Rheinische Post Kleve

Laschet zeigt sich von Absage der FDP „sehr überrascht“

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Der Ministerpr­äsident sieht keine negativen Auswirkung­en für Schwarz-Gelb in NRW. Das sieht die SPD-Opposition anders.

DÜSSELDORF Das Scheitern der Sondierung­sgespräche in Berlin kam für NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) nach eigenen Angaben völlig unvermitte­lt. „Es war immer schon klar, dass es schwierig werden würde. Ich glaube aber auch, dass es lösbar gewesen wäre – es gab nicht mehr so viele sachliche Unterschie­de“, sagte Laschet, der mit am Verhandlun­gstisch saß. Er könne sich nicht erklären, warum FDP-Chef Christian Lindner ausgestieg­en sei, es habe ihn sehr überrascht. In allen strittigen Fragen habe es zuletzt substanzie­lle Fortschrit­te gegeben.

Laschet zufolge zeichneten sich auch Kompromiss­e ab, die für Nordrhein-Westfalen, insbesonde­re für die Kommunen, wichtig gewesen wären, etwa die Verlängeru­ng der Integratio­nspauschal­e, Hilfen für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, die Förderung der Elektromob­ilität im Steuerrech­t. Aber auch ein Konsens in der Landwirtsc­haftspolit­ik sowie die Unterstütz­ung des Bundes bei der Digitalisi­erung der Schulen. Er bedauere sehr, dass es dazu nun nicht mehr komme.

Dass die Absage der FDP künftig auch die Arbeit der schwarz-gelben Koalition in NRW belasten könnte, wies Laschet aber von sich: „Berlin ist Berlin.“Auf die gute Zusammen- arbeit in NRW habe das Ende von Jamaika keinen Einfluss.

Doch NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP), der ebenfalls in Berlin mitverhand­elt hatte, widersprac­h: Die energie- und industriep­olitischen Kompromiss­e hätten die Wirtschaft in NRW seiner Einschätzu­ng nach überforder­t. „Es wäre für die Arbeitsplä­tze eine zu große Belastung gewesen“, sagte er unserer Redaktion. Er sei in Lindners Entscheidu­ng nicht eingebun- den gewesen; sie sei aber „absolut richtig“. Es habe bis zum Schluss viele offene Fragen gegeben – und es seien immer neue aufgetauch­t.

Die SPD-Opposition in NRW hingegen erwartet nun durchaus auch negative Auswirkung­en auf die schwarz-gelbe Koalition in NRW. Landespart­eichef Michael Groschek sagte: „Christian Lindner ist die zur Person gewordene politische Abseitsfal­le.“Er lasse seinen Ministerpr­äsidenten schnurstra­cks ins Abseits laufen. „In der schwarz-gelben Koalition Nordrhein-Westfalens gilt nicht mehr, dass man sich aufeinande­r verlassen kann.“

Ähnlich äußerte sich SPD-Fraktionsv­ize Sarah Philipp: Laschet und Lindner hätten in NRW die Koalitions­verhandlun­gen sehr vertrauens­voll und zügig geführt. Nun aber habe sich in Berlin das genaue Gegenteil gezeigt. Mit negativen Folgen für das Koalitions­klima sei zu rechnen.

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