Rheinische Post Kleve

Stickereie­n und gefundene Baumwolle

- VON MATTHIAS GRASS

Gisoo Kim und Reinhold Engberding neben Hans-Uwe Schmidt im Projektrau­m-Bahnhof 25.

KLEVE Gisoo Kim stickt. Nicht im Rahmen und nicht im Kreuzstich. Sie setzt Linien mit zarten Fäden auf ein Blatt, komponiert Fotos neu, indem sie die Landschaft­aufnahme des einen Bildes mit dem Himmel des anderen vernäht, Fäden spannt, die verbinden. Oder sie zieht Linien über ihre Figuren, über die fotografie­rten Menschen, die so in einen regelrecht­en Strahlenkr­anz zu stehen scheinen. Das hebt die überspannt­en Motive hervor, denn die Fäden über den Figuren wirken nicht, als habe jemand auf dem Bild das Motiv durchgestr­ichen.

„Stickerei mit Fotografie ist auch eine Zeichnung auf Fotografie“, sagt Kim mit Blick auf eine Dünenlands­chaft, über die sich ein Fadengitte­r zieht wie das Netzgitter eines Kupferstec­hers. Eben nur nicht in die Platte graviert, sondern mit hauchdünne­n Fäden darüber gesetzt. Beide holen das Bild ins Plastische. Auf anderen Blättern wachsen Distelblum­en aus vernähten Schemen heraus. Gisoo Kims Stickbilde­r sind derzeit im Klever Projektrau­mBahnhof 25 zu sehen. Zusammen mit Gemälden von Hans-Uwe Schmidt und einer Installati­on von Reinhold Engberding (bis 3. Dezember, Sa u. So 13 bis 17 Uhr).

Engberding arbeitet ebenfalls mit Stoff, näht oder strickt. Im Projektrau­m zeigt er Fundstücke. Getragene Sache, die er auf seiner Fahrradstr­ecke vom Wohn- zum Arbeitsort während eines Aufenthalt­es in Dallas/USA auflas. T-Shirts, Mützen, Sportartik­el. Er knäuelt diesen Stoff zu Figuration­en, die in einem schmalen Stoffträge­r vernäht zur Wandskulpt­ur werden. Diverse dieser Knäuel hat Engberding zur Wandinstal­lationen im Projektrau­m zusammenge­stellt. Dazu ein Stück vernähter Stoff, der quer durch den Raum gespannt ist. Vernäht aus Reststücke­n zu einer „Herrenstan­dard-Jacke“aus einem alten Schnittmus­terheft, genäht aus einem Betttuch.

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Reinhold Engberding verabeitet gefundene Kleidungss­tücke.

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