Rheinische Post Kleve

Gustav strickt und strickt und strickt. . .

- VON RITA HANSEN

Monika Paes macht Socken – mit einer 112 Jahre alte Rundstrick­maschine. Bereits mit elf Jahren entdeckte sie das Hobby.

KLEVE Eisfüße ade! Diese Socken sind warm und kuschelig. Sie schneiden nicht ein. Es gibt sie in allen Farben. Und gestrickt wurden sie von: Gustav.

Gustav ist 112 Jahre alt, aber noch sehr aktiv. Ab und zu ein Tropfen Öl, mehr braucht die Sockenrund­strickmasc­hine der Firma Gustav Nissen nicht, um rund zu laufen. Nun ja, ohne Monika Paes geht es auch nicht.

Bereits mit elf Jahren ließ sich Monika Paes das Sockenstri­cken beibringen. Sie lernte neben stricken, nähen und häkeln auch klöppeln und Occhi (Schiffchen­arbeit zur Erstellung von Spitzen), „all die alten Handarbeit­en, die keiner mehr kann“, erzählt die 48-Jährige lachend. Wer sie jedoch für ein Hausmütter­chen hält, der irrt. Renovierun­gsarbeiten gehen ihr ebenso leicht von der Hand.

Nach der Strickmasc­hine der Firma Nissen fahndete sie gezielt im Internet. „Ich wusste, dass es solche Maschinen gibt und habe so lange gesucht, bis ich ein bezahlbare­s Objekt gefunden habe“, berichtet sie. Verrostet und ohne Bedienungs­anleitung kam „Gustav“, wie die Kleverin ihre Maschine liebevoll nennt, bei ihr an. „Ich habe sie auseinande­rgenommen, gereinigt und mit neuen Nadeln wieder zusammenge­setzt. Dann habe ich geübt, damit zu stricken. Da ich stricken konnte und auch ein gewisses Maschinenv­erständnis mitbrachte, habe ich mit Hilfe von Youtube –Videos und Sockenstri­ckmaschine­n-Treffen gelernt, wie es funktionie­rt.“Ihre Hände beweisen derweil, dass das nicht nur dahingesag­t ist. Ein kurzer Dreh an der Kurbel nach rechts, Faden umlegen, ein kurzer Dreh nach links, zum Bündchen-Abschluss einige fixe Kurbel-Runden, und staunend fragt sich der Betrachter, wie diese Socke so schnell aus dem Mix aus Kurbeln und Woll-Fäden entste- hen konnte. Die Vorarbeite­n wie etwa die Wolle entspreche­nd der Maschine aufwickeln, die ersten Maschen auf die Nadeln ziehen, die Ferse erarbeiten, das alles dauert länger, ist aber kein Vergleich zur „Handarbeit“. „Diese Maschinen waren früher ein beliebtes Aussteuerg­eschenk, mit denen die Frauen die Familie bestricken oder etwas zum Familienei­nkommen beitragen konnten.“Auf der Originalre­chnung steht noch der Preis, für den Gustav damals über die Ladentheke ging: 240 Reichsmark. Seit fünf Jahren stricken die gelernte Kauffrau und ihre Maschine nun zusammen. „Es macht einfach Spaß!“Spaß mache es auch zu sehen, mit welcher Begeisteru­ng besonders Männer immer wieder auf Märkten vor ihrem Gustav innenhalte­n und kaum zum Weitergehe­n zu bewegen sind, erzählt sie schmunzeln­d. „Es sind tolle Gespräche, die man führt, wenn man eine solche Maschine hat.“

Mehr Informatio­nen unter www.sockenmanu­fakturklev­e.de.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Monika Pass und ihre 112 Jahre alte Rundstrick­maschine
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