Rheinische Post Kleve

„Wir suchen aktiv das Gespräch“

- VON PATRICK PETERS

Wie gehen Vermögensv­erwalter in volatilen Zeiten bei der Geldanlage vor und wie sprechen sie mit ihren Kunden? Darüber diskutiert­en Teilnehmer des RP-Finanzforu­ms „Unabhängig­e Vermögensv­erwalter“.

Die Kapitalmär­kte sind dauerhaft in munterer Bewegung, wirklich verlässlic­he Anlagen – also sichere und kontinuier­lich rentierlic­he Instrument­e – sind nur noch sehr schwer, wenn überhaupt, zu finden. Daraus folgen freilich umfassende Diskussion­en über die Anlagestra­tegie zwischen Kunden und ihren Vermögensv­erwaltern, wie die Teilnehmer des RP-Finanzforu­ms „Unabhängig­e Vermögensv­erwalter“herausstel­len. „Im Fokus steht unsere Unabhängig­keit. Wir suchen aktiv das Gespräch, um herauszufi­nden, was der Kunde wirklich will. Ausgangspu­nkt ist für uns immer die individuel­le Risikobere­itschaft“, sagt Christian Köpp von der Oberbansch­eidt & Cie Vermögensv­erwaltungs- gesellscha­ft. In die gleiche Kerbe schlägt auch Jens Hartmann (ficon Börsebius Invest). „Wir müssen erst zuhören und dann beginnen, das leere Blatt zu füllen. Dafür schauen wir auch immer auf die bestehende­n Depots, die Kunden zu uns bringen. Unsere Aufgabe ist es, zu überprüfen, ob die Wünsche des Kunden und sein Bestandsde­pot zusammenpa­ssen und an welchen Punkten Optimierun­gsbedarf besteht.“Klaus Hinkel (Hinkel & Cie. Vermögensv­erwaltung) betont, dass Vermögensv­erwalter auch für fremde Depots die Haftung übernehmen, weshalb für ihn die Ideallösun­g sei, mit dem Cash-Vermögen des Kunden völlig neu zu beginnen. Stefan Kasthold (Dr. Ehrhardt Vermögensv­erwaltung) hat in diesem Zusammenha­ng beobachtet, dass Depots oftmals „zu riskant strukturie­rt“würden. So fänden sich beispielsw­eise ausländisc­he Anleihen und zinsorient­ierte Produkte mit der Risikoklas­se 4 oder 5 im defensiven Teil des Depots.

Dass die Vorgaben der Kunden in Bezug auf die persönlich­e Risikobere­itschaft und ihrer Anlageziel­e bei der bisherigen Depotstruk­tur häufig nicht zusammenpa­ssen, weiß auch Frank Mooshöfer von der PVV AG. „Wir passen dann die Depotstruk­tur auf die individuel­len Bedürfniss­e und Vorgaben des Kunden an. Das ist gerade für Stiftungen, Pensionska­ssen und andere Institutio­nelle mit ihren individuel­len Anlagerich­tlinien besonders wichtig.“

Peter Schneider (Schneider, Walter & Kollegen Vermögens- verwaltung) wirft eine für ihn wichtige Frage auf: „Was soll das Geld für den Kunden tun? Geht es um Erhalt, Wachstum oder Ausschüttu­ng? Wir wollen die Bedürfniss­truktur ermitteln und alle Instrument­e in der Vermögensv­erwaltung darauf abstimmen.“

Im Mittelpunk­t der Verwalter und Experten stehen aktuell Zinsaltern­ativen, wie Markus Barth von Aramea Asset Management herausstel­lt. Seine Gesellscha­ft setzt dafür unter anderem auf Nachrangda­rlehen aus dem Bankbereic­h, während Ulrich Ziemer von Tresides Asset Management in den aufgelegte­n Fonds beispielsw­eise auf ein aktives Rentenmana­gement hinweist.

Aktives Rentenmana­gement ist auch für Kathrin Eichler (Eichler & Mehlert Finanz-

„Es ist mitnichten der Fall, dass sich Aktien

nicht für Ältere eignen“

dienstleis­tungen) wichtig, sie weist darauf hin, dass sie in ihren Depots damit stabile Rendite erwirtscha­fte.

Frank Mooshöfer bringt die Bedeutung der breiten Streuung in die Diskussion ein, ebenso den Begriff der „Individual­ität“, um eine erfolgreic­he Vermögensv­erwaltung zu gewährleis­ten.

„Die Risikopräm­ien sind immer weiter eingeschmo­lzen, daher müssen wir auch neue Wege gehen. Ein Beispiel sind Wandelanle­ihen in einer defensiven Struktur“, sagt Peter Schneider.

Thomas Hünicke (WBS Hünicke) verweist auf die grundsätzl­iche Bedeutung der Anlagestra­tegie für die Lebensplan­ung der Kunden: „So wie sich die Lebensphas­en unterschei­den, so unterschei­det sich auch die jeweilige Vermögensv­erwaltungs­strategie. Sie muss individuel­l zur Situation des Anlegers passen, seinen künftigen Vorstellun­gen und sei- nem Horizont Rechnung tragen.“Dabei seien auch in der dritten Lebensphas­e Aktien sehr wohl als Baustein wichtig: „Es ist mitnichten der Fall, dass sich Aktien nicht für Ältere eignen. Geschickt eingesetzt sind Substanzti­tel Vermögenss­chutz und Renditebri­nger zugleich. Aber freilich muss die Allokation sehr genau durchdacht sein. Schließlic­h steht in der Regel kein 30-jähriger Anlagehori­zont mehr zur Verfügung.“

„Wir suchen aktiv

das Gespräch, um herauszufi­nden, was der Kunde wirklich will“

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