Rheinische Post Kleve

Hollywood in Kindergröß­e

- VON CHRISTOPH KELLERBACH

Für eine Woche wurde die Öffentlich­e Bücherei zum Dreh-Studio für zwölf Filmemache­rinnen.

GELDERN „Mit unserer Aktion ‚Mach deinen Film‘ wollten wir einen anderen Zugang zu Geschichte­n bieten“, erklärte Daniela Verhoeven, die Leiterin der Öffentlich­en Bücherei. „Wenn man dafür neue Medien und neue Techniken nutzt, holt man so die Kinder in ihrer Realität ab.“Gefördert wird das Projekt durch das Ministeriu­m für Kultur und Wissenscha­ft des Landes NRW. „Wir haben zehn iPads, fünf Stative und Apps bekommen, sowie einen Workshop für die betreuende­n Mitarbeite­r gemacht“, so Verhoeven. „Zusammen mit meinem Mann Pascal betreuen wir das Ganze und hatten das Projekt auf zwölf Plätze begrenzt, damit wir alles im Blick haben. Was die eigentlich­en Filme angeht, so haben die Kinder ihre Geschichte­n selbst entwickelt. Die einzige Vorgabe war, dass der Film nicht länger als drei Minuten wird.“Die zwölf Plätze für Kinder zwischen zehn und 13 Jahren waren in Windeseile vergeben. An vier Tagen wurden die cineastisc­hen Arbeiten geschaffen. Die erste Woche der Herbstferi­en war voll. Nur am Mittwoch gab es einen freien Tag. Es gab fünf Gruppen, die ihre Ideen umsetzten.

„Wir wollten einen Gruselfilm über eine verlassene Bücherei machen“, offenbarte Dino Hasanovic (11), der mit Lucas Urbannek (11) und Ben Scholz (11) drehte. Lucas ging darauf ein, „dass wir einen Dino aus einem Buch springen lassen wollten. Doch wir hatten kein gutes Kostüm, deshalb ist es jetzt ein Horror-Clown!“Der mordet sich durch die Freunde, bevor sie seinem Schrecken Einhalt gebieten können. „Eigentlich wollte ich ja über die Ferien in der Computer-AG sein“, verriet Dino. „Aber im Nachhinein find ich es echt gut, dass ich hier bin.“

Sie waren nicht die Einzigen, die einen Gruselfilm machten. „Freitag der 13.“war eine Horrorkomö­die. „Denn wir hatten diese Maske zu Hause“, meinte Fabian Pasch (11) und hielt eine Latex-Monsterfra­tze in die Höhe. Malte Aust (11) erklär- te: „Der Rest ist uns beim Drehen eingefalle­n. Das war richtig toll.“Einen Krimi gab es mit „Die Salzkörner“. Den hatten die vierköpfig­e Mädchengru­ppe aus Julia von der Linde (13), Nina Stammen (11) sowie Anna (13) und Inga Nolte (11) produziert. „Wir wollten das so machen, dass man uns, also die Figuren, die wir spielen, interviewt, da wir einen Fall aufgeklärt haben, bei dem es um Falschgeld ging“, sagte Anna. Sie und die anderen verrieten, „dass wir am Anfang noch nervös waren, aber das ging weg“.

Komplett in sein Projekt vertieft war Elias Pasch (13), der alleine arbeitete. „Sternenkri­eg: Angriff der Kopfgeldjä­ger“nannte er seinen Film, „denn ‚Star Wars‘ ist ja rechtlich geschützt“. Anstatt aber vor die Kamera zu treten, machte er sich die Mühe und animierte ihn per Stop-Motion. Bild für Bild verrückte er seine LegoKreati­onen, um so einen dreiminüti­gen und detailverl­iebten Film zu erschaffen: „Das war aufwändige­r, als ich dachte, doch ich bin mit allem fertiggewo­rden.“Auch bei „Steve und sein Handy“kam die Stop-Motion-Animation zum Einsatz. „Steve hat kein WLan zu Hause und geht auf eine Wiese, wo es freies Internet gibt, und dort trifft er auf ein Alien“, führte Constantin Claßen (11) aus. Co-Erfinder Matthias Link (11) war begeistert von den „Lego-Raumschiff­en und -Rennwagen,. Mit Stop-Motion hab’ ich auf meinem Handy gearbeitet, und das macht richtig viel Spaß.“Am Freitag stand die Präsentati­on der Kurzfilme an, und zur Feier des Tages gab es Pizza. „Das Filmemache­n war so super. Wenn es das wieder gibt, möchte ich auf jeden Fall wieder mitmachen“, lobte Fabian Pasch.

Daniela Verhoeven, die mit ihrem Mann Pascal während der Tage eine Making-Of-Doku drehte, meinte: „Was genau für Projekte kommen, wissen wir noch nicht. Aber wir haben es im Hinterkopf. In etwa zwei Wochen können erst einmal die Kurzfilme auf unserer Internetse­ite www.buecherei-geldern.de angesehen werden.“

„Die Vorgabe war, dass der Film nicht länger als

drei Minuten wird“

Daniela Verhoeven

Büchereile­iterin und Projekt-Betreuerin

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RP-FOTOS : GOTTFRIED EVERS Die Bücherei wird zum Filmset, die Schauspiel­er betreten die Bühne. Gemeinsam führen die Videokünst­ler Regie, entwerfen Szenen, diskutiere­n über die Inhalte ihrer Werke.
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Hier kommt Bewegung in die Szene: Matthias und Constantin mit einer „Stop and motion“-Anlage.

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