Gesundheitswesen gefragt wie nie
Sechs Fähigkeiten, so teilt das soziale Netzwerk Xing mit, braucht man für beruflichen Erfolg. Und seit der Bologna-Reform, nach der die Hochschulen auf das Bachelor-Master-System umgestellt wurden, sind wir Lehrenden auch dafür verantwortlich, unsere Studis auf das Berufsleben vorzubereiten. Aber ob das gelingt? Ich habe meine Zweifel. Denn laut Xing benötigt man gutes Zeitmanagement und Beständigkeit, Neugier und aktives Zuhören sowie Empathie, also die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen, und ein starkes Selbstbewusstsein.
Ja, letzteres bringen unsere Studierenden von der Schule mit. Aber die anderen Fähigkeiten haben nur die wenigsten, und der Rest erwirbt sie in der Uni nicht mehr. Da ist die Studentin, die regelmäßig eine Stunde zu spät zum Seminar erscheint mit der Begründung, sie habe keinen Parkplatz gefunden. Dass sie nicht die Hellste sein kann, wenn sie Woche für Wo- DÜSSELDORF (dpa) In NordrheinWestfalen sind immer mehr Studenten in Fächern des Gesundheitswesens eingeschrieben. Seit dem Wintersemester 2008/09 stiegen die Studentenzahlen in der Fächergruppe Gesundheitswissenschaften, Humanmedizin und Zahnmedizin insgesamt um mehr als 70 Prozent an, wie das Statistische Landesamt in Düsseldorf mitteilte. Im Wintersemester 2016/17 gab es fast 37.700 Studierende in den Bereichen Humanmedizin, Zahnmedizin und Gesundheitswissenschaften. Das waren fast fünf Prozent aller Studierenden in NRW.
Sechs Fähigkeiten für Erfolg
che zu spät losfährt, rüttelt nicht an ihrer Studierfähigkeit. Zeitmanagement: Fehlanzeige. Auch mit der Empathie kann es nicht weit her sein, denn dass eine Dozentin sich über die wiederholte Störung ärgern könnte, kommt ihr nicht in den Sinn. Die Neugier und das Zuhören äußern sich allenfalls in der regelmäßig gestellten Frage, ob der eben besprochene Lehrstoff prüfungsrelevant sei. Wenn nicht, muss man sich gar nicht die Mühe machen, weiter hinzuhören, und kann besser auf dem Handy daddeln. Die von Xing geforderte Beständigkeit ist gar nicht zu fördern, denn unsere Studierenden erhalten dank der Entscheidung unserer Landesregierung für ein Seminar, in dem sie nur angemeldet, aber nie erschienen sind, trotzdem eine Teilnahmebescheinigung. Eigentlich müssten wir nun Rhetorik-Seminare anbieten, in denen die Studierenden lernen, ihren späteren Arbeitgebern zu vermitteln, warum sie ganz ohne Leistung ein regelmäßiges Gehalt kassieren wollen. Unsere Autorin ist selbstständige Studienberaterin und Dozentin an der Uni Düsseldorf.