Rheinische Post Kleve

Letzte Chance Warenhaus AG

- VON ANTJE HÖNING VON THOMAS REISENER VON GREGOR MAYNTZ

Der Kaufhof bietet tausendfac­h alles unter einem Dach, hieß ein Werbesloga­n aus Zeiten, als es dem Warenhaus noch gut ging. Nun könnte er ganz andere Aktualität gewinnen: Karstadt-Eigentümer Benko will den Rivalen schlucken und eine Warenhaus AG formen. Es ist der zweite Anlauf; die Chancen stehen gut, dass der Österreich­er jetzt sein Ziel erreicht. Inzwischen geht es der Branche so schlecht, dass Kaufhof und Karstadt mit einer Fusion wenigstens Zeit kaufen könnten, um eine Antwort auf H&M und vor allem Amazon zu finden. Dass Benko der richtige Mann für die digitale Offensive ist, darf bezweifelt werden. Dem Immobilien­manager dürfte es vor allem um die Sahnestück­e in den deutschen Innenstädt­en gehen. Im besten Fall gelingt es ihm, die richtigen Manager auszuwähle­n, die die gekaufte Zeit nutzen.

Die Beschäftig­ten beider Ketten werden sich ohnehin keine Illusion machen: Sie müssen sich so oder so auf weiteren Kahlschlag einstellen. Damit bezahlen sie auch die Rechnung für jene Vorstände, die den digitalen Wandel schon vor Jahren verschlafe­n haben und glaubten, mit Dauer-Rabatten oder Megafusion­en könne man die Zukunft gewinnen. Nun liegt in der Warenhaus AG ihre letzte Chance. BERICHT WARENHAUS-FUSION GEFÄHRDET JOBS, TITELSEITE

JBiesenbac­hs Dilemma

ustizminis­ter Peter Biesenbach wusste, dass er sich mit der Doppelfunk­tion als Minister und Mitglied im Oberberg-Kreistag angreifbar macht. Hätte er das Kreis-Mandat früher abgeben müssen?

Biesenbach­s möglicher Interessen­konflikt zwischen Kreistagsm­andat und Ministeram­t ist keineswegs so eindeutig wie der des Ex-NRW-Medienmini­sters Holthoff-Pförtner. Der musste sein Amt aufgeben, weil er im Privatlebe­n Miteigentü­mer eines großen Verlagshau­ses ist. Als Verleger handelt Holthoff-Pförtner gewinnorie­ntiert. Biesenbach­s Kreistagsm­andat ist ein Ehrenamt. Auch die Rechtslage ist im Fall Biesenbach unentschie­den. Nicht einmal die Minister-Ehrenkommi­ssion traut sich ein Urteil zu.

Dass Biesenbach das ihm von den Wählern anvertraut­e Kreistagsm­andat unter solch verworrene­n Umständen nicht leichtfert­ig abgeben wollte, ist verständli­ch. Er steckte in einem Dilemma. Aber nun ist die Lage klar: Die Ehrenkommi­ssion gibt ihm kein eindeutige­s Plazet für die Doppelfunk­tion. Darauf reagiert Biesenbach jetzt. Er handelt folgericht­ig. Das ist kein Skandal, der Fall ist erledigt. BERICHT NRW-JUSTIZMINI­STER LEGT MANDAT . . ., TITELSEITE

Herausford­erung Land

Mitten in der 3,7-Millionen-EinwohnerH­auptstadt reden die Jamaika-Sondierer über zwölf wichtige Themenfeld­er. Von der Außen- über die Klima- bis zur Rentenpoli­tik ist alles wichtig. Zu kurz kommt bislang die Entwicklun­g der ländlichen Räume. Und doch geht es hier auch um die Zukunft der deutschen Demokratie. Das zeigt schon ein Blick auf die USA. Nicht die Großstädte­r haben den Populisten Donald Trump ins Amt gewählt. Es waren vor allem die Bewohner der ländlichen Räume, die sich abgehängt fühlten.

Ein Stadt-Land-Gefälle gibt es auch in Deutschlan­d. Und die Überalteru­ng der Gesellscha­ft verstärkt den Druck. Dabei hat die Entwicklun­g des ländlichen Raumes Verfassung­srang. In Artikel 72 des Grundgeset­zes wird die „Herstellun­g gleichwert­iger Lebensverh­ältnisse“als staatliche Aufgabe vorgegeben, und zwar von gleicher Bedeutung wie die Wahrung einer Rechts- oder Wirtschaft­seinheit. Die Chancenlüc­ke zwischen Land und Stadt kann nicht allein durch einen Umzug geschlosse­n werden. Die Lösung muss auch eine Jamaika-Koalition finden. BERICHT CSU WILL EINE „LAND-MILLIARDE“, TITELSEITE

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