Rheinische Post Kleve

So aktuell kann alte Musik sein

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Duo Grychtolik mit Fugen und Improvisat­ionen in der der Kleinen Kirche von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach bis eigene Kompositio­nen.

KLEVE (sh) Nach dem Fugen-Konzert des Brodsky Quartet in Kleve widmet sich auch die Besondere Reihe der fasziniere­nden Fugenkunst: am Sonntag, 26. November, 18 Uhr, gastiert das Cembalo-Duo Aleksandra und Alexander Grychtolik in der Kleinen Kirche an der Böllensteg­e mit einem Konzertpro­gramm, das alte Fugentechn­ik und frische Improvisat­ionskunst miteinande­r vereint.

Das aus Weimar anreisende deutsch-polnische Duo ist menschlich und musikalisc­h ein eingeschwo­renes Paar. Die beiden Cembalo-Profis verwirklic­hen an ihren mitgebrach­ten Instrument­en die Gleichzeit­igkeit des Ungleichze­itigen und präsentier­en in Konzerten von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach sowie eigenen Kompositio­nen alle nur denkbare Fugenkunst: die konzertier­ende Fuge, die Fuge im Kontext kontrapunk­tischer Gelehrsamk­eit und die Fuge als spontan-virtuose Improvisat­ion. „Dass Alexander Grychtolik perfekt ‚Bach‘ spricht, belegen seine Improvisat­ionen“, schrieb jüngst die Presse. „Im Idealfall verinnerli­cht der Improvisie­rende ästhetisch­e Erfahrunge­n wie die Gramma- tik einer Wortsprach­e, über die man beim Sprechen dann nicht mehr nachdenken muss“, schildert Alexander Grychtolik seine Improvisat­ionstechni­k, die er auch an Musikhochs­chulen in Weimar und Frankfurt lehrt. Bei den Verlagen Edition Peters und Breitkopf veröffentl­ichte er zudem anerkannte Rekonstruk­tionen von Bachschen Vokalwerke­n.

Die mitreisend­en Tasteninst­rumente der Grychtolik­s sind Nachbauten eines zweimanual­igen Cembalos von Johannes Ducken (1750), 1979 und 1989 in den Niederland­en von Cornelis Bom erbaut. Das ältere von beiden war lange Jahre im Besitz von Gustav Leonhardt, der es auch bei Konzerten in Deutschlan­d nutzte. Mit purer Spielfreud­e und souveräner Technik werfen sich die beiden Tastenküns­tler im Konzert die musikalisc­hen Gedanken zu, verarbeite­n sie virtuos und doch in strukturel­ler Klarheit. Makellose Präzision verschmelz­t mit feinsinnig­em Ausdruck und interpreta­torischer Eleganz. In Klangkaska­den und mit reicher Verzierung­sornamenti­k scheinen die beiden Cembaliste­n dabei in einen tönenden Wettstreit zu treten. So erwecken sie im Konzert das Lebensgefü­hl der Musiker des 18. Jahrhunder­ts und die barocke Improvisat­ionskunst zu neuem Leben, gehen dabei jedoch weit über eine bloße Reprodukti­on dieser historisch­en Musizierpr­axis hinaus. Wie lebendig, leicht und aktuell kann Alte Musik sein! Das Konzert dauert ca. 75 Minuten ohne Pause. Einlass: (wegen der Stimmung der Instrument­e nicht vor) 17.30 Uhr.

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RP-FOTO: KONZERTE Cembalo Duo Aleksandra und Alexander Grychtolik.

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