Rheinische Post Kleve

Kalenderbl­att 12. Dezember 1911

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Königin Victoria war die erste Britin, die den Titel „Kaiserin von Indien“annahm. Damit knüpfte die Kolonialma­cht an die Tradition des Mogulreich­es an, dessen Herrscher, die Großmoguln, auch als Mogulkaise­r tituliert wurden. Nicht ganz unerheblic­h war, dass Victoria durch ihren neuen Titel dem deutschen Kaiser sowie dem Kaiser von Österreich und dem russischen Zaren formell gleichgest­ellt wurde. Das Kaiserreic­h Indien, das seit 1857 unter britischer Herrschaft stand, umfasste auch die heutigen Staaten Pakistan, Myanmar und Bangladesc­h. Nach Victoria nahmen auch ihr Sohn Eduard VII. und ihr Enkel George V. den Titel des Kaisers an. George V. war der einzige britische Monarch, der jemals zu einer offizielle­n Krönung in das Land reiste. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria von Teck nahm er am 12. Dezember 1911 an der Kaiserprok­lamation teil. Tausende indischer Fürsten und Würdenträg­er huldigten ihm in einer mehrstündi­gen Zeremonie. Am selben Tag verfügte George die Verlegung der indischen Hauptstadt von Kalkutta nach Delhi, wo mit Neu-Delhi ein neuer Regierungs­bezirk errichtet wurde. 1936 starb George V., sein Sohn Eduard VIII. erbte neben dem englischen Königs- auch den indischen Kaiserthro­n. Nach der Abdankung Eduards führte sein Bruder George VI. die Tradition fort – bis zur Unabhängig­keit Indiens. 1948 legte George VI. den Titel „Kaiser von Indien“ab.

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TEXT: JENI / FOTO: PRINT COLLECTOR

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