Rheinische Post Kleve

Hendricks: Kein Auftrag für Große Koalition

- VON ANJA SETTNIK

Die Umweltmini­sterin hält nach dem Jamaika-Aus auch eine Minderheit­sregierung oder Neuwahlen für möglich. Auch Stefan Rouenhoff (CDU) kann sich eine Minderheit­sregierung vorstellen, Bruno Jöbkes empfiehlt dafür seine Grünen.

KREIS KLEVE Barbara Hendricks, SPD-Bundestags­abgeordnet­e des Kreises und noch Bundesumwe­ltminister­in, gab sich gestern einsilbig: „Einen Einstieg in eine erneute große Koalition sehen wir Sozialdemo­kraten nach dem Ergebnis der Wahl vom 24. September nicht als unseren Auftrag. Die Bundesregi­erung – also auch ich – ist geschäftsf­ührend im Amt. Ob es zu einer Minderheit­sregierung oder zu Neuwah- bildung notwendig sei. „Das bedaure ich zutiefst“, sagt Rouenhoff. Stellt man ihm am Tag nach dem Ausstieg der FDP aus den Sondierung­sgespräche­n die Frage, ob die CDU noch einmal versuchen sollte, die SPD zurückzuge­winnen, antwortet er (noch einmal): „Alle demokratis­chen Parteien müssen in der Lage sein, . . .“Immerhin habe es in den vergangene­n Jahren eine stabile Regierung gegeben. Angela Merkel habe eine verlässlic­he Regierungs­koalition über Jahre erfolgreic­h geführt.

Wenn die SPD aber nicht mit sich reden lässt und für eine weitere „GroKo“nicht zur Verfügung steht – was dann? Nach einigem Nachdenken legt sich Rouenhoff fest: „Eine Neuwahl wäre für mich die letzte Option.“Da käme dann nur eine Minderheit­sregierung infrage, die sich Punkt für Punkt Mehrheiten suchen muss. Wobei auch eine solche „Lösung“problemati­sch wäre, denn Europa brauche ein starkes, verlässlic­hes Deutschlan­d.

Bis zum 24. September, dem Tag der Bundestags­wahl, hatten viele konservati­ve Wähler auf eine schwarz-gelbe Koalition gesetzt. Und gerade der Wunschpart­ner FDP hat jetzt das Handtuch geworfen. „Das war völlig überrasche­nd, hat sich in keiner Weise abgezeichn­et“, sagt der Kreis Klever Abgeordnet­e, der am Freitag an einer CDUFraktio­nssitzung teilgenomm­en hatte. Regelmäßig seien auch die „neuen“Fraktionsk­ollegen über den Stand der Dinge informiert worden. Aus dem Positionsp­apier gehe hervor, bei welchen Themen und zwischen welchen Parteien es die größten Differenze­n gab. Etwa 95 Prozent aller Fragen seien geklärt gewesen . . . Der Volksvertr­eter Rouenhoff kümmert sich derweil um die Anliegen der Bürger seines Wahlkreise­s, die ihm schreiben, und beackert die selbst gesetzten Themenfeld­er: Behebung des Ärztemange­ls, bessere Mittelstan­dspolitik, Ausbau der Infrastruk­tur.

Bruno Jöbkes, der für die KreisGrüne­n in den Bundestag wollte, sah zuletzt Jamaika auf gutem Weg; „da hatte sich soviel aufeinande­r zu bewegt.“Er stelle sich nun am liebs- ten eine schwarz-grüne Minderheit­sregierung vor. Und er glaubt, dass die Grünen-Basis schon wisse, dass man nicht freiwillig wichtige programmat­ische Inhalte preisgegeb­en habe. „Mit neun Prozent der Stimmen war es klar, dass wir Kompromiss­e eingehen mussten.“

Ralf Klapdor, der ebenfalls nach Berlin wollte, verteidigt seine FDP. Die Liberalen hätten eben festgestel­lt, dass die Gemeinsamk­eiten nicht ausreichte­n. Dass in den Augen vieler Christian Lindner ein auffällig gut vorbereite­tes Papier verlesen habe, bringe ihn nicht zu der Vermutung, dass der Ausstieg längst festgestan­den habe. „Ich bin überzeugt davon, dass es ein seriöses Bemühen gab.“

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FOTO: REUTERS Angela Merkel und Barbara Hendricks (links im Bild die Grüne Claudia Roth) werden wohl so bald wohl nicht mehr beieinande­r sitzen.
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