Rheinische Post Kleve

Duell der gehemmten Tormaschin­en

- VON PATRICK SCHERER

Wenn Borussia Dortmund heute den FC Bayern empfängt, ist es auch ein Aufeinande­rtreffen der besten Liga-Torjäger. Beide stehen sinnbildli­ch für die Situation ihres Vereins. Der eine ist in der Krise, der andere körperlich angeschlag­en.

DORTMUND/DÜSSELDORF Wer wissen will, welch hohen Anspruch sich Pierre-Emerick Aubameyang erarbeitet hat, muss nur die Diskussion um den Torjäger in den vergangene­n Tagen verfolgen. Es hat fast den Anschein, als befände sich der Gabuner auf einer Durststrec­ke von mehreren Monaten. Dabei hat der 28-Jährige zuletzt vor drei Wochen per Doppelpack gegen Leipzig getroffen. In vier Pflichtspi­elen seitdem hat er kein Tor mehr erzielt. Eigentlich keine große Sache. Wäre da nicht die Gesamtsitu­ation des Ver-

Jupp Heynckes eins. Denn in Bundesliga und Champions League stehen für Borussia Dortmund seit diesem 2:3 gegen Leipzig eine weitere Niederlage und drei Unentschie­den zu Buche. Und so wird die „Krise“(Kapitän Marcel Schmelzer) des Klubs eben auch zur Krise des Torschütze­nkönigs der Vorsaison. Heute (18.30 Uhr) trifft Aubameyang auf seinen seit Jahren ärgsten Konkurrent­en im Bundesliga-Wettschieß­en: Robert Lewandowsk­i. Der Pole steht ebenfalls sinnbildli­ch für die Situation seines Vereins. Der FC Bayern hat mit Personalso­rgen zu kämpfen. Lewandowsk­i, der von muskulären Problemen im Oberschenk­el zum Pausieren gezwungen wurde, soll im Topspiel bei seinem Ex-Klub aber wieder auflaufen.

„Er hat gut trainiert, er hat überhaupt keine Beschwerde­n und ist hoch motiviert“, sagte Jupp Heynckes über die Münchener Lebensvers­icherung im Sturm. Der Trainer atmet auf. Nach dem erkämpften 2:1 bei Celtic Glasgow und dem damit erreichten Achtelfina­leinzug in der Königsklas­se hatte Heynckes deutlich gemacht, dass sein Team aufgrund der hohen Belastunge­n und den wenigen Rotationsm­ög-

* 18.6.1989 in Laval (Frankreich) lichkeiten langsam auf dem Zahnfleisc­h gehe. In Schottland hatte James Rodriguez in der Spitze aushelfen müssen. Mit mäßigem Erfolg. Nun ist neben Lewandowsk­i auch Thomas Müller wieder ins Training eingestieg­en. Und prompt klingt Heynckes anders: Er wünsche sich, „dass wir noch eine Schippe drauflegen. Wir haben noch riesige Ressourcen. Ich bin zuversicht­lich, dass wir uns steigern können.“

Als Heynckes Anfang Oktober bei den Bayern Carlo Ancelotti ablöste, lag Dortmund mit fünf Punkten Vorsprung an der Spitze. Eine BVBKrise und drei Bayern-Siege später grüßen die Münchner mit drei Punkten Abstand vom Platz an der Sonne. „Der Druck liegt nicht bei uns“, sagt Bayern-Star Arjen Robben deshalb fast genüsslich.

Das weiß auch Dortmunds Trainer Peter Bosz: „Wir müssen das Spiel gewinnen. Erst einmal, weil wir Dortmund sind und zu Hause spielen, und zweitens für das Gefühl.“Vielleicht, so Bosz, komme deshalb das Spitzenspi­el „zum richtigen Moment. Wir haben die Möglichkei­t, Tabellenfü­hrer zu werden und die Stimmung zu drehen.“

Um das zu erreichen, wäre ein Aubameyang, der seine Kaltschnäu­zig-

* 21.8.1988 in Warschau (PolenPolen) keit wiederentd­eckt, natürlich hilfreich. „Ein Stürmer, der einige Wochen nicht trifft, denkt nach“, erklärte Bosz: „Er hat derzeit auch kein Glück. Das kommt aber wieder.“

Karl-Heinz Rummenigge betonte, man fahre „mit stolzgesch­wellter Brust nach Dortmund – und nicht mit Hühnerbrus­t“. Bayerns Vorstandsb­oss sagte aber auch: „So ein angeschlag­ener Boxer ist immer gefährlich, dass er dir einen Lucky Punch verpasst.“Und diese Rolle klingt doch eigentlich wie gemacht für das Ende von Aubameyang­s kurzer Durststrec­ke.

„Er hat gut trainiert, er hat überhaupt keine

Beschwerde­n“ über die muskulären Probleme

bei Robert Lewandowsk­i

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