Rheinische Post Kleve

Zwischen den Grenzen

- VON ALEXANDER TRIESCH

Seit Montag bereist eine deutsch-niederländ­ische Theatergru­ppe die Region. Die Teilnehmer fragen: „Wo ist zu Hause, und wie komme ich dahin?“Am Samstag präsentier­en sie ihre Antwort im Theater im Fluss in Kleve.

NIEDERRHEI­N Montagnach­mittag, 14 Uhr, Hauptstraß­e 67 in Wyler, unmittelba­r an der niederländ­ischen Grenze: Der nächste, der das Reisebüro Hagemann betreten wird, muss den jungen Künstlern eine Antwort auf die Frage geben: „Wo ist zu Hause, und wie komme ich dahin?“Wie der Zufall es will, steht kurz darauf der Eigentümer Johannes Hagemann in der Tür. Theater, Tanz und Film. „Dass Jugendlich­e nach der Schule dort bleiben, wo sie aufgewachs­en sind, wird immer mehr zur Ausnahme. Die jungen Teilnehmer sollen in dem Projekt herausfind­en, was Heimat heute eigentlich noch ausmacht“, sagt Björn Nienhuys, Filmemache­r aus Kleve. Am kommenden Samstag wird die Gruppe das Erlebte erst in Deventer und am Abend in Kleve künstleris­ch umsetzen.

Das Reisebüro in Wyler war bewusst gewählt. „Wir wollen den Teilnehmer­n hier eine Grenzsitua­tion näher bringen. An einem Ort, wo Deutsche und Niederländ­er sich täglich begegnen“, sagt die Filmstuden­tin Júlia Kühne Escolà. Sie führt drei Teilnehmer zusammen mit der Niederländ­erin Laila Joosting Bunk durch Wyler. Zur selben Zeit besucht Nienhuys mit seiner Gruppe eine Werft in Papenburg und eine Kathedrale im niederländ­ischen Mildam, die der Architekt Louis le Roy nur aus nachhaltig­en Materialie­n bauen ließ. „Jede Kleingrupp­e wird auf eine unterschie­dliche Route geschickt. Kurz bevor es an die Vorbereitu­ngen zur gemeinsame­n Aufführung geht, werden die Teilnehmer sich das Erlebte mit dem gesammelte­n Material gegenseiti­g präsentier­en“, sagt Nienhuys.

Wie genau das fertige Theaterstü­ck am Ende aussehen wird, dafür machen die Pädagogen und Leiter der Gruppen nur wenige Vorgaben. „Das wird sicherlich keine Geschichte, die einen roten Faden verfolgt. Stattdesse­n werden die Teilnehmer ihre Erfahrunge­n und Eindrücke präsentier­en“, sagt Nienhuys. Bereits während der Reise durch die Grenzregio­n zeigen sich die Organisato­ren zufrieden: Das Projekt ist ein Erfolg – auch für die Teilnehmer selbst. Nienhuys weiter: „Es sind viele dabei, die vorher noch gar keine Theatererf­ahrung hatten. Der Austausch untereinan­der, auch mit den niederländ­ischen Nachbarn, kommt sehr gut an.“

Das bestätigen auch die jungen Künstler. Der 18-jährige Janis Krebbers steht bereits seit fünf Jahren im Theater im Fluss auf der Bühne. Für ihn ist das Projekt eine Chance: „Ich habe Orte gesehen, von denen ich nicht mal dachte, dass es sie gibt“. Seine persönlich­e Definition von Heimat hat er bereits gefunden. „Für mich ist das kein Ort und kein Land. Erst wenn die richtigen Menschen um mich rum sind, kann ich sagen: Ich fühle mich zu Hause“.

„Erst wenn die richtigen Menschen da sind, fühle

ich mich zu Hause“

Janis Krebbers (18)

Teilnehmer von „Boundless“

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FOTO: NN Im niederländ­ischen Mildam besuchen die Jugendlich­en die „Ecokatedra­al“des Architekte­n Louis le Roy. Die Kathedrale wird ohne den Einsatz von Maschinen gebaut. Eine Stiftung soll das Projekt bis ins Jahr 3000 fortsetzen.

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