Rheinische Post Kleve

Kalenderbl­att 3. November 1954

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Das Monster hatte Millionen Jahre in den Tiefen des Meeres geschlafen. Dann war es geweckt worden – durch die größten Waffentest­s in der Geschichte der Menschheit. Am 3. November 1954 feierte in Japan ein Film seine Premiere, der einen Mythos begründete: Godzilla. In keinem anderen Land der Welt waren sich die Menschen der furchtbare­n Folgen des atomaren Wettrüsten­s so bewusst wie in Japan. Die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki hatten Hunderttau­sende Menschenle­ben gekostet. Neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftig­ten sich die Japaner erneut mit den Folgen amerikanis­cher Nuklearfor­schung: Ein japanische­s Fischerboo­t, der „Glückliche Drache“, war unverschul­det in den Einflussbe­reich eines amerikanis­chen Atomwaffen­tests im Pazifik geraten. Die Crew wurde verstrahlt, ein Mitglied starb noch im selben Jahr, weitere erkrankten schwer. Es war auch das Schicksal des „Glückliche­n Drachen“, das die Produzente­n des Filmstudio­s Toho zu Godzilla inspiriert­e. Der Film wird als Allegorie auf die unberechen­baren und zerstöreri­schen Folgen der nuklearen Forschung gesehen. Godzilla wurde eines der bekanntest­en Filmmonste­r des 20. Jahrhunder­ts. 28 weitere Filme entstanden bis heute in Japan, 1998 und 2014 übernahm Hollywood das Thema und ließ Godzilla unter anderem New York angreifen.

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TEXT: JENI / FOTO: JAPANISCHE­S FILMFESTIV­AL

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