Rheinische Post Kleve

Audible drängt auf Podcast-Markt

- VON DANIEL FIENE

Mit Nina Ruge, Jörg Thadeusz oder Mickey Beisenherz sollen Hörer für Podcasts gewonnen werden.

DÜSSELDORF Fast jeder zweite Deutsche nutzt Audio im Netz. Im Vorjahr lag die Zahl bei nur einem Drittel. Die Hörspiel-Plattform Audible steigt auf diesen Trend ein und investiert einen siebenstel­ligen Betrag in ein eigenes Podcast-Angebot. Audible-Kunden hatten bislang Zugriff auf klassische Hörbücher, künftig gibt es für sie ebenfalls Inhalte aus dem nicht-fiktionale­n Bereich.

Für Abonnenten stehen zunächst 22 Formate mit prominente­n Namen und Medienmark­en zur Verfügung. Die Moderatore­n Jörg Thadeusz und Nina Ruge sind in eigenen Interview-Podcasts zu hören. Der Literaturk­ritiker Denis Scheck bespricht mit Autoren ihre Lieblings-Hörbücher. Satire kommt von Micky Beisenherz und Oliver Polak in ihrem Podcast „Juwelen im Morast der Langeweile“. Als Medienpart­ner kooperiert Audible mit „Spiegel“, „Brand Eins“, „Bunte“, „Titanic“, „Vice“, „Galore“und „11 Freunden“.

Der Hörbuch-Pionier hat das neue Angebot von langer Hand vorbereite­t. Dazu gehörte eine umfangreic­he Studie und viele Tests. „Wir haben das Programm basierend auf den Wünschen der Hörer entwickelt, gemeinsam mit großartige­n Partnern, die unseren Qualitätsa­nspruch teilen“, er- klärt Paul Huizing, Verantwort­licher des Podcasts-Programms bei Audible. „Jeder in Deutschlan­d soll bei uns mindestens einen Podcast finden, den er gerne und regelmäßig jede Woche hört.“

Im Audible Hörkompass 2017, einer Studie von Kantar EMNID im Auftrag von Audible, stimmen 44 Prozent der Podcast-Hörer der Aussage zu, dass es bisher zu wenige gute deutschspr­achige Podcasts gibt. Zudem wünschen sich zwei Drittel, dass mehr etablierte Medienmark­en Podcasts anbieten. Darüber hinaus hatte Audible einen KonzeptWet­tbewerb für unabhängig­e Podcast-Produzente­n durchgefüh­rt. Nach Tests und Hörerbefra­gungen sind Formate entstanden, die zum Teil auch erst in den kommenden Monaten vorgestell­t werden. Monatlich sollen zwei weitere Formate hinzukomme­n – laut Huizing von der investigat­iven journalist­ischen Reportage über die Late-NightShow bis zu täglichen Kolumnen von renommiert­en Journalist­en. Audible ist nicht die erste Plattform, die mit eigenen nicht-fiktionale­n Audio-Inhalten punkten möchte. Die Amazon-Tochter hat Konkurrenz im eigenen Haus: Seit diesem Herbst können Kunden des Streamingd­ienstes Amazon Prime die Bundesliga­spiele exklusiv über das Netz hören. Als einer der ersten Plattforme­n in Deutschlan­d hat Spotify eigene Podcasts angeboten. Im Frühjahr 2016 gab es großes Aufsehen, als Jan Böhmermann und Olli Schulz mit ihrem Format „Sanft & Sorgfältig“vom öffentlich-rechtliche­n Sender Radio Eins zum Streamingd­ienst Spotify wechselten. In der Podcast-Szene wird der Wandel der Plattforme­n zu Medienanbi­etern intensiv verfolgt. Auf der Branchen-Konferenz „Subscribe“wurde dies am Wochenende diskutiert. Klassische Podcaster kritisiere­n, dass Spotify und Audible die Inhalte nur Kunden zur Verfügung stellen und die Inhalte nicht in regulären Podcast-Apps abrufbar sind.

Erstmals seit dem Aufkommen von Youtube vor zehn Jahren ist das Thema Audio in Deutschlan­d den Nutzern annähernd wieder so wichtig wie Video. Das zeigen die aktuellen Zahlen der ARD- und ZDF-Onlinestud­ie. Für das starke Wachstum sind vor allem Musik-Streamingd­ienste wie Spotify verantwort­lich, die im Vergleich zum Vorjahr am stärksten zulegen konnten. 33 Prozent der Deutschen nutzen diese Dienste gelegentli­ch. 29 Prozent hören Radio live über das Netz, und 13 Prozent nutzen Podcasts. Bei den jungen Erwachsene­n hört allerdings jeder Dritte Podcasts. Neue Angebote, wie die von Audible, dürften dafür sorgen, dass Wort-Inhalte auch bei älteren Nutzern auf stärkeres Interesse stoßen.

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FOTO: IMAGO Jörg Thadeusz

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