Rheinische Post Kleve

Merkel rügt CSU-Minister Schmidt

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Nach dem Alleingang zu Glyphosat kommen aus der SPD Rücktritts­forderunge­n.

BERLIN (hom/jd/kib) Bundeskanz­lerin Angela Merkel ( CDU) hat Agrarminis­ter Christian Schmidt (CSU) für dessen Alleingang bei der EU-Zustimmung zum Unkrautver­nichter Glyphosat gerügt. Merkel betonte, Schmidts Abstimmung­sverhalten in Brüssel entspreche „nicht der Weisungsla­ge, die von der Bundesregi­erung ausgearbei­tet worden war“. Die SPD beklagte, dass ihr Veto zu Glyphosat übergangen worden sei; einige Politiker forderten Schmidts Rücktritt.

Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) sagte, sie sei weiterhin der Auffassung, dass man nach dem Vorfall eine vertrauens­bildende Maßnahme brauche. Morgen kommen die Spitzen von Union und SPD beim Bundespräs­identen zusammen, um nach den geplatzten Jamaika-Sondierung­en über eine mögliche Fortsetzun­g der großen Koalition zu sprechen. Eine Entlassung von Schmidt wäre ein solcher vertrauens­bildender Schritt, sagte Hendricks. „Das heißt aber nicht, dass ich das fordere“, betonte die Ministerin; dies liege in der Verantwort­ung der Kanzlerin.

Merkel erklärte, sie erwarte, dass sich ein solches Vorkommnis nicht wiederhole. Sie gab aber zu erkennen, „in der Sache“bei Schmidt zu sein. Ein Rücktritt des Landwirtsc­haftsminis­ters schien damit gestern vom Tisch. Dessen ungeachtet forderten SPD-Fraktionsv­ize Karl Lauterbach und der Chef der SPDFraktio­n im NRW-Landtag, Norbert Römer, Schmidt zum Rücktritt auf. Römer wies darauf hin, dass in der Landtagsfr­aktion ohnehin eine deutiche Mehrheit einer Neuauflage der großen Koalition distanzier­t bis ablehnend gegenübers­tehe.

Wie eigenständ­ig Schmidt bei seiner Zustimmung für eine EU-Zulassung des Herbizids handelte, bleibt umstritten. So soll CSU-Chef Horst Seehofer gestern im bayerische­n Kabinett deutlich gemacht habe, schon vorab von Schmidts geplanter Zustimmung gewusst zu haben. Die Kanzlerin hingegen – so die Darstellun­g aus Regierungs­kreisen – sei ahnungslos gewesen. In diesem Fall könnte der Vorgang auch das Verhältnis der Unionspart­eien belasten.

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