Alle lieben Elsa – auch Jungs
Die Eiskönigin aus dem gleichnamigen Disney-Animationsfilm ist aus Kinderzimmern kaum noch wegzudenken. Nicht nur Mädchen, sondern auch Jungs mögen die Fee. Auf Kindergeburtstagen schlüpfen Schauspieler in ihre Rolle.
DÜSSELDORF Etwas komisch geguckt habe sie anfangs schon, sagt Patrizia Altenschmidt, als ihr fünfjähriger Sohn Niklas plötzlich zu ihr kam und sie fragte, ob Eiskönigin Elsa zu seiner Kindergeburtstagsfeier kommen dürfe. „Ich dachte, das wäre nur was für Mädchen, und ich hatte vorher auch noch nicht mitbekommen, dass Niklas Prinzessinnen mag“, sagt die 31-jährige Mutter. Aber ihr Sohn erklärte ihr, mit Elsa sei das etwas völlig anderes – alle Kinder würden sie mögen, nicht nur Mädchen. Patrizia Altenschmidt und ihr Mann erfüllten ihrem Sohn den Wunsch. Sie engagierten über eine Agentur eine Schauspielerin, die in die Rolle der Disney-Figur schlüpfte und auf Niklas Kindergeburtstag auftrat. „Das hat uns 199 Euro gekostet“, sagt die junge Mutter. Aber es habe sich gelohnt. „Niklas und die anderen Kinder, die er eingeladen hatte, waren hin und weg.“
Wohl kaum eine andere Märchenfigur ist in deutschen Kinderzimmern angesagter als Königin Elsa von Arendelle, besser bekannt als die Eiskönigin. Seit vier Jahren hält dieser Hype um sie und die anderen Hauptcharaktere des Disney-Animationsfilms „Die Eiskönigin – völlig unverfroren“ungebrochen an. Die Handlung ist schnell erzählt: Elsa ist die ältere Schwester von Prinzessin Anna und war die Nach- folgerin für den Thron in Arendelle, bis ihre Macht über Eis und Schnee sie zur Eiskönigin machte. Die Geschichte basiert auf „Die Schneekönigin“, einem Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Anderson aus dem 19. Jahrhundert.
Disney verdient mit Merchandising-Artikeln rund um das Elsa-Universum jährlich viele Millionen. Es gibt an Spielzeug kaum etwas, was es nicht gibt. Selbst für St. Martin werden Laternen mit der Schneekönigin angeboten. Längst haben auch deutsche Agenturen, die nichts mit Disney zu tun haben, das Thema für sich entdeckt. Sie bieten Märchenfeen für Kindergeburtstage an – und das Geschäft boomt. „Wir haben ständig viele Anfragen von Eltern aus dem gesamten Rheinland“, sagt Sarah Jung, Geschäftsführerin der Agentur „YourFairytale“, die ihren Sitz in Köln hat. Bei ihr können Eltern verschiedene Feen für Kindergeburtstage
buchen. Jung und die an-
Sarah Jung deren Betreiber in der Branche dürfen ihre Feen aber nicht Elsa nennen, weil die Rechte dafür bei Disney liegen. So heißt Elsa bei „YourFairytale“stattdessen Schneekönigin. So lange die Fee wie Elsa aussieht, stört das die Kinder wenig. Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. Eine halbe Stunde Schneekönigin auf einem Kindergeburtstag kostet durchschnittlich 100 Euro. Darin enthalten sind unter anderem ein Prinzessinnen-Workshop, die Übergabe eines Geschenkes an das Geburtstagskind und eine „Autogrammstunde“. Eine Stunde kostet 150 Euro, und für die Premiumvariante müssen Eltern 200 Euro bezahlen; dafür bleibt die Fee dann 90 Minuten, und es gibt Kinderschminken. Viel Geld, räumt auch Jung ein. „Aber Qualität hat eben auch ihren Preis. Bei uns sind alle Darsteller speziell im Umgang mit Kindern geschult und monatelang auf ihre Einsätze vorbereitet worden“, sagt Jung, selbst Mutter von zwei kleinen Kindern. Sie sagt, dass das Interesse an Elsa bei den meisten Kindern bis zum Ende der Grundschul-
„Kinder in dem Alter denken noch
nicht so in Gender-Schubladen“
Agentur „YourFairytale“
zeit anhält – und das sowohl bei Mädchen als auch bei Jungs. „Es melden sich bei uns wirklich viele Eltern, die sich eine Fee für ihre Söhne wünschen“, sagt Jung. Sie erklärt sich das so: „Kinder in dem Alter denken noch nicht so in GenderSchubladen. Für Jungs kann eine Fee genauso ein Held sein wie etwa Superman.“
Das können die Eltern von Niklas bestätigen. „Unser Sohn spielt Fußball, geht zum Turnen und mag Elsa – und das tun viele seiner Freunde auch, wie wir auf seinem Geburtstag festgestellt haben“, sagt seine Mutter. „Die Zeiten, in denen Jungs nur mit Actionfiguren gespielt haben, sind eben vorbei.“