterte das Fondsvolum­en mittlerwei­le – ist der Fonds nicht nur bei Anlegern beliebt. Die RatingAgen­tur Morningsta­r hat die Bestnote fünf Sterne vergeben, verschiede­ne Fachmedien zeichneten den Fonds ebenfalls aus, der unabhängig von Banken und anderen FinanzAkte­uren tätig ist. Depotbank für den Fonds ist die Privatbank Hauck & Aufhäuser.

Beim Interview in Düsseldorf, wo Krahe lebt, verrät der Experte einen wichtigen Erfolgsfak­tor: „Wir sind selbst in den Fonds investiert.“Das motiviert allein schon zu guter Arbeit, reicht aber natürlich nicht, den Erfolg zu begründen. Um den zu illustrier­en, zunächst ein paar Daten: Die Zehnjahres-Performanc­e beträgt 89 Prozent – so viel hat er seit 2007 an Wert gewonnen. Nur 2008 sei er ins Minus gerutscht, sagt Krahe. Die jährliche Performanc­e liege seit Auflegung bei durchschni­ttlich rund zehn Prozent. Zugleich schwankt der Fonds in der Wertentwic­klung weniger als einige vergleichb­are seiner Kategorie.

Die so genannte Volatilitä­t lag in den zurücklieg­enden vier Jahren zwischen sechs und neun Prozent. „Der Fonds hat eine bessere Performanc­e als der Dax bei einer deutlich niedrigere­n Schwankung­sbreite“, fasst Krahe nicht ohne berechtigt­en Stolz zusammen. Er benennt damit zugleich einen wichtigen Vergleichs­maßstab: Der Fonds investiert ausschließ­lich in deutsche Titel. Allerdings nicht nur in den Dax – im Gegenteil: Häufig haben sich kleinere und mittlere Unternehme­n besser entwickelt. In ihnen finden die Anlageexpe­rten denn auch die Perlen.

„Hier zahlt sich unsere eigene Arbeit aus“, sagt Krahe, der mit seinem Geschäftsp­artner die Unternehme­n untersucht, mit dem Management spricht, Analysten konsultier­t, die Märkte beobachtet. Auf eine starre Anlagephil­osophie mag sich Krahe nicht festlegen, nur so viel: „Wir sind fundamenta­l orientiert.“Die tiefe Analyse von einzelnen Unternehme­n steht im Vordergrun­d. Weder bei der Unternehme­nsgröße noch bei der Haltedauer sind sie festgelegt. Ziel ist dabei schon, langfristi­g investiert zu sein. Die Liste der Top-10-Papiere sei ziemlich stabil, sagt Krahe. Aktien des Autovermie­ters Sixt finden sich sogar seit Fondsaufla­ge im Portfolio.

Als Mischfonds enthält der „Deutsche Aktien Total Return“auch Anleihen – derzeit natürlich wegen der besseren Aktienrend­ite weniger. Aber auch jetzt finden die Experten gute Gelegenhei­ten, zum Beispiel eine kürzlich emittierte Anleihe des Finanzdien­stleis- ters Grenkeleas­ing. Da das fünf Jahre laufende Papier nachrangig besichert ist, bietet es eine Verzinsung von sieben Prozent.

Mit einer geschickte­n Verteilung der Anlagegeld­er auf ausgewählt­e Aktien und Anleihen haben die Profis in den zurücklieg­enden Jahren die Schwankung­sbreite des Portfolios reduzieren können. „Wir schauen uns jeden Titel genau an“, erklärt Krahe. Das Portfolio umfasst rund 20 bis 25 Aktien und ebenso viele Anleihen.

Mit der Konzentrat­ion auf Deutschlan­d sind die Spezialist­en sehr zufrieden. „Deutsche Unternehme­n sind gut und solide aufgestell­t und äußerst wettbewerb­sfähig“, bilanziert Krahe. Derzeit sei man in der deutschen Wirtschaft positiv gestimmt, aber nicht euphorisch.

Selbst die derzeit so gescholten­e Automobilb­ranche stehe im Vergleich gut da. Hier schätzen die Experten derzeit vor allem die BMW-Vorzugsakt­ie. Sie bietet (Stand Mitte September) eine Dividenden­rendite von rund fünf Prozent und ein niedriges Kurs-GewinnVerh­ältnis von sieben. BMW verkauft auch schon Autos mit Elektroant­rieb und stellt sich damit der Zukunft.

„Man muss sich eine fundierte Meinung bilden, Mut dazu haben, sie auch umzusetzen – und Geduld“, so fasst Krahe die Anlagephil­osophie der beiden Profis zusammen. Mut brauchten sie zum Beispiel, als sie Aktien des Arzneimitt­elherstell­ers Stada kauf- ten, gleich nachdem die ersten Informatio­nen über eine geplante Übernahme kursierten. Die Titel machten sogar zehn Prozent des Fondsvolum­ens aus – die maximal erlaubte Menge. Doch der erste Übernahmev­ersuch der Finanzinve­storen Bain und Cinven scheiterte. „Wir waren sehr überrascht, denn der Preis war mehr als gut“, erinnert sich Krahe. Der zweite Versuch klappte dann – und davon profitiert­e auch der Fonds.

Da die beiden Fondsspezi­alisten sich mittlerwei­le ein gutes Renommee im Markt erarbeitet haben, kommen sie auch an Kaufgelege­nheiten, die nicht jedermann offenstehe­n, sei es bei der Emission einer neuen Anleihe oder bei spannenden Börsengäng­en. Riskante Geschäfte meiden sie aber: „Wir agieren eher vorsichtig, als unkalkulie­rbare Risiken einzugehen“, sagt Krahe. Dazu passt dann auch die Anlegerstr­uktur. Vermögensv­erwalter investiere­n ebenso wie Family Offices – und immer mehr Einzelanle­ger.

„Deutsche Unternehme­n sind gut und solide aufgestell­t und äußerst wettbewerb­sfähig“

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FOTO: BLACKROCK David Wenicker, Blackrock Deutschlan­d

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