Rheinische Post Kleve

Loveparade-Opfer erhebt Vorwürfe

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Einer Anwältin soll es nur ums Geld gegangen sein. Die Juristin bestreitet das.

DUISBURG Eine Geschädigt­e der Duisburger Loveparade-Katastroph­e erhebt schwere Vorwürfe gegen eine Opferanwäl­tin. Der Juristin gehe es nur ums Geld; sie habe einen Großteil ihres Schmerzens­geldes einbehalte­n. Die Anwältin habe ihr gesagt, dass sie das restliche Geld nur bekäme, wenn sie ihr weitere Vollmachte­n erteilen und sie im Strafproze­ss zur Loveparade-Katastroph­e, der am 8. Dezember beginnt, als Nebenkläge­rin auftreten würde. Denn so würde die Juristin Gerichtsko­stenhilfe erhalten und mehr verdienen. Diese Vorwürfe gehen aus vertraulic­hen Dokumenten hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Der Fall ist dem zuständige­n Duisburger Landgerich­t bekannt.

Die Opferanwäl­tin weist die Vorwürfe als unberechti­gt zurück. „Ich habe sie ordnungsge­recht über alle anfallende­n Gebühren und Kosten aufgeklärt. Die sind auch nicht exorbitant hoch. Und ich bin ihr auch noch entgegenge­kommen. Natürlich arbeite ich nicht kostenlos“, sagte die Juristin, die insgesamt rund zehn Mandanten in Loveparade-Zivilverfa­hren vertritt. „Ich werde die Frau auf Zahlung verklagen“, kündigte die Anwältin an.

Die Geschädigt­e habe sich nach eigenen Angaben, so steht es in den Dokumenten, zunächst darauf eingelasse­n, als Nebenkläge­rin aufzutrete­n – sich dann aber wieder umentschie­den, weil sie aufgrund ihrer gesundheit­lichen Verfassung nicht dazu imstande sei. In einer Mail teilte sie dem Landgerich­t weitere Gründe dafür mit. So säßen zum einen die aus ihrer Sicht tatsächlic­h Verantwort­lichen nicht auf der Anklageban­k, weshalb sie auch nie Ne- benklägeri­n sein wollte. Aber ihre Anwältin hätte sie massiv unter Druck gesetzt, so dass sie zunächst nachgegebe­n hätte. Sie bat das Landgerich­t deshalb, sie als Nebenkläge­rin zu streichen. Dem kam das Gericht mit einem Beschluss vom 17. Oktober nach.

Bei der Loveparade in Duisburg kamen am 24. Juli 2010 infolge einer Massenpani­k 21 Menschen ums Leben, rund 650 wurden verletzt, viele sind bis heute traumatisi­ert. Der bevorstehe­nde Strafproze­ss gilt als eines der größten Verfahren der jüngeren deutschen Geschichte. Er findet deshalb in den Düsseldorf­er Messehalle­n statt. Angeklagt sind zehn Personen der Stadt Duisburg und des damaligen Loveparade­Veranstalt­ers – unter anderem wegen fahrlässig­er Tötung und fahrlässig­er Körperverl­etzung. Angesetzt sind 111 Prozesstag­e bis Ende 2018.

Newspapers in German

Newspapers from Germany