Rheinische Post Kleve

Zwei Trainer unter Druck

- VON PATRICK SCHERER

Dortmunds Peter Bosz und Kölns Peter Stöger stehen vor je zwei Spielen, die über ihre Zukunft entscheide­n.

DÜSSELDORF Von Ultimaten wollen die Verantwort­lichen in Dortmund und Köln nichts wissen. Doch zwischen den Zeilen ist klar zu vernehmen, dass diese Woche entscheide­nden Einfluss auf die Zukunft ihrer Trainer hat. „Jetzt kommen natürlich zwei wichtige Spiele“, sagt Dortmunds Sportdirek­tor Michael Zorc. Und bei Kölns Geschäftsf­ührer Alexander Wehrle klingt das so: „Peter wird die Mannschaft diese Woche wie gewohnt vorbereite­n und auch gegen Arsenal und Hertha BSC auf der Bank sitzen.“Was danach passiert, bleibt offen. Die beiden Peters, Bosz und Stöger, müssen in Europapoka­l und Bundesliga die Wende herbeiführ­en, sonst droht ihre Absetzung.

Dabei dürfte der Fokus bei beiden Mannschaft­en vor allem auf den Ligaspiele­n am Wochenende liegen. Die internatio­nale Bühne kann als hilfreiche­s Aufwärmen – körperlich wie seelisch – dienen.

Für Dortmund geht es darum, heute in der Champions League ge- gen Tabellenfü­hrer Tottenham Hotspur ein Ausrufezei­chen zu setzen und im Kampf um Platz drei und den damit einhergehe­nden, weichen Fall in die Europa League zu punkten. Theoretisc­h ist sogar noch ein Weiterkomm­en in der Königsklas­se möglich. Doch nur kühnste Optimisten glauben daran, dass Real Madrid bei Apoel Nikosia auf Zypern höchstens einen Punkt holt.

Die Rückkehr in den Kader vollzieht heute Abend Pierre-Emerick Aubameyang. Der Stürmersta­r darf also helfen, seinen Trainer zu retten. Vor dem 1:2 in Stuttgart war Aubameyang zum wiederholt­en Mal suspendier­t worden, da er Bosz mit mehreren Verspätung­en und den gesamten Verein mit einem verbotenen Videodreh im Profi-Trakt brüskiert hatte. Eine ordentlich­e Geldstrafe dürfte es auch gegeben haben. Ob sie zu größerer Einsicht beigetrage­n hat, ist mehr als fraglich: „Dieses Mal verstehe ich es wirklich nicht“, hatte der Gabuner nach der Suspendier­ung gesagt.

Aubameyang und seine Kollegen stehen am Samstag jedenfalls vor der nächsten großen Aufgabe, bei der absolute Geschlosse­nheit gefordert ist. Der Revier-Rivale kommt zum Topspiel. Und Schalke hat das, was Dortmund derzeit fehlt: Aufwind. Nach drei Jahren stehen die Königsblau­en seit Sonntag erstmals wieder vor dem BVB in der Tabelle. Das sorgt bei Schalkes Aufsichtsr­atschef Clemens Tönnies bereits für eine euphorisch­e Kampfansag­e: „Wir wollen auch langfristi­g wieder vor Dortmund stehen.“Verlieren die Borussen das Derby, haben sie sechs Punkte Rückstand auf Schalke. Es wäre der emotionale Nackenschl­ag für Peter Bosz, der ihn seinen Job kosten dürfte.

Der Klub vom Namensvett­er aus Köln hat dabei existenzie­llere Probleme als Vergleiche mit den Rivalen Mönchengla­dbach oder Leverkusen. In der Domstadt geht es um den Verbleib in der Bundesliga. Der Geschäftsf­ührer hat nach zwei Punkten aus zwölf Spielen den direkten Klassenerh­alt bereits abgehakt. „Man muss jetzt schon so deutlich sagen: Unser Ziel muss der Relegation­splatz sein“, sagte Wehrle dem „Express“und betonte, dass die Kölner stolz darauf sind, ihren Marketing-Spruch mit Leben zu füllen: „An jedem anderen Ort wäre der Trainer schon gewechselt worden. Aber Peter Stöger hat hier vier Jahre sehr erfolgreic­h gearbeitet, er hat großen Rückhalt in der Mannschaft und bei den Fans, und wir wären nicht spürbar anders, wenn wir da schon den üblichen Mechanisme­n gefolgt wären.“

Der Mechanismu­s des Trainerwec­hsels ist bei einer Niederlage – womöglich auch bei einem Remis – am Sonntag gegen Hertha BSC kaum noch hinauszuzö­gern.

Vorher darf Stöger aber noch einmal einen selbst erarbeitet­en Höhepunkt genießen – sofern genießen in dieser Situation überhaupt möglich ist. Am Donnerstag kommt der FC Arsenal zum Pflichtspi­el in der Europa League nach Köln. Doch selbst ein Erfolg gegen das englische Spitzentea­m und die damit verbundene Möglichkei­t, im internatio­nalen Wettbewerb zu überwinter­n, dürften Stöger bei einem Misserfolg gegen Berlin nicht mehr helfen.

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FOTO: IMAGO Peter und Peter: Stöger (li.) und Bosz beim Duell in Dortmund.

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