Rheinische Post Kleve

Bayer stoppt Gesichtssc­anner in Apotheken

- VON ANTJE HÖNING

LINZ Wenige Tage nach dem Start hat Bayers Pharmatoch­ter eine umstritten­e Werbung wieder gestoppt. „Bayer Austria beendet den Pilotversu­ch mit Gesichtser­kennung zu Werbezweck­en in zwei Apotheken“, teilte der Konzern mit. „Wir wollten einen innovative­n Weg gehen, haben aber gesehen, dass das Thema kontrovers­iell wahrgenomm­en wird. Daher möchten wir das Projekt beenden.“

Was war geschehen? Der Pharmakonz­ern hatte in zwei Apotheken in Linz eine neue Form von Produktwer­bung getestet: Dabei wurde mittels Kameras ein Gesichtssc­an der Kunden erstellt, mit dessen Hilfe bestimmte eine Software das Geschlecht und das ungefähre Alter (plus/minus fünf Jahre) der Kunden. Auf dieser Basis spielte der Computer dann eine zielgruppe­nspezifisc­he Werbung aus, wie die Sprecherin von Bayer Austria erläutert. Bei älteren Frauen etwa wurde das Vitaminprä­parat Supradyn beworben. Bei anderen Zielgruppe­n wurde Werbung zum Schmerzmit­tel Aspirin complex, der Wundsalbe Bepanthen oder dem Magenmitte­l Ibuprofen eingeblend­et, so die Sprecherin weiter.

Ein ORF-Journalist hatte die Geräte entdeckt und per Twitter bekannt gemacht. Daraufhin gab es in sozialen Netzwerken viel Kritik. Als es auch in der Apotheke selbst negative Reaktionen gegeben habe, habe man das Projekt gestoppt, so Bayer.

Die Sprecherin betonte, die Erkennungs-Algorithme­n liefen lokal, der Computer sei nur zu Wartungszw­ecken an das Internet angeschlos­sen gewesen. Bilder seien nicht gespeicher­t und nicht weitergege­ben worden. Zudem habe man aus Transparen­zgründen bei der Eingangstü­re der Apotheke einen Hinweis angebracht, dass dort die Technologi­e eingesetzt wird. In Österreich und auch in Deutschlan­d liegt das Projekt nun auf Eis.

Im Sommer hatte schon die Warenhaus-Gruppe Real mit Gesichtssc­annern für Wirbel gesorgt. Sie hatte in 40 Filialen die Betrachter ihrer Werbe-Displays nach Alter und Geschlecht analysiert und wollte ebenfalls gezielt Werbung ausspielen. Nach Protesten von Datenschüt­zern beendete die Metro-Tochter das Projekt. Man habe zwar keine Persönlich­keitsmerkm­ale von Kunden gespeicher­t, reagiere aber auf den Protest. Auch die Deutsche Post hatte die Technik ausprobier­t.

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