Landarzt und Landflucht vertragen sich nicht
Obwohl der größte Teil der Arztpraxen in NRW für Hausärzte vorgesehen ist, gibt es an den Universitäten des Landes nur einen großen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin – in Düsseldorf. Das ist eine Folge der grundgesetzlich geschützten Forschungsfreiheit: In den weiten Verästelungen der medizinischen Spezialgebiete gibt es mehr zu entdecken als im Basis-Fach Allgemeinmedizin. Trotzdem ist die Vernachlässigung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen nicht akzeptabel. Universitäten haben auch einen Lehrauftrag. Der muss dem Bedarf der Gesellschaft dienen – und die braucht nun mal mehr Allgemeinmediziner, als die Hochschulen ausbilden.
Eine andere Ursache des Hausarzt-Problems hat mit dem Medizinbetrieb gar nichts zu tun. Besonders groß ist der Mangel in den ländlichen Räumen. Dort, wo die Bevölkerung schrumpft, die Jobs abwandern, die Freizeitangebote wegbrechen und die Lebensqualität sinkt. Dass junge Ärzte, die überall gefragt sind, sich nicht ausgerechnet dort niederlassen wollen, ist verständlich. Einen Masterplan gegen das Landflucht-Problem gibt es aber nicht. Die traurige Wahrheit ist: Dieser Trend wird sich noch deutlich verschärfen. BERICHT JEDER ZWEITE HAUSARZT OHNE NACHFOLGER, TITELSEITE
Am Riemen reißen
Wenn vier verschiedene Parteien ein gemeinsames Bündnis für vier Jahre ausloten, ist es keine Schande, dass das ein paar Wochen dauert. Die Spitzen von CDU, CSU, FDP und Grünen müssen sehr genau prüfen, welche Zugeständnisse sie ihrer jeweiligen Parteibasis und Wählerschaft etwa bei den großen Streitthemen Klimaschutz, Zuwanderung oder Finanzen zumuten können. Insofern sind zweiwöchige mühselige Sondierungen noch kein schlechtes Omen, Jamaika ist keinesfalls verloren. Beschämend ist aber, wenn gestandene Politiker völlig überzogen provozieren und mit viel Show die eigene Forderung zur Bedingung erklären. Wohlwissend, dass es so keine Koalition geben kann. Viele Bürger sind schon jetzt genervt und wollen erst wieder etwas hören, wenn es eine Entscheidung gibt. Das schadet dem Ansehen der Politik. Gerade während einer Regierungsbildung müsste das Interesse groß an den Verhandlungen über die künftigen Leitlinien sein. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat es richtig gesagt: „Wir müssen uns jetzt am Riemen reißen.“So ist es. BERICHT MERKEL: MIT MÜHE ZU JAMAIKA, TITELSEITE
Hässlicher Verdacht
Dass Vorstände und Aufsichtsräte Aktien ihres Unternehmens kaufen, ist grundsätzlich kein Problem. Viele Konzerne wünschen das sogar, damit die Manager zeigen, wie sehr sie an das eigene Geschäft glauben. Zugleich sind Manager immer Insider. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie mehr wissen als Kleinaktionäre. Daher ist besondere Sensibilität gefragt. Aus gutem Grund schaut die stets wache Finanzaufsicht genau hin, wenn Manager Geschäfte auf eigene Rechnung tätigen, bei denen sie möglicherweise ihr Insiderwissen ausgenutzt haben. Das tat die Aufsicht bei VW, Porsche und der Börse – und nun auch bei der Metro.
Selbstredend gilt für die beiden verdächtigten Metro-Manager die Unschuldsvermutung. Doch sollte die Justiz dem Chefkontrolleur und Vorstand nachweisen, dass sie Insiderwissen ausnutzten, wäre das ein Unding: Mitarbeiter und Aktionäre sorgen sich um die Zukunft des Konzerns, und zwei Spitzenkräfte denken nur ans eigene Portemonnaie – eine hässliche Vorstellung. Es ist der Metro zu wünschen, dass die zwei sich nicht als elende Krämer erweisen. BERICHT RAZZIA IN DER METRO-ZENTRALE, TITELSEITE