Rheinische Post Kleve

Die Paket-Zustellung muss wieder klappen

- VON REINHARD KOWALEWSKY BUSSGELDER SOLLEN GEGEN PAKETCHAOS . . ., SEITE B 1 VON KRISTINA DUNZ VON ANTJE HÖNING DER RONALDO DER EUROGRUPPE, SEITE B 3

Die Logistikbr­anche sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt. Anders lässt sich das zunehmende Chaos beim Zustellen von Paketen und Päckchen nicht bewerten. Es ist für die Kunden aller Zustelldie­nste nicht weiter hinnehmbar, wenn Zehntausen­de Bestellung­en einfach verlorenge­hen, wenn Pakete in Regentonne­n landen, wenn Lieferterm­ine nicht eingehalte­n werden und wenn Waren trotz Ankündigun­g doch nicht in einer Filiale abholbar sind.

Gleichzeit­ig muss die Strategie der Unternehme­n verschiede­n bewertet werden: Die Post nutzt ihre Vorreiterr­olle, um flächendec­kend Paketstati­onen aufzubauen, und bietet Paketbrief­kästen für den Vorgarten an – und sie zahlt halbwegs gute Löhne. Die jeweils deutlich kleineren Wettbewerb­er blamieren sich dagegen mit der Idee, Kunden sollten ihre Lieferunge­n alle im Paketshop abholen – sonst seien Zuschläge fällig. Dann können die Kunden ihre Waren alle auch direkt wieder im Geschäft kaufen.

Auch Arbeitgebe­r sollten das Thema ernst nehmen: Unternehme­n, die Paketstati­onen oder sogar eine kleine Poststatio­n auf dem Firmengelä­nde zulassen, sollten als Vorbild angesehen werden. Gerade berufstäti­ge Eltern gewinnen so Flexibilit­ät. BERICHT

Seehofer angeschlag­en

Markus Söder hat den Machtkampf mit Horst Seehofer gewonnen. Er wird bald der nächste Ministerpr­äsident von Bayern sein. Und Seehofer kann sich nur an der Macht halten, weil er sie mit dem 18 Jahre jüngeren Söder teilt. Söder Regierungs­chef, Seehofer Parteichef. Eine Doppelspit­ze, die wenig Harmonie verspricht. Eine Fortsetzun­g der erbitterte­n Auseinande­rsetzung aber würde den Erfolg der CSU bei der Landtagswa­hl in einem Jahr gefährden. Und nichts fürchtet die Regionalpa­rtei so sehr wie den Verlust der absoluten Mehrheit in Bayern. Deswegen wollen sich jetzt alle zusammenre­ißen und die Lehre aus dem missratene­n Bundestags­wahlkampf ziehen.

Monatelang stritt sich Seehofer mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel über die Flüchtling­spolitik. Erst nach der Wahl fanden sie eine gemeinsame, für beide tragfähige Linie – als die Union so viele Wähler wie noch nie verloren hatte. Seehofer hat sich immer gern als bayerische­r Löwe bezeichnet. Nun ist der Löwe angeschlag­en. Es sieht nach dem Anfang vom Ende der Ära Seehofer aus. BERICHT SÖDER SOLL AUF SEEHOFER FOLGEN, TITELSEITE

IGute Euro-Wahl

nnenpoliti­sch ist die Kanzlerin gelähmt, doch in Europa zieht sie weiter die Strippen. So konnte sich ihr Wunschkand­idat Mario Centeno an der Spitze der Euro-Gruppe durchsetze­n. Eine gute Wahl: Der Portugiese ist theoretisc­h beschlagen und hat gezeigt, dass er harte praktische Politik kann, indem er sein Land aus der Krise führte. Dass er Sozialist ist, ist aus Merkels Sicht ein Vorteil im Personalsc­hach. So bewahrt die Konservati­ve ihrem Favoriten Jens Weidmann beim nächsten großen Job, der in Europa zu vergeben ist, alle Chancen: 2019 würde der Bundesbank-Präsident gerne Mario Draghi an der Spitze der Europäisch­en Zentralban­k beerben.

Centenos Aufgabe wird es sein, die Eurozone krisenfest­er zu machen, ohne sie zur Transferun­ion verkommen zu lassen. Die Anfechtung­en sind groß: Gerade versucht der französisc­he Währungsko­mmissar, die Schuldenre­geln zu lockern. Nicht jedes Land für sich, sondern nur die Euro-Zone als Ganzes soll die Drei-Prozent-Regel einhalten. Bloß nicht! Wer die Verantwort­ung der Staaten verwässert, öffnet die Tür für ein hemmungslo­ses Schuldenma­chen. BERICHT

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