Keine Lust mehr auf Gastronomie
Die Kunden wurden weniger, die Konkurrenten zahlreicher – nach 14 Jahren schließt das Café Lust am unteren Ende der Klever Fußgängerzone. Betreiberin Heike Polders will sich für immer aus der Gastronomie zurückziehen.
KLEVE Die Schwanenstadt ist um einen beliebten Treffpunkt ärmer. Das Café Lust in der Klever Unterstadt hat nach 14 Jahren seinen Betrieb eingestellt und wird nicht mehr öffnen.
2003 pachteten Heike Polders und ihr Mann Alexander das Ladenlokal an der Münze. Sie bauten den Laden eigenständig um, steckten viel Herzblut in die Einrichtung. Das
„Ich habe meinen Abschluss mit der Branche gemacht“
Heike Polders
Ehemalige Betreiberin des
Café Lust an der Münze
Konzept kam von Anfang an gut bei den Klevern und den Gästen von außerhalb an. Nicht nur die Einheimischen liebten es, sich dort zu treffen und miteinander zu „klönen“auch die Niederländer kamen gerne auf ein Kopje Koffie vorbei. „Wir hatten sehr viele Stammgäste aus nah und fern, aber auch viel Laufkundschaft“, sagt Heike Polders.
Das Café Lust nahm schon am Morgen sein Geschäft auf. Dem Frühstück folgte das Mittagsgeschäft. Salate, Flammkuchen und Pasta standen auf der Speisekarte – „wir haben leckere City-Kost angeboten“, so Polders. Gerade an den Samstagen war der Laden gerappelt voll. Sehen und gesehen werden, lautete das Motto. „Viele Gäste liebten es, bei uns mit einem Glas Sekt auf das Wochenende anzustoßen. Es war einfach eine lockere Atmosphäre hier, das haben die Kunden gemocht“, berichtet Heike Polders. Feierabend war immer dann, wenn auch die Einzelhändler ihre Läden abschlossen haben, um 18.30 Uhr.
Nachdem Alexander Polders sich im vergangenen Jahr aus dem Ge- schäftsbetrieb zurückgezogen hatte, führte seine Frau das Geschäft alleine weiter. Ihr zur Seite standen zwei Festangestellte und drei Aushilfen. Polders führte ihr Café Lust wie immer – aber Kleve hatte sich in den vergangenen Jahren verändert. „Wir haben schon viel Konkurrenz rundherum bekommen“, sagt die Gastronomin. Besonders die mit der Zeit entstandene „Gastro-Meile“am Opschlag habe ihrem Café zu schaffen gemacht. Die Kunden wichen auf andere Cafés aus oder blie- ben schlichtweg Kleve fern. „Seit zwei Jahren merken wir, dass die Anzahl der Gäste deutlich zurückging“, sagt Heike Polders. Auch die Niederländer kämen nicht mehr so häufig in die Schwanenstadt wie früher. „Gerade in den Abendstunden war hier nicht mehr so viel los“, hat die Kleverin festgestellt. Auch die Tatsache, dass das alte Rathaus abgerissen wurde und die Stadtverwaltung interimsweise ins ehemalige alltours-Gebäude an der Landwehr zog, war nicht gerade förder- lich fürs Geschäft. „Auch aus der Verwaltung kamen viele Kunden“, berichtet Heike Polders.
Was der Gastronomin zusätzlich zu schaffen machte, war die in ihren Augen viel zu hohe Miete. „Früher konnten wir die noch tragen, aber sobald die Geschäfte etwas schlechter laufen, ist ein solcher Mietpreis schlichtweg nicht mehr zu leisten“, betont die Geschäftsfrau. Hinzu kämen Tariferhöhungen für ihre Mitarbeiter. „Die Kombination aus hoher Miete und hohen Lohnkosten war einfach zu viel für uns“, sagt Heike Polders.
Sie ist sehr traurig, dass sie ihr geliebtes Café Lust schließen muss. „Ich habe das wirklich mit Leib und Seele gemacht“, sagt Polders. Sie hat genug von der Gastronomie. „Ich habe meinen Abschluss mit der Branche gemacht.“Was sie nun beruflich machen will, sei offen. Was aus dem Ladenlokal wird, ist derzeit ebenfalls unklar. Vielleicht entsteht dort ja irgendwann wieder ein neuer Treffpunkt.
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