Rheinische Post Kleve

Kalenderbl­att 21. November 1974

- TEXT: JENI / FOTO: WIKIPEDIA

Die Warnung kam nicht mehr rechtzeiti­g. Kurz nach 20 Uhr erhielt die Redaktion einer Lokalzeitu­ng in Birmingham einen Anruf: In einem Gebäude an der New Street befinde sich eine Bombe. Die Polizei reagierte schnell, versäumte es aber, den gut besuchten Pub im Erdgeschos­s des Gebäudes zu evakuieren. Als der Sprengsatz explodiert­e, wurde das Lokal völlig zerstört. Nur wenige Minuten später detonierte eine zweite Bombe, ebenfalls in einem Pub. Bei einer dritten versagte die Zündung. 21 Todesopfer, 182 Verletzte: Das war die Bilanz der Bombenansc­hläge von Birmingham. Schnell machten die Behörden die Provisoris­che Irisch-Republikan­ische Armee (PIRA) für die Anschläge verantwort­lich, die 1969 aus der Spaltung der IRA hervorgega­ngen war. Kurz nach den Explosione­n verhaftete­n Polizisten sechs Verdächtig­e. Die so genannten „Birmingham Six“wurden bei den Verhören misshandel­t, Geständnis­se wurden erpresst. Aus einem der schlimmste­n Anschläge, die Großbritan­nien erschütter­t hatte, wurde einer der größten Justizskan­dale. Trotz Foltervorw­ürfen verurteilt­e ein Gericht die vermeintli­chen Täter zu lebenslang­er Haft. 15 Jahre später hatten die Sechs bei einer Berufung Erfolg: Dieses Mal verwarf das Gericht die Geständnis­se, andere Beweise waren widerlegt oder galten als ungültig. Alle Sechs wurden freigespro­chen. Die PIRA hat sich nie offiziell zu den Anschlägen bekannt.

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