Grüne möchten VHS nach Wilhelm Frede benennen
In der heutigen Sitzung des Rates der Stadt Kleve wird Kämmerer Willibrord Haas den Haushalt 2018 einbringen. Grünen-Antrag zum Schulnamen.
KLEVE Es geht um das Gedenken eines Mannes, der für seine Überzeugung in den Tod gegangen ist. Am 13. März 1942 wurde Wilhelm Frede aus Kleve im KZ Sachsenhausen umgebracht. Er hatte sich dem Regime widersetzt. In Kleve erinnern die DJK-Sportanlage und eine Straße an das Opfer des Nationalsozialismus. Streit gibt es um den Namen der Gesamtschule 1, die an den Standort der ehemaligen FredeSchule gezogen ist, aber das Gedenken an den Mann, der von Nazis ermordet wurde, im Namen der Gesamtschule nicht fortsetzen möchte. Man wolle eine eigene, neue Identität für die neue Gesamtschule haben, so die Schulkonferenz. Man fürchtet wohl, mit der einstigen Hauptschule in Verbindung gebracht zu werden.
Der Ärger ist programmiert: Die einen möchten, dass das Gedenken an die wenigen Menschen, die wie Frede den Mut hatten, einem totalitären Regime gegenüber zu ihrer Überzeugung zu stehen, gerade im Namen einer Schule Vorbild sein sollte. Die anderen möchten der Schule und der Schulkonferenz die Autonomie über den Schulnamen bewahren. Die katholische Kirche hat Frede als Glaubenszeugen in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen und zeigte sich in Kleve sehr irritiert, dass das Gedenken an Frede im Namen der Schule nicht fortgesetzt werden sollte.
Bevor die Fronten endgültig verhärten, hat jetzt Grünen-Chefin Hedwig Meyer-Wilmes einen beachtenswerten Antrag an den Rat formuliert, der eine Lösung für ein angemessenes Erinnern an Wilhelm Frede bieten könnte: Meyer-Wilmes macht zurecht auf die Verdienste Wilhelm Fredes für das deutschniederländische Verhältnis aufmerksam. „In der VHS finden viele Veranstaltungen und Kurse statt, die den Bürgerinnen der Stadt Geschichte und Aktualität dieses für Kleve so wichtigen Verhältnisses darlegen. Insofern kann man die VHS als geeigneten Ort sehen, die Erinnerung an Frede wachzuhalten. Auch wird durch eine derartige Benennung eines öffentlichen Gebäudes unterstrichen, dass das Beispiel
Die Volkshochschule nach Wilhelm Frede zu benennen ist ein ein guter Vorschlag. Das würde alle Bürger der Stadt an einen Mann erinnern, der den Mut hatte, sich nicht dem NaziRegime zu unterwerfen. Es ist ein guter Vorschlag, weil er zeigt, dass die Menschen in der Stadt zu den nur wenigen Frauen und Männern stehen, die es wagten, sich aufzulehnen. Wissend, dass das lebengefährlich ist. Für diese Frauen und Männer steht in Kleve Fredes Handeln aus Zivilcourage beispielhaft.
Und es ist vor allem deshalb ein guter Vorschlag, weil mit einer solchen Namengebung ein Schlussstrich unter eine Debatte gezogen werden kann, bevor diese Debatte an einen Punkt kommt, der nur noch Beschädigte hinterlässt: Die Wilhelm Frede es wert ist, dass alle Bürgerinnen der Stadt die Erinnerung an ihn wach halten und man nicht eine Schule dazu verpflichtet“, schreibt Meyer-Wilmes. Außerdem möchten die Grünen den Vorschlag der Gesamtschule, das künftige Oberstufengebäude „FredeHaus“zu taufen, übernehmen. Deshalb solle, so Meyer-Wilmes, eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, die über die Namengebung für ein öffentliches Gebäude diskutiere.
In der Ratssitzung um 17 Uhr wird Kämmerer Haas den Haushalt einbringen und es wird endgültig über die Spyckstraße entschieden.
Eine Lösung in Sicht
Gesamtschule 1 hat sich in dieser Diskussion kein Ruhmesblatt ausgestellt und sollte darauf hoffen, dass mit einer Lösung des Problems bald vergessen ist, dass sie diesen Namen nicht tragen möchte. Der Rat würde sich kein Ruhmesblatt ausstellen, würde er die Schule zwingen, des Ermordeten mit ihrem Namen zu gedenken. Gedenken kann man nicht erzwingen. Erst recht kein Ruhmesblatt stellen sich die aus, die an der Reputation eines Mannes kratzen, den die Nazis wegen seines Handelns umgebracht haben. Es sollte aber ein breiter Konsens herrschen, falls die VHS den Namen Frede bekommen sollte. Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie unserem Autor unter Matthias.Grass@Rheinische-Post.de