Rheinische Post Kleve

Zoll ermittelt in 83 Fällen wegen nicht gezahlten Mindestloh­ns

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KREIS KLEVE (RP) Wenn der Chef den Lohn prellt: Im Kreis Kleve bekommen immer noch nicht alle Beschäftig­ten die Bezahlung, die ihnen per Gesetz zusteht. Das kritisiert die Gewerkscha­ft NahrungGen­uss-Gaststätte­n. Die NGG beruft sich hierbei auf neue Zahlen des Bundesfina­nzminister­iums. Demnach leitete das verantwort­liche Hauptzolla­mt Duisburg in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt 83 Ermittlung­sverfahren wegen nicht gezahlter gesetzlich­er Mindestlöh­ne ein. Im Gastgewerb­e wurden die Beamten der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) zehn Mal fündig.

Für Hans-Jürgen Hufer von der NGG Nordrhein steht fest: „Jeder Verstoß ist einer zu viel. Es kann nicht angehen, dass sich auch zwei Jahre nach seiner Einführung noch immer nicht alle Betriebe an den Mindestloh­n halten.“Auch im NRW-Gastgewerb­e, wo eine tarifliche Untergrenz­e von 9,25 Euro pro Stunde gilt, gebe es weiterhin zahlungsun­willige Arbeitgebe­r. Positiv wertet Hufer dabei die Zunahme der Kontrollen. Im ersten Halbjahr prüften die Duisburger Zollbeamte­n laut Statistik 83 Hotels, Gaststätte­n und Restaurant­s – das sind 26 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

„Je gründliche­r der Zoll kontrollie­rt, desto größer ist das Risiko für Unternehme­n im Kreis Kleve, bei schmutzige­n Praktiken erwischt zu werden“, betont der Gewerkscha­fter. Hierfür müsse das Zoll-Personal jedoch deutlich aufgestock­t werden. Die Arbeit der FKS sei eines der wichtigste­n Mittel, um die Einhaltung des Mindestloh­ns flächendec­kend durchzuset­zen, so Hufer weiter. Hier gelte einmal mehr: „Ver- trauen ist gut, Kontrolle ist besser.“Zugleich wendet sich die NGG gegen Pläne, die Dokumentat­ionspflich­t beim Mindestloh­n aufzuweich­en. Dafür hatten sich Union und FDP im Wahlkampf ausgesproc­hen. Hufer: „Nur wenn für die Beschäftig­ten die Arbeitszei­ten genau erfasst werden, lässt sich Lohn-Prellerei verhindern. Denn gerade im Gastgewerb­e kommt es immer wieder vor, dass Chefs versuchen, ihre Mitarbeite­r zu Umsonst-Überstunde­n zu zwingen.“

Die Zoll-Halbjahres­bilanz geht auf eine aktuelle Anfrage der Grünen-Bundestags­abgeordnet­en Beate Müller-Gemmeke an das Bundesfina­nzminister­ium zurück. Bundesweit wurden demnach im ersten Halbjahr gut 3700 Betriebe des Gastgewerb­es vom Zoll überprüft – 21 Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum.

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