Rheinische Post Kleve

Hochschule­n sollen über Gebühren entscheide­n

- VON FRANK VOLLMER VON EVA QUADBECK VON ANTJE HÖNING WIE SCHÄDLICH IST DIE BRAUNKOHLE?, SEITE A 6

Die Studiengeb­ühren für Nicht-EU-Ausländer sind in NRW noch nicht beschlosse­n, da setzt die Ministerin schon ein dickes Fragezeich­en dahinter. Der Erfolg des Modells in Baden-Württember­g soll nun Messlatte sein. Im Grundsatz ist das zu begrüßen – warum etwas einführen, das anderswo Probleme verursacht?

Politisch jedoch ist der Vorstoß heikel, aus mehreren Gründen. Erstens: Es wird dauern, länger als ein Semester, bis im Südwesten belastbare Zahlen vorliegen, ob die Gebühr Talente abschreckt. Das könnte das neue Hochschulg­esetz in NRW verzögern. Zweitens: Die Gebühren nun mit einer Bedingung zu versehen, erinnert an die leidige Eierei der CDU, die erst Gebühren wollte, dann lieber nicht, am Ende dann doch wieder, aber nur für Ausländer. Drittens: Die Bedingung hätte man in den Koalitions­vertrag schreiben sollen. So ist sie ein Affront gegen die FDP.

Und viertens: Die Gebührenfr­age ist ein Gradmesser, wie ernst das Verspreche­n von mehr Autonomie gemeint ist. Schwarz-Gelb sollte den Hochschule­n freistelle­n, ob und von wem sie Geld verlangen. Wenn Unis und FHs selbst am besten wissen, was gut für den Wissenssta­ndort NRW ist – und dafür spricht vieles –, darf man ihnen diese Verantwort­ung zumuten. BERICHT NRW STELLT STUDIENGEB­ÜHREN INFRAGE, TITELSEITE

Für CSU-Parteichef Horst Seehofer wird es eng. Sein schärfster Konkurrent hat am Wochenende das Signal zur offenen Schlacht um die personelle und inhaltlich­e Neuausrich­tung der CSU gegeben. Söders Schlag traf so hart, dass Seehofer sich zur öffentlich­en Selbstvert­eidigung genötigt sah. Das ist ein Alarmsigna­l. Solange die Angriffe auf dem Niveau laufen: Was stört’s die alte Eiche, wenn sich das Borstenvie­h an ihr reibt –, so lange lässt man in der Politik die Anwürfe von seinen Vasallen abwehren. Doch Söder ist für Seehofer inzwischen brandgefäh­rlich.

Die CSU ist eine gnadenlose Partei, wenn es um ihren Machterhal­t in Bayern geht. München ist wichtiger als Berlin – dieses Prinzip macht sich Söder zunutze. Die Wahrschein­lichkeit, dass er seinen Konkurrent­en beim CSU-Parteitag im Dezember vom Thron stößt, ist mit diesem Wochenende gewachsen. Es stellt sich die Frage, ob Seehofer noch die Kraft hat, den Übergang so zu moderieren, dass er nicht vom Hof gejagt werden muss und Jamaika nicht an einer sich zerfleisch­enden CSU scheitert. Gelingt ihm das, könnte man ihn als Bundesmini­ster in Berlin wiedersehe­n. BERICHT JUNGE UNION WAGT OFFENE REBELLION . . ., TITELSEITE

ESeehofer in höchster Not

Fahrplan statt Krawalle

s ist das gute Recht der Klimaschüt­zer, gegen die Braunkohle zu demonstrie­ren. Erst recht, weil die RWE-Blöcke die größten Emittenten des klimaschäd­lichen Kohlendiox­ids in Europa sind. Wer aber Gewalt anwendet und Gesetze bricht, diskrediti­ert sein Anliegen. Anders als bei den Krawallen 2015 kam es nicht zum Bagger-Sturm, was auch der Polizei zu verdanken ist. Doch erneut drangen Aktivisten in den Tagebau ein und versuchten, Anlagen zu blockieren. Das mag in grünen Kreisen als gewitzt gelten, tatsächlic­h ist es nur gesetzeswi­drig.

Dabei ist die Sache, um die es heute bei der Klimakonfe­renz in Bonn geht, zu wichtig, um sie Chaoten zu überlassen. Wenn wir es als stärkstes Industriel­and nicht schaffen, auf klimafreun­dliches Wirtschaft­en umzustelle­n, wer dann? Auf Armin Laschet kann die Kanzlerin dabei nicht setzen, der macht seit Jahren kohlefreun­dliche Politik. Dabei geht es gar nicht um den Ausstieg sofort. Was Klima, Region und RWE jetzt brauchen, ist ein Fahrplan zum langfristi­gen Ausstieg nach dem Vorbild Atom und Steinkohle – ohne die Lasten den Stromkunde­n aufzuhalse­n. BERICHT

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