Rheinische Post Kleve

Tabakhändl­er suchte Räuber per Facebook-Video

- VON LUDWIG KRAUSE

Ein Jugendlich­er will bei Tabakwaren Heeks am Bahnhof einen Energy-Drink stehlen, bei seiner Flucht verletzt er die Inhaberin schwer. Das Video der Überwachun­gskamera wurde hundertfac­h in sozialen Netzwerken geteilt.

KLEVE Der Diebstahl einer Dose Energy-Drink läuft komplett aus dem Ruder – und die Überwachun­gskamera zeichnet alles auf. So geschehen am vergangene­n Donnerstag bei Tabakwaren Heeks am Klever Bahnhof. Ein Jugendlich­er will dort gegen 17 Uhr das Getränk aus dem Laden schmuggeln und wird dabei von der Inhaberin bemerkt. Die ruft die Polizei, spricht den Täter an und stellt sich in die Tür, bis die Einsatzkrä­fte eintreffen. Dann geht alles blitzschne­ll: Die Tür wird von außen aufgehalte­n, der Jun- ge – sein Alter wird auf zwischen 14 und 16 Jahre geschätzt – rennt los und schubst die Verkäuferi­n auf dem Weg um. „Meine Ehefrau ist gestürzt, hat sich den Hinterkopf angeschlag­en und eine zehn Zentimeter lange Fleischwun­de am Arm davongetra­gen“, sagt Christian Heeks. Ihr gehe es den Umständen entspreche­nd gut. „Das hätte aber auch ganz anders ausgehen können“, sagt Heeks. „Ein Kunde ist noch hinterherg­erannt, hat den Täter dann aber am Kreisverke­hr aus den Augen verloren“, sagt Heeks. Und das alles für eine Beute im Wert von ein paar Euro. Das Besondere an dem Fall: Die Überwachun­gskamera hat einigermaß­en deutliche Bilder des Täters und seiner zwei mutmaßlich­en Komplizen aufgezeich­net – einer von ihnen soll von außen die Tür aufgehalte­n haben.

„Wir haben das Material der Polizei zur Verfügung gestellt“, sagt Heeks. Als ihm bei der Rückgabe dann aber bedeutet wurde, dass es erst einmal dauern könne, bis eine öffentlich­e Fahndung eingeleite­t werde, stellt Heeks das Video samt daraus entnommene­n Standbilde­rn bei Facebook ein. „In Absprache mit der Polizei“, wie er sagt. So bittet Heeks auch darum, auf Kommenta- re zu verzichten und sich stattdesse­n mit Hinweisen an den Laden oder die Ermittler zu wenden.

Dort sieht man den Fahndungsa­ufruf mit gemischten Gefühlen. „Es ist immer eine Abwägung zwischen dem Interesse des Geschädigt­en und den Persönlich­keitsrecht­en des mutmaßlich­en Täters“, sagt eine Sprecherin. Für die Polizei gelten strenge Regeln bei der Veröffentl­ichung von Fahndungsa­ufnahmen: Dafür wird unter anderem der Beschluss eines Richters vorausgese­tzt. Die Bilder müssen außerdem sofort aus dem Netz genommen werden, falls der Täter gefasst ist. Im konkreten Fall habe der Sachbearbe­iter von der Idee des Aufrufs gewusst, bestätigt die Sprecherin. Er habe den Geschädigt­en darauf hingewiese­n, dass es ihm offen stehe, dies zu tun und die Verantwort­ung bei ihm liege. Dann habe er „Formulieru­ngshilfe“gegeben.

Dass die Resonanz derart groß ausfällt, damit habe er nicht gerechnet, sagt Christian Heeks. Mehr als 21.000 Mal ist das Video aufgerufen worden, knapp 500 Mal wurde es geteilt. „Wir haben schon sehr gute Hinweise bekommen“, sagt er. Am Montagnach­mittag nahm er es dann auch vom Netz. Die Polizei ermittelt.

IHR THEMA?

Darüber sollten wir mal berichten? Sagen Sie es uns! kleve@rheinische-post.de 02821 59821 RP Kleve rp-online.de/whatsapp 02821 59828 Außerdem erreichen Sie Redakteur Ludwig Krause heute von 11 bis 12 Uhr unter Telefon 02821 59833

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany