„Wir suchen aktiv das Gespräch“
Wie gehen Vermögensverwalter in volatilen Zeiten bei der Geldanlage vor und wie sprechen sie mit ihren Kunden? Darüber diskutierten Teilnehmer des RP-Finanzforums „Unabhängige Vermögensverwalter“.
Die Kapitalmärkte sind dauerhaft in munterer Bewegung, wirklich verlässliche Anlagen – also sichere und kontinuierlich rentierliche Instrumente – sind nur noch sehr schwer, wenn überhaupt, zu finden. Daraus folgen freilich umfassende Diskussionen über die Anlagestrategie zwischen Kunden und ihren Vermögensverwaltern, wie die Teilnehmer des RP-Finanzforums „Unabhängige Vermögensverwalter“herausstellen. „Im Fokus steht unsere Unabhängigkeit. Wir suchen aktiv das Gespräch, um herauszufinden, was der Kunde wirklich will. Ausgangspunkt ist für uns immer die individuelle Risikobereitschaft“, sagt Christian Köpp von der Oberbanscheidt & Cie Vermögensverwaltungs- gesellschaft. In die gleiche Kerbe schlägt auch Jens Hartmann (ficon Börsebius Invest). „Wir müssen erst zuhören und dann beginnen, das leere Blatt zu füllen. Dafür schauen wir auch immer auf die bestehenden Depots, die Kunden zu uns bringen. Unsere Aufgabe ist es, zu überprüfen, ob die Wünsche des Kunden und sein Bestandsdepot zusammenpassen und an welchen Punkten Optimierungsbedarf besteht.“Klaus Hinkel (Hinkel & Cie. Vermögensverwaltung) betont, dass Vermögensverwalter auch für fremde Depots die Haftung übernehmen, weshalb für ihn die Ideallösung sei, mit dem Cash-Vermögen des Kunden völlig neu zu beginnen. Stefan Kasthold (Dr. Ehrhardt Vermögensverwaltung) hat in diesem Zusammenhang beobachtet, dass Depots oftmals „zu riskant strukturiert“würden. So fänden sich beispielsweise ausländische Anleihen und zinsorientierte Produkte mit der Risikoklasse 4 oder 5 im defensiven Teil des Depots.
Dass die Vorgaben der Kunden in Bezug auf die persönliche Risikobereitschaft und ihrer Anlageziele bei der bisherigen Depotstruktur häufig nicht zusammenpassen, weiß auch Frank Mooshöfer von der PVV AG. „Wir passen dann die Depotstruktur auf die individuellen Bedürfnisse und Vorgaben des Kunden an. Das ist gerade für Stiftungen, Pensionskassen und andere Institutionelle mit ihren individuellen Anlagerichtlinien besonders wichtig.“
Peter Schneider (Schneider, Walter & Kollegen Vermögens- verwaltung) wirft eine für ihn wichtige Frage auf: „Was soll das Geld für den Kunden tun? Geht es um Erhalt, Wachstum oder Ausschüttung? Wir wollen die Bedürfnisstruktur ermitteln und alle Instrumente in der Vermögensverwaltung darauf abstimmen.“
Im Mittelpunkt der Verwalter und Experten stehen aktuell Zinsalternativen, wie Markus Barth von Aramea Asset Management herausstellt. Seine Gesellschaft setzt dafür unter anderem auf Nachrangdarlehen aus dem Bankbereich, während Ulrich Ziemer von Tresides Asset Management in den aufgelegten Fonds beispielsweise auf ein aktives Rentenmanagement hinweist.
Aktives Rentenmanagement ist auch für Kathrin Eichler (Eichler & Mehlert Finanz-
„Es ist mitnichten der Fall, dass sich Aktien
nicht für Ältere eignen“
dienstleistungen) wichtig, sie weist darauf hin, dass sie in ihren Depots damit stabile Rendite erwirtschafte.
Frank Mooshöfer bringt die Bedeutung der breiten Streuung in die Diskussion ein, ebenso den Begriff der „Individualität“, um eine erfolgreiche Vermögensverwaltung zu gewährleisten.
„Die Risikoprämien sind immer weiter eingeschmolzen, daher müssen wir auch neue Wege gehen. Ein Beispiel sind Wandelanleihen in einer defensiven Struktur“, sagt Peter Schneider.
Thomas Hünicke (WBS Hünicke) verweist auf die grundsätzliche Bedeutung der Anlagestrategie für die Lebensplanung der Kunden: „So wie sich die Lebensphasen unterscheiden, so unterscheidet sich auch die jeweilige Vermögensverwaltungsstrategie. Sie muss individuell zur Situation des Anlegers passen, seinen künftigen Vorstellungen und sei- nem Horizont Rechnung tragen.“Dabei seien auch in der dritten Lebensphase Aktien sehr wohl als Baustein wichtig: „Es ist mitnichten der Fall, dass sich Aktien nicht für Ältere eignen. Geschickt eingesetzt sind Substanztitel Vermögensschutz und Renditebringer zugleich. Aber freilich muss die Allokation sehr genau durchdacht sein. Schließlich steht in der Regel kein 30-jähriger Anlagehorizont mehr zur Verfügung.“
„Wir suchen aktiv
das Gespräch, um herauszufinden, was der Kunde wirklich will“