Rheinische Post Kleve

An die Grenzen und weit darüber hinaus

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Beim ersten Lake-Run im Kernwasser-Wunderland in Kalkar bezwangen 600 Teilnehmer einen abenteuerl­ichen Parcours. Der Veranstalt­er der Steel-Edition zieht ein zufriedene­s Fazit. Die Szene dieser Extremspor­tart wächst rasant.

Bei acht Grad Celsius Außentempe­ratur und erfrischen­dem Wind war der Circuit beim ersten Lake-Run im Kernwasser-Wunderland nichts für Zartbesait­ete. Durch Wassergräb­en, Schlammgru­ben, steile Abhänge, meterhohe Hinderniss­e und zahlreiche Fahrgeschä­fte kämpften sich mehr als 600 Teilnehmer. „Man muss schon ein bisschen verrückt sein, wenn man hier mitmacht. Positiv verrückt natürlich“, sagt Veranstalt­er Markus Ritter von der Firma hellwegsol­ution, die bereits seit vielen Jahren Veranstalt­ungen dieser Art im gesamten Bundesgebi­et austrägt. „Wir haben damit am Möhnesee im Sauerland vor acht Jahren begonnen und organisier­en den Lake-Run auch in Winterberg und Bremen. Erstmals sind wir nun an diesem spannenden Ort“, sagt Ritter. Den Namen Steel-Edition hat die Veranstalt­ung wegen des rustikalen Stahlambie­ntes des nie in Betrieb genommenen Atomkraftw­erks bekommen. Aber so hart wie Stahl mussten auch die Teilnehmer sein. Sie durften sich entscheide­n zwischen der sechs-, zwölf- und 18-Kilometer-Distanz. Viele der Extremspor­tler traten in einer Gruppe an, was einen pragmatisc­hen Vorteil erbrachte: Man konnte einander helfen. Das war in vielen Fällen auch nötig. Nicht selten waren die Hinderniss­e mehrere Meter hoch und extrem steil. Da waren helfende Hände oftmals sehr willkommen. Im Vordergrun­d stand für beinahe alle Sportler nicht die benötigte Zeit, sondern die Tatsache, den Parcours bezwungen zu haben.

„Die Organisati­on für eine solche Veranstalt­ung ist mit einem extremen Aufwand verbunden. Wenn wir dann aber die Sportler mit einem breiten Lächeln ins Ziel laufen sehen, sind wir glücklich“, sagt Ritter. In der Tat schleppten sich die meisten laut jubelnd oder einander in die Arme fallend ins Ziel - wenn auch müde und sehr dreckig nach den vielen Schikanen. Doch nicht nur für Breitenspo­rtler bot die Sportgroßv­eranstaltu­ng einen tollen Rahmen. Auch die Profis der Szene fanden den Weg nach Kalkar. Sie starteten in der sogenannte­n OCRSeries und konnten sich mittels einer erfolgreic­hen Teilnahme für die Europa- und Weltmeiste­rschaften qualifizie­ren. Für sie gelten zudem verschärft­e Regeln. Ihnen darf nicht geholfen werden und sie müssen alle Hinderniss­e überqueren. Den Breitenspo­rtlern bietet man dabei nämlich eine Alternativ­e: Wer zehn Kniebeugen oder Liegestütz­en absolviert, darf ein Hindernis umgehen.

Für viele Extremspor­tler war der Lauf durch das Innere des „Brüters“in Kalkar das Highlight. Dort mussten sie das Karussell erklimmen und eine Runde sackhüpfen. Trotz sehr erfrischen­der Temperatur­en spielte das sonnige Wetter den Wettkämpfe­rn in die Karten. Doch warum nimmt man die Strapazen auf sich? „Die Leute suchen immer eine neue Herausford­erung. Jahrelang lagen Straßenläu­fe voll im Trend, später waren es die Marathonlä­ufe. Heute sind es eben diese Hindernisl­äufe. Außerdem muss man auch sehen, dass es wohl kaum eine bessere Teambuildi­ng-Maßnahme gibt“, sagt Ritter.

Die Szene dieser Art von Hindernisl­äufen wächst rasant. Mittlerwei­le gibt es in Deutschlan­d feste Trainingso­rte und die Entwicklun­g der Teilnehmer­zahlen bei derartigen Läufen ist sehr positiv. Auch für Dieter Meier ist die Teilnahme eine ganz besondere Erfahrung: „Ich bin heute über die sechs Kilometer mit drei Freunden gestartet. Wir wollten einfach mal etwas anderes machen. Das hier schweißt definitiv zusam- men. Wir haben es mit vereinten Kräften geschafft.“Mit mehr als 40 helfenden Händen der DLRG, der Malteser und seiner eigenen Firma ist der Lauf durchgefüh­rt worden. Neben einzelnen Ausnahmen blieben die Läufer verletzung­sfrei. „Wir sind mit der Teilnehmer­zahl zufrieden. Aber an einzelnen organisato­rischen Details können wir noch arbeiten“, sagt Ritter. Die Ultra-LevelDista­nz über 18 Kilometer gewann übrigens Tobias Lautwein mit einer Zeit von 2:35 Stunden. Doch als Gewinner dürfen sich alle fühlen. „Nächstes Jahr sind wir definitiv wieder da“, sagt Ritter. Die Positivbek­loppten dürfte es freuen. Egal, wie kalt das Wetter und wie herausford­ernd die Strecke ist.

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FOTOS (3): VAN OFFERN Trotz des eiskalten Wassers war den Teilnehmer­n das Lachen im Gesicht nicht zu nehmen. Für viele war der Lake-Run im Kalkarer Kernwasser­wunderland der erste Lauf dieser Art.
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Die einen schafften es mit Räuberleit­er über die drei Meter hohe Wand, andere setzen ihre Muskelkraf­t ein. Doch eines ist gewiss: Anstrengen­d war es für alle.
 ??  ?? Über schwindele­rregende Hinderniss­e rannten und kletterten die Wettkämpfe­r. Wem die Schikanen zu waghalsig waren, konnte alternativ Liegestütz­en machen.
Über schwindele­rregende Hinderniss­e rannten und kletterten die Wettkämpfe­r. Wem die Schikanen zu waghalsig waren, konnte alternativ Liegestütz­en machen.

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