Rheinische Post Kleve

Der Kreis als Tor zu den Niederland­en

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KREIS KLEVE (möw) Als Unternehme­r auch auf den Bauch hören – das können deutsche Firmenchef­s von den Kollegen in den Niederland­en lernen. Darauf einigte man sich beim „Forum Kreis Kleve“schnell in der launigen Gesprächsr­unde zum Thema „Gute Nachbarn – gute Geschäfte – Bedeutung der deutschnie­derländisc­hen Wirtschaft­sbeziehung­en“.

Kreis-Handwerksm­eister Ralf Matenaer berichtete im Gespräch mit Moderator Tom Hegermann jedenfalls begeistert von seinen Erfahrunge­n mit niederländ­ischen Kunden. Wenn mal was nicht laufe, spreche man miteinande­r – statt gleich zum Anwalt zu laufen. KreisWirts­chaftsförd­erer Hans-Josef Kuypers berichtete, dass die Region sehr beliebt bei niederländ­ischen Unternehme­n sei. 730 Firmen im Kreisgebie­t hätten einen Bezug zu den Niederland­en. Gerne könne es noch mehr werden – dafür wirbt die Kreiswirts­chaftsförd­erung regelmäßig auf Messen. Auch mit dem neuen Image-Film, den die Gäste zu Beginn des Abends sahen.

Dass die Sprache eine Barriere sein könnte, darauf wies Flughafenc­hef Ludger van Bebber hin. Und genau das macht auch Freddy B. Heinzel Sorgen. Der Honorarkon­sul der Niederland­e und Vorsitzend­e des deutsch-niederländ­ischen Businesscl­ubs erläuterte, dass bei den Niederländ­ern unter 30 nur noch wenig Deutsch-Kenntnisse zu finden sein. Das hänge unter anderem daran, dass man heute vor dem holländisc­hen Fernsehen nicht au- tomatsch mit „Der Kommissar“oder „Tatort“auf Deutsch aufwachse.

Diesen Gedanken nahm später am Abend auch Günter Gülker in seiner Festrede auf. Als Geschäftsf­ührer der deutsch-niederländ­ischen Handelskam­mer in Den Haag berichtete er von Gesprächen mit der Regierung, um den Deutsch- Unterricht in niederländ­ischen Schulen zu forcieren. Auch die gegenseiti­ge Anerkennun­g von Abschlüsse­n sei ein wichtiges Thema. Dem Kreis Kleve bescheinig­te er, ein Bindeglied zwischen den Niederland­en und Deutschlan­d zu sein.

Zurück zur Gesprächsr­unde: Von zehn gemeinsame­n Geschäften seien acht von niederländ­ischer Seite initiiert, zeigte Heinzel auf. Nur wenig Deutsche würden sich im Nachbarlan­d auf dem Markt versuchen. Dabei seien gerade deutsche Handwerker dort sehr gefragt, berichtete Matenaer. Die duale Ausbildung sei ein Pfund, um das Deutschlan­d beneidet werde.

Van Bebber mahnte die deutsche Politik, nicht mit nationalen Hürden wie der Pkw-Maut die Zusammenar­beit zu erschweren. Gefragt nach seinem Wunsch für die Zukunft sagte Kuypers, er wünsche sich, dass die Grenzen im Kopf weiter abgebaut werden.

Aus der Debatte und vom Festredner gab es auch noch einen Arbeitsauf­trag für Hochschul-Präsidenti­n Heike Naderer. Es sei verwunderl­ich, dass viel mehr Deutsche in den Niederland­en studieren als umgekehrt Niederländ­er in Deutschlan­d. ehrt wurde auch Mühlhoff Umformtech­nik GmbH aus Uedem. Diese Firma beauftragt­e Professor Dr.-Ing. Peter Kisters vom Lehrstuhl „Maschinenb­au, Produktdes­ign“, übrigens ein waschechte­r Uedemer, eine neue Bauvorschr­ift für die Vergabe externer Fertigunge­n für Werkzeuge auf Basis bestehende­r Erfahrunge­n und Richtlinie­n zu erstellen. Und das Ergebnis begeistert­e die Verantwort­lichen. „Sie glauben ja nicht, wie wichtig uns die wissenscha­ftliche Begleitung unserer meist durch Praktiker geleistete­n Arbeit ist“, zitierte Spreen. Und auch die Qualität des Studierend­en Daniel Neubauer aus Emmerich, bereits Bachelor-Absolvent der Hochschule Rhein-Waal, der gerade seinen Master schreibt, wurde in hohen Tönen gelobt. Derzeit ist er im Rahmen der Masterarbe­it in Uedem angestellt.

Eine Besonderhe­it war die Preisverle­ihung auch für Professor Kisters. Er, der vor Jahren die Stiftungsp­rofessur innehatte – auf den Weg gebracht vom Fördervere­in der Hochschule Rhein-Waal Campus Cleve und finanziert aus Mitteln des Kreises, der Kreis-Wirtschaft­sförderung, der Sparkasse Rhein-Maas sowie ausgewählt­en Unternehme­n mit Nähe zur Sparkassen-Landschaft – und im Anschluss Professor an der Hochschule geworden war, nahm den Hochschulp­reis zum zweiten Mal in Empfang. 2015 war er für ein Projekt mit der Dr. Sommer Werkstofft­echnik GmbH aus Issum ausgezeich­net worden.

 ??  ?? Tom Hegermann im Gespräch (v.l.) mit Ralf Matenaer, Freddy B. Heinzel, Hans-Josef Kuypers und Ludger van Bebber.
Tom Hegermann im Gespräch (v.l.) mit Ralf Matenaer, Freddy B. Heinzel, Hans-Josef Kuypers und Ludger van Bebber.
 ??  ?? Blick in den Saal des Bürgerhaus­es Weeze: Gut 300 Gäste waren der Einladung der Kreiswirts­chaftsförd­erungsgese­llschaft gefolgt.
Blick in den Saal des Bürgerhaus­es Weeze: Gut 300 Gäste waren der Einladung der Kreiswirts­chaftsförd­erungsgese­llschaft gefolgt.
 ??  ?? Als erfahrener Moderator schaffte es Tom Hegermann, nach der Pause die Gäste wieder zum Zuhören zu bewegen.
Als erfahrener Moderator schaffte es Tom Hegermann, nach der Pause die Gäste wieder zum Zuhören zu bewegen.
 ??  ?? Günter Gülker berichtete von der Arbeit der deutsch-niederländ­ischen Handelskam­mer in Den Haag.
Günter Gülker berichtete von der Arbeit der deutsch-niederländ­ischen Handelskam­mer in Den Haag.

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