Letzte Chance Warenhaus AG
Der Kaufhof bietet tausendfach alles unter einem Dach, hieß ein Werbeslogan aus Zeiten, als es dem Warenhaus noch gut ging. Nun könnte er ganz andere Aktualität gewinnen: Karstadt-Eigentümer Benko will den Rivalen schlucken und eine Warenhaus AG formen. Es ist der zweite Anlauf; die Chancen stehen gut, dass der Österreicher jetzt sein Ziel erreicht. Inzwischen geht es der Branche so schlecht, dass Kaufhof und Karstadt mit einer Fusion wenigstens Zeit kaufen könnten, um eine Antwort auf H&M und vor allem Amazon zu finden. Dass Benko der richtige Mann für die digitale Offensive ist, darf bezweifelt werden. Dem Immobilienmanager dürfte es vor allem um die Sahnestücke in den deutschen Innenstädten gehen. Im besten Fall gelingt es ihm, die richtigen Manager auszuwählen, die die gekaufte Zeit nutzen.
Die Beschäftigten beider Ketten werden sich ohnehin keine Illusion machen: Sie müssen sich so oder so auf weiteren Kahlschlag einstellen. Damit bezahlen sie auch die Rechnung für jene Vorstände, die den digitalen Wandel schon vor Jahren verschlafen haben und glaubten, mit Dauer-Rabatten oder Megafusionen könne man die Zukunft gewinnen. Nun liegt in der Warenhaus AG ihre letzte Chance. BERICHT WARENHAUS-FUSION GEFÄHRDET JOBS, TITELSEITE
JBiesenbachs Dilemma
ustizminister Peter Biesenbach wusste, dass er sich mit der Doppelfunktion als Minister und Mitglied im Oberberg-Kreistag angreifbar macht. Hätte er das Kreis-Mandat früher abgeben müssen?
Biesenbachs möglicher Interessenkonflikt zwischen Kreistagsmandat und Ministeramt ist keineswegs so eindeutig wie der des Ex-NRW-Medienministers Holthoff-Pförtner. Der musste sein Amt aufgeben, weil er im Privatleben Miteigentümer eines großen Verlagshauses ist. Als Verleger handelt Holthoff-Pförtner gewinnorientiert. Biesenbachs Kreistagsmandat ist ein Ehrenamt. Auch die Rechtslage ist im Fall Biesenbach unentschieden. Nicht einmal die Minister-Ehrenkommission traut sich ein Urteil zu.
Dass Biesenbach das ihm von den Wählern anvertraute Kreistagsmandat unter solch verworrenen Umständen nicht leichtfertig abgeben wollte, ist verständlich. Er steckte in einem Dilemma. Aber nun ist die Lage klar: Die Ehrenkommission gibt ihm kein eindeutiges Plazet für die Doppelfunktion. Darauf reagiert Biesenbach jetzt. Er handelt folgerichtig. Das ist kein Skandal, der Fall ist erledigt. BERICHT NRW-JUSTIZMINISTER LEGT MANDAT . . ., TITELSEITE
Herausforderung Land
Mitten in der 3,7-Millionen-EinwohnerHauptstadt reden die Jamaika-Sondierer über zwölf wichtige Themenfelder. Von der Außen- über die Klima- bis zur Rentenpolitik ist alles wichtig. Zu kurz kommt bislang die Entwicklung der ländlichen Räume. Und doch geht es hier auch um die Zukunft der deutschen Demokratie. Das zeigt schon ein Blick auf die USA. Nicht die Großstädter haben den Populisten Donald Trump ins Amt gewählt. Es waren vor allem die Bewohner der ländlichen Räume, die sich abgehängt fühlten.
Ein Stadt-Land-Gefälle gibt es auch in Deutschland. Und die Überalterung der Gesellschaft verstärkt den Druck. Dabei hat die Entwicklung des ländlichen Raumes Verfassungsrang. In Artikel 72 des Grundgesetzes wird die „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“als staatliche Aufgabe vorgegeben, und zwar von gleicher Bedeutung wie die Wahrung einer Rechts- oder Wirtschaftseinheit. Die Chancenlücke zwischen Land und Stadt kann nicht allein durch einen Umzug geschlossen werden. Die Lösung muss auch eine Jamaika-Koalition finden. BERICHT CSU WILL EINE „LAND-MILLIARDE“, TITELSEITE