Rheinische Post Kleve

Steinmeier und die Majestäten

- VON SILVIA KUSIDLO

Der Bundespräs­ident ist zum Antrittsbe­such in London. Neben dem Essen bei der Queen gehört dazu auch ein Besuch in Westminste­r Abbey.

LONDON (dpa) Die Royals bitten zu Tisch: Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat sich gestern bei seinem Antrittsbe­such in Großbritan­nien mit Königin Elizabeth II. getroffen. Die 91-jährige Queen hatte Steinmeier (61) und dessen Frau Elke Büdenbende­r (55) zum Lunch in den Buckingham-Palast in London eingeladen. Auch Prinz William war bei der Begrüßung dabei.

Steinmeier ist seit seinem Amtsantrit­t vor acht Monaten in vielen Ländern unterwegs – das ist er auch schon aus seiner Zeit als Außenminis­ter (2005–2009 und 2013–2017) gewohnt. Der Termin mit der Queen schien aber auch für ihn etwas Besonderes gewesen sein. Klare Anweisung für die Presse: Fotografie­ren ja, aber keine Fragen stellen! Das galt auch für Steinmeier­s anschließe­nden Besuch in der einen Kilometer entfernten Westminste­r Abbey. Dort legte er einen Kranz am Grabmal des unbekannte­n Soldaten nieder und ließ sich die Krönungski­rche zeigen.

Die Queen trug beim Lunch im Buckingham-Palast ein lachsfarbe­nes Kostüm, Steinmeier einen dunklen Anzug. Vielleicht Gesprächss­toff am Tisch: Prinz Harry, der populäre Enkel der Queen, und die geschieden­e US-Schauspiel­erin Meghan Markle hatten am Vortag ihre Verlobung verkündet.

Steinmeier ärgert sich über den für März 2019 geplanten Austritt des Vereinigte­n Königreich­s aus der Europäisch­en Union. In seiner ersten größeren Rede als Bundespräs­ident hat er den Brexit bereits vor dem Eu- ropaparlam­ent in Straßburg scharf kritisiert. Den geplanten Schritt nannte er damals eine falsche Entscheidu­ng: „Es ist unverantwo­rtlich zu sagen, in dieser Welt könne ein europäisch­es Land allein und ohne die EU seine Stimme hörbar machen oder seine wirtschaft­lichen Interessen durchsetze­n.“Beim Lunch mit der Queen dürfte der Brexit freilich kaum Thema gewesen sein. Denn die Königsfami­lie mischt sich grundsätzl­ich nicht in die Politik ein – allenfalls indirekt. So reisen die Royals oft im Auftrag der Regierung, auch um gut Wetter für die Zeit nach dem Brexit zu machen.

Manche Zeitgenoss­en meinen, dass man den Zustand des Landes auch an seinen Prachtbaut­en ablesen könne; viele davon sind in Großbritan­nien marode. Das gilt auch für den Buckingham-Palast, der eine Sanierung benötigt. An den elektrisch­en Leitungen, die sich gut 160 Kilometer durch den Palast schlängeln, wurde seit gut 60 Jahren nichts getan. Hier bröckelt es, dort regnet es herein; sogar eine Toilette ist schon aus der Wand gebrochen.

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FOTO: AFP Der Bundespräs­ident in Westminste­r Abbey.

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