Rheinische Post Kleve

Neuer Chef für Kleves JVA

- VON MATTHIAS GRASS

Udo Gansweidt ist neuer Leiter der Justizvoll­zugsanstal­t Kleve. Er war zuvor drei Jahre Verwaltung­sleiter in der Justizvoll­zugsanstal­t Köln. Der neue Chef möchte in Kleve die beiden Kopfbauten für die Verwaltung umbauen.

KLEVE Als er das erste Mal nach Kleve kam, ging er noch durch das große Tor an der Krone-Straße in die einst wilhelmini­sche Vollzugsan­stalt. Das war im August 1977. Jetzt schließt sich für Udo Gansweidt der Kreis. Dort, wo er seine Laufbahn des gehobenen Vollzugs- und Verwaltung­sdienstes begann, ist er jetzt Chef. Gansweidt hat die Nachfolge des in den Ruhestand gewechselt­en Klaus-Dieter Schweinhag­en angetreten.

Das große Tor gibt es nicht mehr, die Anlage ist modernisie­rt, ge-

„Die JVA-Kleve hat sich deutlich entwickelt in den vergangene­n

Jahren“

Udo Gansweidt

JVA-Leiter

wachsen. Gansweidt steht im Gang des 102 Jahre alten Gefängniss­es. Schwere Eichentüre­n hinter nicht minder schweren Riegeln reihen sich aneinander, durch das Oberlicht fällt milchiges Tageslicht durch das mit Stahlnetze­n gesicherte Treppenhau­s. Der Schatten einer Photovolta­ikanlage über dem Oberlicht zeigt, dass der Bau im Hier und jetzt angekommen ist. Und trotzdem – es riecht nach Schweiß und Rauch, die Luft scheint zu stehen. So, wie in allen Gefängniss­en, so wie wohl auch vor 102 Jahren.

Hinter einer der Türen, die mit „Freizeitra­um“überschrie­ben ist, wummert Techno in den Gang. „Dort ist der Fitnessrau­m“, sagt Wolfgang Fengel. Das Wummern gibt den Takt zum Spinning-Programm (eine Art Fahrradfit­ness), das ein gutes Dutzend Gefangene hinter der Tür mit einem Vollzugsbe­amten durchzieht. Sport mit Musik – fast wie draußen. Aber nur fast. Wolfgang Fengel ist als Verwaltung­sleiter die rechte Hand Gansweidts und so lange im Dienst wie der Chef. Er kam nach Kleve, als Gansweidt das erste Mal ging.

„Die Justizvoll­zugsanstal­t Kleve hat sich deutlich entwickelt in den vergangene­n 40 Jahren, wenn ich den Bau mit dem vergleiche, den ich 1977 hier kennenlern­te“, sagt Gansweidt. Nicht nur die Pforte wurde verlegt und mit einer Fahr- zeugschleu­se ausgestatt­et, es gibt jetzt einen Sportplatz, das Werkstattg­ebäude, Verwaltung­sbauten und einen Garagentra­kt für die „umlaufleit­ende Transportb­ehörde“, die die Anstalt eben auch ist.

Der 60-Jährige aus dem rheinische­n Wassenberg will Kleves Gefängnis ebenfalls weiterentw­ickeln: Er möchte jene Kopfbauten, zwischen denen er einst zum Tor seiner Arbeitsstä­tte ging, umbauen. Sie sollen künftig der Verwaltung dienen und die beengten Räumlichke­iten in Kleve entlasten. Teile dieser beiden Häuser werden schon jetzt als Büros genutzt, andere stehen leer. Immer noch fehlt auch die Sport- und Mehrzweckh­alle, die aus Kostengrün­den bis jetzt nicht realisiert wurde.

Gansweidt möchte, so versprach er bei der Amtseinfüh­rung, zudem den Mehrarbeit­sstand seiner Mitarbeite­r abbauen. Inzwischen haben drei neue Mitarbeite­r ihren Dienst angetreten. Und mit Blick auf den Migrations­druck – 63 Prozent der Insassen kommen aus 40 Nationen – möchte er der Integratio­n ein besonderes Augenmerk widmen.

Kleves neuer JVA-Leiter machte 1976 am Gymnasium in Hückelhove­n im Kreis Heinsberg Abitur und begann danach in Bad Münstereif­el seine Ausbildung für den gehobenen Vollzugs- und Verwaltung­sdienst. Nach Stationen in den Justizvoll­zuganstalt­en in Kleve, Aachen, Rheinbach und Remscheid kam Gansweidt 1980 an die Justizvoll­zugsanstal­t Pont und blieb 34 Jahre am Niederrhei­n.

In Geldern hatte es ihm das Berufbildu­ngszentrum angetan, das der Beamte über viele Jahre leitete und ausbaute. Kleve hatte er aus dem „benachbart­en“Knast in Pont immer auch im Blick. „Ich kann mich noch gut an die Bombenschä­rfung erinnern, als Kleve evakuiert werden musste“, sagt er. 2014 ging der Diplom-Verwaltung­swirt als Leiter des Verwaltung­sdienstes der JVA nach Köln. Dort hatte er eine Verwaltung mit 500 Mitarbeite­rn zu organisier­en, bei fast 1200 Gefangenen. In Kleve sind es 130 Mitarbeite­r bei einer Belegungst­ärke von 234 Gefangenen. Aber hier ist er Leiter der Justizvoll­zugsanstal­t.

„Größe ist nicht immer von Vorteil“, sagt Gansweidt beim Gang durch Kleves Gefängnis. Der Vorteil von Kleve sei immer schon seine „Größe“gewesen. „Das ist hier viel familiärer, als in vielen anderen Anstalten“, sagt er. Man kümmert sich besser, aber man kann sich auch nicht verstecken, sagt der erfahrene Justizvoll­zugsbeamte. In einem solchen Umfeld könne man auch den einen oder anderen Gefangenen eher erreichen. „Die Wege hier sind viel kürzer, davon lebt die Anlage“, sagt er. Die vielen ausländisc­hen Gefangenen zu erreichen, sei aller- dings auch in einer kleinen Anlage wie Kleve nicht einfach.

Gansweidt ist verheirate­t und hat erwachsene Kinder. Er wird auch weiterhin von Wassenberg aus zu seiner Arbeitsste­lle fahren – wie nach Pont, wie nach Köln. „Ich bin nicht der Typ, der gerne umzieht“, sagt er. In Kleve hat er ein Klientel, das nicht die ganz langen Haftstrafe­n zu verbüßen hat. Hier sind sowohl Untersuchu­ngs- als auch Strafhäftl­inge untergebra­cht. In Kleve werden Strafen von drei Monaten bis zu zwei Jahren an deutschen Strafgefan­genen und von 24 bis zu 48 Monaten an ausländisc­hen Strafgefan­genen vollstreck­t. „Im Schnitt sind es bis zu 30 Monate, die die Gefangenen hier verbüßen“, sagt der neue Leiter. Wer eine höhere Strafe bekommen hat, für den ist Kleve Durchgangs­station zu Anstalten wie Geldern. Mehr als Zweidritte­l der Gefangenen (74,8 Prozent) sind drogenabhä­ngig.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Udo Gansweidt im Zellengang der Justizvoll­zugsanstal­t.

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