Kalenderblatt 21. November 1974
Die Warnung kam nicht mehr rechtzeitig. Kurz nach 20 Uhr erhielt die Redaktion einer Lokalzeitung in Birmingham einen Anruf: In einem Gebäude an der New Street befinde sich eine Bombe. Die Polizei reagierte schnell, versäumte es aber, den gut besuchten Pub im Erdgeschoss des Gebäudes zu evakuieren. Als der Sprengsatz explodierte, wurde das Lokal völlig zerstört. Nur wenige Minuten später detonierte eine zweite Bombe, ebenfalls in einem Pub. Bei einer dritten versagte die Zündung. 21 Todesopfer, 182 Verletzte: Das war die Bilanz der Bombenanschläge von Birmingham. Schnell machten die Behörden die Provisorische Irisch-Republikanische Armee (PIRA) für die Anschläge verantwortlich, die 1969 aus der Spaltung der IRA hervorgegangen war. Kurz nach den Explosionen verhafteten Polizisten sechs Verdächtige. Die so genannten „Birmingham Six“wurden bei den Verhören misshandelt, Geständnisse wurden erpresst. Aus einem der schlimmsten Anschläge, die Großbritannien erschüttert hatte, wurde einer der größten Justizskandale. Trotz Foltervorwürfen verurteilte ein Gericht die vermeintlichen Täter zu lebenslanger Haft. 15 Jahre später hatten die Sechs bei einer Berufung Erfolg: Dieses Mal verwarf das Gericht die Geständnisse, andere Beweise waren widerlegt oder galten als ungültig. Alle Sechs wurden freigesprochen. Die PIRA hat sich nie offiziell zu den Anschlägen bekannt.