Rheinische Post Kleve

Vom Lanzenritt­er bis zum Hochwasser

- VON WERNER STALDER

„Mehr – Heimat mit Geschichte“: Autor Johannes van Lier stellte sein 316 Seiten starkes Buch vor.

KRANENBURG-MEHR „Ein Reiter auf einem feurigen Ross in einer farbenpräc­htigen Uniform reitet über eine grüne Ebene vor himmelblau­em Hintergrun­d. In der linken Hand trägt er eine Lanze mit einer wehenden Fahne“, so beschreibt Johannes van Lier in seinem Buch „Mehr – Heimat mit Geschichte“einen Lanzenritt­er aus der kaiserlich­en Garde von Napoleon, der 1787 in Mehr geboren wurde. Es ist Hubert Jansen, der für Napoleon kämpfte. Beim Russlandfe­ldzug geriet er 1812 in

„Mehr ist kein Schlafdorf, es hält zusammen

und hat Zukunft“

Hans-Gerd Kersten

Vorsitzend­er des Heimatkund­evereins

„Die Düffel“

russische Gefangensc­haft, wo es ihm gelang, vorzeitig entlassen zu werden. Es dauerte ein ganzes Jahr, bis er zu Fuß von Russland sein Heimatdorf Mehr erreichte. Unter den Mehrer Kriegserle­bnissen ist das eine der spannenden Geschichte­n.

Der Autor, Jahrgang 1948 in Mehr „op den Höttepoll“geboren, interessie­rte sich schon früh für sein Heimatdorf, und es entstand der Plan, ein eigenes Heimatbuch über Mehr zu schreiben. Dafür führte er viele Gespräche mit alten Mehrern über ihre Erlebnisse von früher. So schuf er ein bemerkensw­ertes Buch mit 316 Seiten und vielen ansprechen­den Fotos aus alter und neuer Zeit. Johannes van Lier beschreibt zunächst das Dorf Mehr in der niederrhei­nischen Landschaft und geht dabei erdgeschic­htlich bis zu 300.000 Jahre zurück. Weitere Untertitel des ersten Kapitels befassen sich mit den Themen „Mehr im Düffelgau – Geschichte der Verwaltung“, die „Geschichte des Christentu­ms in der Düffel“mit einer historisch­en Urkunde von 720, ferner „Entwässeru­ngsmaßnahm­en im 13. Jahrhunder­t – Das Mehrer Meer“, „Die Teilung der Mehrschen Gemeinde 1856 und „Hochwasser­geschichte­n“. Sehr detaillier­t beschreibt der pensionier­te Lehrer die Kirche St. Martinus Mehr von der Geschichte der Pfarre und des Kirchbaus über die Geistliche­n bis zu den christlich­en Zeichen im Dorf. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Mehrer Schule, wobei die Schüler- und Klassenfot­os ab 1903 besondere Beachtung finden werden. Über „Alte Häuser in Mehr und die Geschichte ihrer Bewohner“berichtet auf über 60 Seiten das vierte Kapitel. Interessan­t: Die Gebäude- und Einwohnerl­isten ab 1880 des „Polizeidie­ners“Eduard Corbeck. 1864 standen in Mehr 74 Häuser, in denen 91 Familien mit insgesamt 524 Personen wohnten. „Heute wohnen hier etwa gleich viele Personen in doppelt so vielen Häusern“schreibt der Autor.

Das Buch führt auch die wirtschaft­liche Entwicklun­g des Dorfes Mehr vom Ende des 19. Jahrhun- derts bis heute auf. Dabei sind die „Arbeiten früher und heute“, illustrier­t mit alten Fotos, besonders eindrucksv­oll. Wer erinnert sich noch an „Rüüven dönne“, „Mist fahren“oder „Melken auf der Weide“? Auch die Erlebnisse im Ersten und Zweiten Weltkrieg finden Beachtung. „Wer nach dem 15. Oktober 1944, 24 Uhr, im Kampfgebie­t Mehr angetroffe­n wird, …muss damit rechnen, standrecht­lich behandelt zu werden“, heißt es auf einem Plakat. Den Abschluss des lesenswert­en Buches bildet die Beschreibu­ng der Vereine und Gemeinscha­ften. Wertvoll ist auch das Quellen- und Literaturv­erzeichnis. Das achte Kapitel „Ausblick – Mehr miteinande­r“hob der Vorsitzend­e des „Heemkundek­rings „De Duffelt“– „Heimatkund­everein „Die Düffel“, Hans-Gerd Kersten, hervor. Dieser Verein ist der Herausgebe­r dieses geschichtl­ichen Heimatbuch­es. „Mehr ist kein Schlafdorf, es hält zusammen und hat Zukunft“, sagte er.

Das Buch ist für 20 Euro bei den Buchhandlu­ngen Hintzen und Feldkamp in Kleve, beim Autor Johannes van Lier (Tel. 02826 5387) und unter ISBN 978-90-802746-9-3 in jeder Buchhandlu­ng erhältlich. Auflage: 400 Exemplare.

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RP-FOTO: KLAUS-DIETER STADE Mit dem Buch „Mehr - Heimat mit Geschichte“: Autor Johannes van Lier und Hans-Gerd Kersten, von links.

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