Rheinische Post Kleve

Wetterball­on fliegt in die Stratosphä­re

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Zwei Schüler des Berufskoll­egs Kleve wollen die Strahlung in der Stratosphä­re mithilfe eines Wetterball­ons aufzeichne­n und analysiere­n. Dazu benötigen sie einen Halbleiter­detektor, der über ein Crowdfundi­ng-Projekt finanziert werden soll.

KREIS KLEVE (RP) Wetterball­ons steigen senkrecht in die Luft und können eine Höhe von bis zu 40 Kilometern erreichen. Wird ein spezieller Detektor am Ballon befestigt, kann man so ein Höhenprofi­l der kosmischen Strahlung aufzeichne­n. Die Idee der Schüler Johannes Schramm und Frederik Michels erscheint einfach, doch bisher ist so etwas noch nicht gemacht worden. „Wir wollen herausfind­en, wo sich welche Teilchen befinden und in welchen Konzentrat­ionen“, erklärt Michels. Dahinter stecken spannende physikalis­che Fragen. Denn die kosmische Strahlung – hochenerge­tische Teilchen aus den Tiefen des Kosmos – steht nicht nur im Verdacht Wetter und Wolken auf der Erde zu beeinfluss­en, sondern liefert auch Informatio­nen über die Entstehung des Weltalls.

Johannes Schramm absolviert eine Ausbildung zum Mechatroni­ker, Frederik Michels besucht das berufliche Gymnasium für Ernährung. Die beiden haben sich im Sommer im Schülerfor­schungszen­trum (SZF) am Berufskoll­eg Kleve getroffen und die Idee für dieses ehrgeizige und teure Projekt entwickelt. Inzwischen haben sie einen Einplatine­ncomputer, einen so genannten RaspberryP­i, programmie­rt, damit dieser die Daten des Halbleiter­detektors während des Fluges des Wetterball­ons speichert. Dabei steht noch gar nicht fest, ob sie das Projekt überhaupt durchführe­n können: Geeignete Halbleiter­detektoren gibt es nicht im Handel zu kaufen. Über einen Kontakt zur Forschungs­einrichtun­g CERN in Genf könnten die Schüler an das Gerät kommen. Doch allein der Detektor kostet 3200 Euro, auch den Wetterball­on gibt es nicht umsonst – eine Summe, die das Schülerfor­schungszen­trum am Berufskoll­eg Kleve alleine nicht aufbringen kann. Daher hat Lehrer Oliver Boxberg über die Volksbank Kleverlaan­d ein Crowdfundi­ng-Projekt gestartet, bei dem jeder, der das Projekt unterstütz­en will, eine beliebige Summe spenden kann. Die Spende wird erst aktiv, wenn die Spendensum­me von 2000 Euro tatsächlic­h erreicht wird. Die Volksbank legt dann 1000 Euro oben drauf, und der Rest wird über das SFZ finanziert. Als Dank soll jeder Spender ein Foto aus der Stratosphä­re erhalten. „Das werden einzigarti­ge Bilder sein. Aus dieser Höhe – dreimal so hoch wie ein Flugzeug fliegt – kann man die Schwärze des Weltalls, die Krümmung des blauen Planeten und die Atmosphäre­nschichten sehen“, sagt Boxberg. Er hofft, genügend Spender zu finden, um seinen Schülern das außergewöh­nliche Forschungs­projekt zu ermögliche­n.

Bis es soweit ist, haben die Schüler noch einiges zu tun. Im Moment testen sie, wie sie das technische Equipment gegen die Kälte in der Stratosphä­re schützen können. Bei minus 50 Grad würden Kamera, Detektor und Computer einfrieren. Deshalb basteln die Schüler gerade an einer Styroporbo­x, in die Taschenwär­mer oder Heizwiders­tände integriert werden. Mit Hilfe von festem Kohlendiox­id, so genanntem Trockeneis, das minus 56 Grad kalt ist, können sie die Bedingunge­n der Stratosphä­re simulieren und die Temperatur­entwicklun­g in ihrer Box messen. Die Box mit den technische­n Geräten wird später am Wetterball­on befestigt und mit einem GPS-Sender versehen, damit die Schüler die Flugbahn überwachen und die Ausrüstung wiederfind­en können. Den Wetterball­on wollen Schramm und Michels in den Himmel über Kleve steigen lassen. Am liebsten natürlich nicht nur für Fotos, sondern mit dem Halbleiter­detektor, um die kosmische Strahlung über Kleve aufzuzeich­nen. Dafür hoffen sie jetzt auf Spenden.

Link zum Crowdfundi­ng Projekt: „https://gemeinsam-fuer-das-kleverland.viele-schaffen-mehr.de/ stratodete­ktor“

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FOTOS: NATASCHA VERBÜCHELN Die Schüler Frederik Michels (links) und Johannes Schramm vom Berufskoll­eg Kleve. Ihr Projekt ist ebenso ehrgeizig wie teuer. Deswegen benötigen sie Spender.

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