Verbände hadern mit Leistungssportreform
Seit einem Jahr baut Deutschland die Spitzensportförderung um. Die Zwischenbilanz klingt vielerorts ernüchternd. Kritisiert werden vor allem ausbleibende Mittel und der Zwist zwischen DOSB und Politik.
auch die zum Teil sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Sportarten nur bedingt berücksichtigt worden, teilt der Verband mit. Mit Blick auf die Vorbereitung der folgenden Olympischen Spiele bedürfe es der schnellen Klärung der offenen Fragen und des Abbaus der Irritationen zwischen DOSB und BMI. Auch der Deutschen Reiterlichen Vereinigung ist es noch zu früh, ein Fazit der Reform zu ziehen. „Dass die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen eine gewisse Zeit benötigt, war absehbar und ist für uns auch verständlich. Deshalb ist es aus unserer Sicht noch zu früh für Wasserstandsmeldungen. Dem weiteren Reformprozess blicken wir aber optimistisch entgegen“, sagt Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deut- schen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). Dass BMI und DOSB als Initiatoren der Leistungssportreform oft genug nicht mit einer Stimme sprechen, hat derweil Michael Scharf, Präsident des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf, als Hauptgrund für das verschleppte Tempo der angestrebten Veränderungen ausgemacht: „BMI und DOSB sind sich über viele Themen uneins, zum Beispiel in der Frage der Bundesstützpunkte. Außer viel Hin und Her hat sich hier nicht viel ergeben“, sagt Scharf. „Auch ist die Mittelvergabe an die Verbände weiter unklar. Deswegen ist für mich der Zug für die Spiele 2020 in Tokio jetzt schon abgefahren“. Es sei zudem ja auch bezeichnend, dass die Athleten neulich ihren eigen Verein gegrün- det hätten, um ihre Interessen besser zu vertreten. „Dabei sollten sie doch im Zentrum der Reform stehen.“Scharf, der auch Leiter des Olympiastützpunktes Rheinland ist, benennt noch eine vierte Baustelle aus seiner Sicht: „Es gibt bei der Reform keine Abstimmung zwischen Bund und Ländern. Wir können auf Bundesebene noch so sehr die TopAthleten fördern, es wird langfristig nichts bringen, wenn wir auf Länderebene den Nachwuchs nicht genauso fördern.“ Thomas Konietzko, Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes, geht noch einen Schritt weiter in seiner Kritik am Tandem BMI/DOSB: „Meines Erachtens krankt die Diskussion auch daran, dass es mit Beginn der Diskussion keine gründliche und objektive Gesamtanalyse
ist Tokio 2020 naturgemäß kein Etappenziel, aber auch sie sieht nach einem Jahr Reform einiges an Gesprächsbedarf. „Für die Wintersportverbände ist nur schwer nachvollziehbar, dass die zeitlichen Planungen zur Umsetzung der einzelnen Schritte der Reform nun seit längerem ins Stocken geraten sind“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Verunsicherung wachse, die Fortschritte der Potas-Kommission seien nicht ersichtlich, eine signifikante Mittelaufstockung sei vonnöten. Und „der Nachwuchsleistungssport muss als entscheidende Schnittstelle zum Spitzensport noch stärker in den Fokus der Reform gerückt werden“.
Deutsche Hockey-Bund teilte auf Anfrage mit, er wolle sich erst nach der DOSB-Versammlung am Wochenende äußern. Von den zudem angefragten Verbänden Schwimmen und Rudern erhielt unsere Redaktion bis zum erbetenen Zeitpunkt kein Fazit.