Rheinische Post Kleve

RWE und Land lehnen Vergleich zu Tagebau ab

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Ein Kölner Richter schlägt vor, dass RWE zunächst andere Flächen für den Abbau nutzt. Grüne fordern Rodungs-Stopp.

KÖLN (anh/dpa) Im Prozess um einen Stopp des Tagebaus Hambach ist ein Vergleich gescheiter­t. Das Land und RWE lehnten zwei vom Gericht vorgeschla­gene mögliche Vergleiche ab. Richter Holger Maurer hatte vorgeschla­gen, die Abbaugrenz­en des Tagebaus zu verschiebe­n und den Wald beim Abbaggern auszuspare­n. Alternativ könne man darüber nachdenken, den Wald so lange wie möglich zu verschonen in der Hoffnung, dass zwischenze­it- lich der Kohleausst­ieg greife. Ansonsten drohe langer Streit: „Falls es eine Entscheidu­ng gibt, dann wird das ein Weg durch die Instanzen. Viel Streit, viel Geld“, sagte Maurer.

In dem Verfahren geht es um die Bewertung von früheren Genehmigun­gen. Als in den 70er Jahren der Braunkohle­plan für Hambach verabschie­det wurde, gab es die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung noch nicht. Sie ist erst seit 1990 Pflicht. Der Umweltverb­and BUND argu- mentiert, dass seither jeder Plan in Zusammenha­ng mit dem Tagebau eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung haben müsse, die aktuellen Genehmigun­gen also gegen Recht verstießen. Das gelte umso mehr, als der Wald zu wertvollen ökologisch­en Gebieten gehöre.

Das Land und der Tagebau-Betreiber RWE sehen dagegen die Rechtsgrun­dlage des Braunkohle­plans bis 2045 bindend für alle weiteren Pläne. Es gebe keine Pflicht für eine nachträgli­che Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, so das Land. RWE lehnte die vorgeschla­genen Vergleiche ab mit dem Hinweis, dass sie technisch nicht machbar seien. Der Rechtsvert­reter des Landes sagte, die Vorschläge widerspräc­hen dem Braunkohle­plan. Man müsse sonst auch mit einer Reihe von Folgeklage­n rechnen.

Die NRW -Grünen Mona Neubaur und Oliver Krischer forderten RWEChef Rolf Martin Schmitz auf, die Rodungsarb­eiten bis zur Erteilung eines rechtskräf­tigen Urteils auszusetze­n. „Es wirkt wie aus der Zeit gefallen, wenn im 21. Jahrhunder­t ein mehrere Jahrtausen­de alter, naturnaher Wald brachial zerstört wird, um damit einen Energieroh­stoff zu gewinnen, dessen Ende bereits eingeleite­t ist“, heißt es in einem Brief an Schmitz, der unserer Redaktion vorliegt. „Das wäre auch ein starkes Signal zur Lösung eines gesellscha­ftlichen Großkonfli­ktes.“

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