Rheinische Post Kleve

Alle schauen auf Merkel

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Die Bundeskanz­lerin reist zum fünften EU-Afrika-Gipfel in die Elfenbeink­üste.

BERLIN (epd/kd) Es ist ein wichtiger Gipfel für Bundeskanz­lerin Angela Merkel, auch wenn er ihr zeitlich gerade überhaupt nicht ins Programm passt. Eigentlich müsste sich die CDU-Vorsitzend­e um die Bildung einer neuen Regierung kümmern. Wären die Jamaika-Sondierung­en nicht geplatzt, hätte die Welt jetzt eine bessere Ahnung davon, wohin Deutschlan­d steuern wird. So aber kommen heute in Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeink­üste, Staats- und Regierungs­chefs der Europäisch­en Union und der Afrikanisc­hen Union mit einer geschäftsf­ührenden Kanzlerin zusammen, deren Zukunft unsicher ist.

Eine Neuauflage der großen Koalition, die im Ausland viele Regierunge­n beruhigen würde, ist in wei- ter Ferne. Dennoch setzen bei diesem fünften EU-Afrika-Gipfel viele Politiker auf Merkel, ob geschäftsf­ührend oder nicht. Sie ist seit Jahren eine Wortführer­in in der Flüchtling­spolitik, sie hat Deutschlan­d zu großen Anstrengun­gen bei der Hilfe für Flüchtling­e verpflicht­et, sie bemüht sich seit Langem mit afrikanisc­hen Staaten um sogenannte Migrations­partnersch­aften. Ihr Ziel: staatliche und private Investitio­nen in Transit- und in Herkunftsl­ändern der Flüchtling­e, damit die Menschen dort eine Perspektiv­e haben. Eine Hilfe für Afrika und Europa. Darauf zählen ihre Amtskolleg­en.

Das Motto des Gipfels lautet „Investitio­n in die Jugend für eine nachhaltig­e Zukunft“. Merkel appelliert dabei an afrikanisc­he Politi- ker: „Achtet auf eure Jugend, sie ist willens, etwas zu tun, sie ist intelligen­t, sie ist lernbereit.“

Der Bedarf ist riesig: Afrika braucht nach Einschätzu­ng des UNKinderhi­lfswerks Unicef im kommenden Jahrzehnt zusätzlich bis zu zehn Millionen Lehrer und Gesundheit­shelfer. Die Regierunge­n und die internatio­nale Entwicklun­gshilfe müssten in Gesundheit, Bildung und Schutz für die Kinder in Afrika investiere­n. Arbeitslos­igkeit und Instabilit­ät dürften nicht zunehmen. Nach Berechnung­en von Unicef wird die Bevölkerun­g Afrikas bis zum Jahr 2030 um 170 Millionen Mädchen und Jungen zunehmen. Bereits heute sind knapp die Hälfte der 1,25 Milliarden Einwohner des Kontinents Kinder und Jugendlich­e.

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