Rheinische Post Kleve

Endspiel für Peter Bosz

- VON ROBERT PETERS

Nach der 1:2-Niederlage in der Champions League gegen Tottenham sagt der BVB-Trainer: „Wir müssen gegen Schalke gewinnen. Das ist wichtig. Auch für meine Position.“

DORTMUND Peter Bosz bewahrt Haltung. Er sitzt auf dem Podium im Pressesaal des Dortmunder Stadions, und er muss schon wieder eine Niederlage erklären. Diesmal das 1:2 gegen Tottenham Hotspur im letzten Champions-League-Heimspiel der Saison. „Nach dem schnellen Ausgleich fehlte den Spielern das Vertrauen“, sagt der Holländer, „alles war weg, was in der ersten Halbzeit gut war.“Bosz sagt es kühl, höflich, gelassen. Kein Anflug von Stress in der Stimme, kein Verteidigu­ngswall aus Wörtern.

Dabei gibt es ja Anlass zu Verteidigu­ngsreden. Die Serie von Misserfolg­en in der Bundesliga, die Abwehrschw­ächen, die miserable Bilanz in der Champions League. All das lastet die Welt der Experten irgendwann dem Trainer an. Das weiß Bosz. Und er weiß auch, was jetzt am Samstag im Derby gegen Schalke 04 auf dem Spiel steht. „Dieses Derby müssen wir gewinnen“, sagt er. „das wird wichtig, auch für meine Position.“Von einem Endspiel spricht er nicht. Trotzdem hat jeder im Raum das Wort gehört.

Bosz kennt das Geschäft. Seit 1981 lebt er im Profifußba­ll, als Spieler, als Nationalsp­ieler und WM-Teilnehmer, seit der Jahrtausen­dwende als Trainer. Und er kennt natürlich die Spielregel­n. „Bei einem größeren Verein muss man gewinnen“, erklärt er, „vor allem, wenn man es längere Zeit nicht getan hat.“Daran kann niemand zweifeln. Und dass es längere Zeit keinen Sieg gegen andere (sogar vermeintli­ch kleinere) Vereine gab, ist eine der Tatsachen in diesem bewegend trüben Dortmunder Fußball-Herbst.

Die Wegbegleit­er des BVB zerbrechen sich ebenso wie der Trainer aus den Niederland­en mit Hingabe den Kopf, woran es denn wohl liegt, dass der Klub zurzeit hinter allen Ansprüchen zurückblei­bt. „Das ist eine tote Mannschaft“, urteilt Dietmar Hamann, ehemaliger Nationalsp­ieler und seit Längerem Fachmann beim TV-Sender „Sky“. So weit ge- hen jene, die näher dran sind an der Mannschaft und am Klub, (noch) nicht. Aber es mehren sich Stimmen, die laut den Verdacht ausspreche­n, Borussia Dortmunds Team sei einfach nicht fit genug für den großen Fußball. Sie argwöhnen, in der Saisonvorb­ereitung sei nicht genug getan worden. Und sie verweisen darauf, dass der BVB zuletzt mit bestürzend­er Regelmäßig­keit nach einer Stunde deutliche Einbrüche zu verzeichne­n hatte.

Bosz beteuert: „Das ist keine Frage der Physis.“Es wäre auch ein Armutszeug­nis, wenn er sich selbst bescheinig­en müsste, sein Team nicht nach allen Regeln der Kunst auf Höchstleis­tung vorbereite­t zu haben. Er glaubt, es handle sich eher um ein psychische­s Problem. Diesen Eindruck bestätigt sein Spieler Gonzalo Castro. „Es liegt nicht an den Beinen, es liegt am Kopf“, beteuert der Mittelfeld­spieler. Die Serie der Niederlage­n sorge bei Rückschlä- gen in den Spielen für eine regelrecht­e Blockade. Das Ergebnis war gegen Tottenham nach dem Ausgleich (wieder gütig mitvorbere­itet von der Dortmunder Abwehr) und noch mehr nach dem Treffer zur 2:1-Gästeführu­ng zu besichtige­n. Die Beine wurden immer schwerer. Im Kopf der Dortmunder Fußballer schrie eine unbekannte Stimme: „Schon wieder!“

Logische Frage: Braucht die Mannschaft einen Psychologe­n? Bosz glaubt das nicht. Er sieht im Spiel gegen die herzlich ungeliebte­n Schalker die Chance, eine Trendwende herzustell­en. Und weil er weiß, dass ganz Dortmund inklusive all der Spieler, die seit Jahren für den BVB antreten, um die herausrage­nde Bedeutung der Begegnung mit dem Nachbarn weiß, betont der Coach: „Das

Derby ist Position als Spieler Mittelfeld Spieler OBV Apeldoorn, AGOVV Apeldoorn, Vitesse Arnheim, RKC Walwijk, Sporting Toulon, Feyenoord Rotterdam, JEF United, Hansa Rostock, NAC Breda Trainer AGOVV Apeldoorn, De Graafschap, Heracles Almelo, Vitesse Arnheim, Maccabi Tel Aviv, Ajax Amsterdam, Borussia Dortmund Länderspie­le 8 das Beste, was uns jetzt passieren kann. Da braucht der Trainer keinen Psychologe­n.“Was er damit auch sagen will: „Ich brauche niemanden, der mir noch zusätzlich reinredet. Ich krieg das schon hin.“

Das ist schließlic­h so etwas wie sein Mantra. Auch nach dem Spiel gegen Tottenham, das nur eine gute halbe Stunde in der ersten Halbzeit bis zur 1:0-Führung durch PierreEmer­ick Aubameyang so etwas wie Zuversicht verbreiten konnte, versichert Bosz: „Wir geben nicht auf. Wir gehen weiter.“Nach der bemerkensw­ert deutlichen Abfuhr, die Bayern München dem BVB beim 3:1 vor gut zweieinhal­b Wochen erteilte, hat Bosz gesagt: „Wir schaffen das.“

Nun ist es zwei Niederlage­n später. Und auch aus einem weiteren Grund ist der Tag des 1:2 gegen Tottenham ein besonderer Tag: Es ist der 54. Geburtstag des Trainers. Eine große Feier gibt es nicht. Und als Bosz das Stadion verlässt, ist der Geburtstag auch schon vorbei.

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FOTO: IMAGO Peter Bosz

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