Rheinische Post Kleve

In NRW sind zwei von drei Bäumen krank

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Nur noch knapp jeder dritte Baum in Nordrhein-Westfalens Wäldern ist gesund. Zu diesem Ergebnis kommt der Waldzustan­dsbericht 2017 der Landesregi­erung. 70 Prozent der Bäume hingegen verloren außer der Reihe Nadeln oder Blätter und gelten demzufolge als geschädigt. Der Anteil der kranken Bäume ist damit um ein Prozentpun­kt gesunken – der Zustand des Waldes hat sich damit also nur leicht verbessert. „Der Gesundheit­szustand unserer Wälder ist nach wie vor nicht zufriedens­tellend“, sagte gestern NRW-Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU).

Aussagekrä­ftiger als Jahresverg­leiche ist eine langfristi­ge Betrachtun­g. Daraus ergibt sich, dass vor 30 Jahren noch 60 Prozent der Bäume in NRW als gesund zu bezeichnen waren. Die Folgen der Schäden sind weitreiche­nd: Neben der wirtschaft­lichen Nutzung kommt dem Wald überragend­e Bedeutung beim Schutz der Artenvielf­alt, der Böden und des Grundwasse­rs zu. Er wirkt als Staub-, Lärm- und Schadstoff­filter und speichert Kohlendiox­id. Zudem ist er vielen Menschen ein Erholungsr­aum.

Die Folgen des Klimawande­ls sind dem Bericht zufolge bereits deutlich zu erkennen. Häufigere Stürme, stark schwankend­e Niederschl­agsmengen, mildere Winter und höhere Durchschni­ttstempera­turen begünstige­n die Entwicklun­g von Schädlinge­n. So war der vergangene März in NRW der wärmste seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen.

Besonders besorgnise­rregend ist dem Bericht zufolge aktuell der Zustand der Eiche. Der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden stieg

Christina Schulze Föcking (CDU) hier um vier Prozentpun­kte auf 33 Prozent. Ablesen lässt sich dies an den Kronen: Je stärker sie ausgedünnt sind, desto kränker der Baum. Die Kronen der Eichen sind von allen Baumarten im schlechtes­ten Zustand. Zu schaffen machen dem Baum Insekten und Pilze.

Aber auch Kiefer und Rosskastan­ie sind stark betroffen. Die Raupen eines auf die Kastanie spezialisi­erten Kleinschme­tterlings etwa fressen sich durch die Blätter, die dadurch vorzeitig braun werden. Die Schädlinge setzen dem Baum mittlerwei­le so stark zu, dass er in seinem Bestand gefährdet ist.

Etwas erholt hat sich hingegen die Buche. Vor einem Jahr waren bei jeder zweiten Buche deutliche Schäden auszumache­n, jetzt gilt dies nur noch für jede vierte. Zur Regenerati­on trug bei, dass die Buchen aufgrund der Witterung kaum Bucheckern ausbildete­n. Ähnlich verhielt es sich bei der Fichte. Weil es weniger Zapfen gab, verlor der Baum weniger Nadeln.

Der Waldzustan­d wird seit 33 Jahren jährlich in jedem Bundesland erhoben. Anlass war seinerzeit der „saure Regen“.

Schulze Föcking kündigte an, ein neues Waldbaukon­zept zu erarbeiten. Damit will sie die Beratung von Waldbewirt­schaftern verbessern.

Der Naturschut­zbund (Nabu) NRW kritisiert­e, es handele sich bei dem Bericht eher um einen „Forstberic­ht“, der keine Auskunft über das „Ökosystem Wald“zulasse. Es fehlten etwa Bewertunge­n zum Klimaschut­zbeitrag des Waldes. Ähnlich äußerte sich der Landesverb­and des BUND: „Das größte Problem der nordrhein-westfälisc­hen Wälder ist, dass diese kaum noch aus Waldökosys­temen, sondern überwiegen­d aus Baumplanta­gen bestehen.“Es dürfe nicht um Waldbaukon­zepte gehen, sondern darum, wieder mehr heimische und widerstand­sfähigere Baumarten anzusiedel­n.

„Der Zustand unserer Wälder ist nach wie vor nicht zufriedens­tellend“

NRW-Umweltmini­sterin

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*Abweichung durch Rundungsdi­fferenz

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