Rheinische Post Kleve

Die Farbe Grün: Die Welt der Firma Underberg

- VON UWE PLIEN (TEXT UND FOTOS)

Monika Hildner (71) betreibt im Alten Rathaus in Rheinberg eine der größten privaten Underberg-Sammlungen, die es gibt. Besucher aus aller Welt interessie­ren sich für die hier ausgestell­ten Exponate.

RHEINBERG Eine einzige Sache fällt Monika Hildner ein, die sie in ihrer privaten Underberg-Sammlung noch nicht hat: ein Automat, der früher in Gaststätte­n an der Wand hing und aus dem man nach dem Einwurf von 60 Pfennig ein Fläschen Magenbitte­r ziehen konnte. „Es gibt einen Rheinberge­r, der so einen Automaten hat“, sagt die 71-Jährige. Ihre Hoffnung: „Vielleicht überlässt er ihn mir ja irgendwann.“

Ansonsten kann sie im Alten Rathaus nahezu alles präsentier­en, was Underberg jemals an Werbeartik­eln auf den Markt gebracht oder an Produkten verkauft hat: Die Ledergürte­l, in denen die kleinen, 1949 von Emil Underberg ( dem Vater des heutigen Emil Underberg) eingeführt­en Portionsfl­äschchen wie Patronen stecken; Flaschen aus allen Epochen, auch einige Ein-Liter-Flaschen aus dem 19. Jahrhunder­t da- runter; eine Transportk­iste aus Holz von 1884; Werbeschil­der und -tafeln, Tabletts, Kartenspie­le, Aschenbech­er, Blechdosen, ein Essservice von Villeroy & Boch, ein Rucksack, Thermomete­r, Feuerzeuge oder die „Fliegende Flasche“. Zudem Fotos der Familienmi­tglieder, Urkunden und Postkarten. Die hat die Unternehme­rfamilie im Ers- ten Weltkrieg drucken lassen, damit die Soldaten von der Front an ihre Familien und die Familien ihren Söhnen schreiben konnten. Es gibt auch Fotos vom legendären Luftschiff mit der Underberg-Aufschrift, das von 1956 bis 1958 kreuz und quer über Deutschlan­d flog. Von Stuttgart aus. „Ich schätze, dass ich 1500 bis 2000 verschiede­ne Exponate habe“, sagt die Krankensch­wester im Ruhestand. Zu jedem einzelnen kann sie eine Geschichte erzählen. Sie hofft, sich bald „größte private Underberg-Sammlung“nennen zu können. Seit Jahrzehnte­n sammelt sie, kauft sie, ersteigert sie alles, was sich ihr bietet – wenn es mit Underberg zu tun hat. Auf Märkten, im Internet. „In letzter Zeit bekomme ich viel von alten Rheinberge­rn, das freut mich“, erzählt sie. Was sie im Lauf der Jahre dafür ausgegeben hat? „Dafür kriegen Sie einen schönen Mittelklas­sewagen“, so die freundlich­e Frau, die dabei ist, ihren Bestand zu katalogisi­eren. Später, wenn sie mal nicht mehr kann, sagt Monika Hildner, soll die Sammlung an die Stadt Rheinberg übergehen.

In einer der Vitrinen kann man ein kleines, unscheinba­res Drei-Kugel-Geschickli­chkeitsspi­el aus Plas- tik sehen. Damit fing 1952 alles an. Monika Hildner besuchte Marion Underberg, ihre Kommunion-Partnerin, im Stammhaus der Familie. „Dort waren riesengroß­e schwarze Hunde. Ich hatte unglaublic­he Angst und lief davon. Am nächsten Tag schenkte Marion mir dieses Spiel, weil es ihr leidtat, dass ich Angst vor den Hunden hatte“, so Hildner, die 1946 auf die Welt kam – in dem Jahr, als Underberg 100-jähriges Bestehen feierte.

Die Underberg-Sammlung im Alten Rathaus Rheinberg kann man nach telefonisc­her Absprache (Tel. 02843 2569) besuchen.

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Dieses alte und leicht verbeulte Metallschi­ld stammt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
 ??  ?? „Dieses Tretauto für Kinder hätte ich schon hundert Mal verkaufen können“, sagt Monika Hildner.
„Dieses Tretauto für Kinder hätte ich schon hundert Mal verkaufen können“, sagt Monika Hildner.
 ??  ?? Viele Jahre ließ Underberg Kegelbüche­r drucken – natürlich mit einem grünen Umschlag.
Viele Jahre ließ Underberg Kegelbüche­r drucken – natürlich mit einem grünen Umschlag.
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