Die Paket-Zustellung muss wieder klappen
Die Logistikbranche sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt. Anders lässt sich das zunehmende Chaos beim Zustellen von Paketen und Päckchen nicht bewerten. Es ist für die Kunden aller Zustelldienste nicht weiter hinnehmbar, wenn Zehntausende Bestellungen einfach verlorengehen, wenn Pakete in Regentonnen landen, wenn Liefertermine nicht eingehalten werden und wenn Waren trotz Ankündigung doch nicht in einer Filiale abholbar sind.
Gleichzeitig muss die Strategie der Unternehmen verschieden bewertet werden: Die Post nutzt ihre Vorreiterrolle, um flächendeckend Paketstationen aufzubauen, und bietet Paketbriefkästen für den Vorgarten an – und sie zahlt halbwegs gute Löhne. Die jeweils deutlich kleineren Wettbewerber blamieren sich dagegen mit der Idee, Kunden sollten ihre Lieferungen alle im Paketshop abholen – sonst seien Zuschläge fällig. Dann können die Kunden ihre Waren alle auch direkt wieder im Geschäft kaufen.
Auch Arbeitgeber sollten das Thema ernst nehmen: Unternehmen, die Paketstationen oder sogar eine kleine Poststation auf dem Firmengelände zulassen, sollten als Vorbild angesehen werden. Gerade berufstätige Eltern gewinnen so Flexibilität. BERICHT
Seehofer angeschlagen
Markus Söder hat den Machtkampf mit Horst Seehofer gewonnen. Er wird bald der nächste Ministerpräsident von Bayern sein. Und Seehofer kann sich nur an der Macht halten, weil er sie mit dem 18 Jahre jüngeren Söder teilt. Söder Regierungschef, Seehofer Parteichef. Eine Doppelspitze, die wenig Harmonie verspricht. Eine Fortsetzung der erbitterten Auseinandersetzung aber würde den Erfolg der CSU bei der Landtagswahl in einem Jahr gefährden. Und nichts fürchtet die Regionalpartei so sehr wie den Verlust der absoluten Mehrheit in Bayern. Deswegen wollen sich jetzt alle zusammenreißen und die Lehre aus dem missratenen Bundestagswahlkampf ziehen.
Monatelang stritt sich Seehofer mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Flüchtlingspolitik. Erst nach der Wahl fanden sie eine gemeinsame, für beide tragfähige Linie – als die Union so viele Wähler wie noch nie verloren hatte. Seehofer hat sich immer gern als bayerischer Löwe bezeichnet. Nun ist der Löwe angeschlagen. Es sieht nach dem Anfang vom Ende der Ära Seehofer aus. BERICHT SÖDER SOLL AUF SEEHOFER FOLGEN, TITELSEITE
IGute Euro-Wahl
nnenpolitisch ist die Kanzlerin gelähmt, doch in Europa zieht sie weiter die Strippen. So konnte sich ihr Wunschkandidat Mario Centeno an der Spitze der Euro-Gruppe durchsetzen. Eine gute Wahl: Der Portugiese ist theoretisch beschlagen und hat gezeigt, dass er harte praktische Politik kann, indem er sein Land aus der Krise führte. Dass er Sozialist ist, ist aus Merkels Sicht ein Vorteil im Personalschach. So bewahrt die Konservative ihrem Favoriten Jens Weidmann beim nächsten großen Job, der in Europa zu vergeben ist, alle Chancen: 2019 würde der Bundesbank-Präsident gerne Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank beerben.
Centenos Aufgabe wird es sein, die Eurozone krisenfester zu machen, ohne sie zur Transferunion verkommen zu lassen. Die Anfechtungen sind groß: Gerade versucht der französische Währungskommissar, die Schuldenregeln zu lockern. Nicht jedes Land für sich, sondern nur die Euro-Zone als Ganzes soll die Drei-Prozent-Regel einhalten. Bloß nicht! Wer die Verantwortung der Staaten verwässert, öffnet die Tür für ein hemmungsloses Schuldenmachen. BERICHT