Rheinische Post Kleve

Die CDU will nun doch wieder den Finanzmini­ster stellen

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN 2009 wollte die FDP den Finanzmini­ster stellen, 2013 die SPD. Doch die Kanzlerin gab das Schlüsselr­essort für die Steuerung aller Ausgaben nicht aus der Hand ihrer Partei. Um Jamaika möglich zu machen, bewegte sie nun jedoch Wolfgang Schäuble, rechtzeiti­g Platz zu machen und in die Funktion des Bundestags­präsidente­n zu wechseln. Nach dem Scheitern eines Jamaika-Bündnisses mit FDP und Grünen stellt sich indes die Frage neu. Und prompt finden Christdemo­kraten nicht den größten Gefallen daran, das nach dem Kanzleramt einflussre­ichste Ressort der Konkurrenz zu überlassen.

„Das Bundesfina­nzminister­ium muss in Unions-Hand bleiben“, sagt Nordrhein-Westfalens Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er ohne Wenn und Aber. Deutschlan­d habe ein CDU-geführtes Bundesfina­nzminister­ium sehr gut getan. „Wolfgang Schäuble hat dafür gesorgt, dass es im Bund eine seriöse, verantwort­ungsvolle Haushaltsp­olitik gibt“, erläuterte Lienenkämp­er im Gespräch mit unserer Redaktion. Die schwarze Null dürfe nicht gefährdet werden.

Derweil wird auch beim potenziell­en Koalitions­partner SPD bereits über ein Comeback von ExParteich­ef Sigmar Gabriel spekuliert, dann im Amt des Bundesfina­nzminister­s. Sein Konzept für die Zukunft der deutsch-französisc­hen Beziehunge­n wies nicht nur europa-, sondern auch finanzpoli­tische Perspektiv­en auf. Zudem hat er als Umwelt-, Wirtschaft­s- und Außen- minister gezeigt, dass er größere Apparate in den Griff bekommen kann. Es fragt sich außerdem, ob es sich die SPD leisten kann, auf ihren Minister mit den derzeit größten Beliebthei­tswerten zu verzichten. Wenn freilich Parteichef Martin Schulz das Außenamt für sich reklamiert, bleiben Zweifel, ob die Union ausgerechn­et auf die prestigetr­ächtigsten Ressorts verzichtet und dem Partner angesichts dessen mageren Wahlergebn­isses so viel überlässt.

Zudem stehen bei der Union auch Kandidaten Schlange, die für das wichtige Finanzress­ort gehandelt werden, nachdem der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner („Ich wäre gerne Finanzmini­ster geworden“) sich selbst aus dem Rennen genommen hat. Allen voran wird Kanzleramt­schef Peter Altmaier genannt, der das Ressort jetzt bereits geschäftsf­ührend übernommen hat und in den Sondierung­sverhandlu­ngen mit ersten Erfahrunge­n vom Finanzmini­stertreffe­n auftrat. Aber auch für Ursula von der Leyen böte sich ein Um- und Aufstieg an, nachdem sie es sich bei Teilen der Bun- deswehr als Verteidigu­ngsministe­rin verscherzt hat.

Thomas de Maizière wird das Amt ebenfalls zugetraut. Es wäre eine Belohnung für Loyalität als Kanzleramt­s-, Innen-, Verteidigu­ngs- und wieder Innenminis­ter. Nicht zuletzt könnte Merkel ein Zeichen für einen Generation­enwechsel setzen, wenn sie Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn zu Schäubles Nachfolger machte. Schließlic­h hätte Merkel mit dem Finanzmini­sterium einen geeigneten Job, um beizeiten eine potenziell­e Nachfolge ins Kabinett zu holen.

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